Destrage - Are You Kidding Me? No

Destrage - Are You Kidding Me? No
Modern Progressive Metal
erschienen am 28.02.2014 bei Metal Blade Records
dauert 49:26 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Destroy Create Transform Sublimate
2. Purania
3. My Green Neighbour
4. Hosts, Rifles
5. G.O.D.
6. Where The Things Have No Colour
7. Waterpark Bachelorette
8. Before, After And All Around
9. Obedience
10. Are You Kidding Me? No

Die Bloodchamber meint:

Die DESTRAGE Chaoten sind zurück und haben freundlicherweise die üblichen Reaktionen auf Beschreibungen ihres Sounds als Albumtitel ausgewählt. Man gerät aber auch leicht in Versuchung, die Musik der Italiener in die Ecke des wirr-unterhaltsamen Unfugs neben HORSE THE BAND oder IWRESTLEDABEARONCE zu stellen, wenn schon im Opener atmosphärisches Schwelgen und opulente Fanfaren mit einem Grundcharakter gekreuzt werden, der mit beidem normalerweise nichts zu tun hat.

Richtungsweisend wird es aber erst danach, denn das kurze Shufflen in „Purania“ oder das hyperaktive Bombardement mit Melodiefragmenten im anschließenden „My Green Neighbour“ sind deutlich besser beherrschbar, wie auch der Rest des Albums, und rücken DESTRAGE eher in PROTEST THE HERO-ähnliche Gefilde. Das bedeutet, es gibt einen ebenso nachvollziehbaren wie erkennbaren Kern, auf dem das wilde Experimentieren aufbaut. Deshalb wirkt „Are You Kidding Me? No.“ trotz zahlreicher hektischer Momente („G.O.D.“) von Durchlauf zu Durchlauf immer weniger wie ein sprunghafter Geist, der in einem Satz von Fußball zu Gemälden des Klassizismus zum Bierdeckelsteuerrecht zu Weltraumschlachten springt. Stattdessen finden die Sprünge (eher) zwischen den Liedern statt, denn neben viel Brachialkunst taucht plötzlich nahezu friedliebende Weitläufigkeit in Form des etwas längeren „Where The Things Have No Colour“ auf, bevor die „Waterpark Bachelorette“ wieder Schwung in den Moshpit bringt, obwohl sie zwischendurch lässig im Planschbecken rumliegt.

Falls man in der mitreißend aufgelegten und ihre Erfahrung ausspielenden Band unbedingt eine Schwachstelle suchen will, würde man wohl an erster Stelle den Gesang nennen, weil die Ausdruckskraft während langsamer Passagen, besonders in geschrienen Momenten („Before, After And All Around“), nicht auf einen Nenner mit der Musik kommt. Wenn Paolo Colavolpe sich allerdings, wie meist, von dem instrumentalen Spektakel anstecken lässt, macht es regelmäßig einen Heidenspaß, die Kombattanten Musik & Gesang beim schwungvoll ausgetragenen Duell zu bewundern.

Wer von einer Grundhärte zwischen modernem Alternative und sich überschlagendem Thrash angesprochen wird und keine Angst vor geschickt darauf konstruiertem, kreativem Chaos hat, sollte DESTRAGE eine Chance geben. Nicht nur wegen dem grandiosen Titeltrack haben die Italiener sich diese redlich verdient.
-