Macbeth - Neo-Gothic Propaganda

Macbeth - Neo-Gothic Propaganda
Symphonic Gothic Metal
erschienen am 21.02.2014 bei Dragonheart Records
dauert 44:59 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Scent Of Winter
2. Slow Motion Tragedies
3. Void Of Light
4. Last Night In Shanghai
5. I Don't Care Of Being Just Like You
6. Empire's Fall
7. Dogma
8. Opaque
9. Little Spark
10. The Archetype

Die Bloodchamber meint:

Der Propaganda des Info-Zettels zufolge sollen MACBETH aus Italien durchaus ne amtliche Nummer sein, auf deren neuestes Album wir mit zittrigen Händen schon lange gewartet haben. Man mag es nun meinem persönlichem Schrumpfhorizont oder einfach dem Shakespeare-schen Gedächtnis-Popularitäts-Verschränkungs-Effekt anlasten, aber innerhalb ihrer fast zwanzigjährigen Bandgeschichte ist mir die Truppe nie ernsthaft aufgefallen. Somit werde ich mich dem fünften Studioalbum gänzlich jungfräulich widmen.

Dabei fallen zunächst sofort einige Dinge ins Gehör: MACBETH fahren alle klassischen Zutaten des Symphonic / Gothic Metals auf. Ein getrenntgeschlechtliches Gesangspaar, eine melancholische aber düstere Grundstimmung, rockige Gitarrenriffs, jede Menge Melodien und natürlich Keyboards. Hervor sticht jedoch sofort der extrem weinerliche Gesang von Frontmann Andreas. Bereits nach wenigen Sekunden verspüre ich dabei das Bedürfnis, ihm die gleichen Sätze zu entgegnen, die ich meinem Fünfjährigen als Reaktion auf sein Gejammer bei einem eingerissenen Fingernagel oder wenn der Ketchup nicht im richtigen Winkel zur Wurst auf dem Teller liegt, mit auf den Weg gebe. Das ist einfach ne Spur zu viel. Glücklicherweise kann seine Partnerin Morena mit ihrer angenehmen, warmen Stimme dort aber wieder einige Punkte reinholen. Selbst aggressivere Gesangslinien, ja fast schon Growls kommen des Öfteren zum Einsatz. Fährt sich der traurige Troubadour mal ein wenig zurück und alle drei Elemente kommen kombiniert zum Einsatz, kriegt das Ganze sogar ne eigenständige schöne Note ("Last Night In Shanghai").

Wirklich prägnant sind MACBETH nämlich vor allem in den Melodien. Auch wenn sich die Gitarristen noch so viel Mühe geben, durch Soli oder Rhythmusspielereien Akzente zu setzen, einfache Refrains wie in "Void Of Light", "Dogma" oder "The Archetype" sind einfach die Dinge, die im Gedächtnis bleiben. Der ganze Kram dazwischen ist zwar durchaus auch potentiell nicht von schlechten Eltern, dazu muss man sich aber erst mal dazu bringen, das Album genauer und intensiver zu betrachten. Denn es sind eine Vielzahl an Kleinigkeiten, die "Neo-Gothic Propaganda" zunächst abschreckend wirken lassen. Neben dem erwähnten, gewöhnungsbedürftigen Gesang sind das zum Beispiel die durchgeknallten Dancefloor-Keyboards in "The Archetype" oder der eigenartig sterile Schlagzeugsound. Und auch bei abgelutschten Textzeilen wie "From The Cradle To The Grave" drehen sich mir persönlich die Augen automatisch nach oben.

Somit haben wir letztlich ein ordentliches Album vor uns liegen, was sich mit der Zeit durchaus zum Positiven entwickeln kann, für die Spitze reicht das aber nicht aus. In jedem Fall habe ich die Italiener nun aber auf meinem Schirm.
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