Threshold - For The Journey

Threshold - For The Journey
Progressive Metal
erschienen am 19.09.2014 bei Nuclear Blast
dauert 49:27 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Watchtower On The Moon
2. Unforgiven
3. The Box
4. Turned To Dust
5. Lost In Your Memory
6. Autumn Red
7. The Mystery Show
8. Siren Sky

Die Bloodchamber meint:

Die Briten THRESHOLD sind eine sympathische Truppe. Gerade der Kollege Bach wird nicht müde, dies zu betonen. Wer schon einmal in den Genuss gekommen ist, die Band live zu erleben, wird dies auch fraglos bestätigen können. Allerdings könnte man glatt den Eindruck gewinnen, dass die Progger um Frontcharmebolzen Damian Wilson mit ihrem sympathischen Auftreten die eine oder andere kompositorische oder gar spielerische Schwäche überdecken müssten. Dass dies jedoch ganz und gar nicht der Fall ist, beweist das Sextett mal wieder auf eindrucksvolle Art und Weise mit seinem nunmehr zehnten Studioalbum mit dem Titel „For The Journey“.

Das Album knüpft nämlich qualitativ nahtlos an seinem starken Vorgänger "March Of Progress" an, der die Messlatte für das weitere Schaffen der Band eigentlich schon ziemlich hoch gelegt hatte. Doch wie kaum eine zweite Band verstehen es THRESHOLD, technischen Anspruch und Eingängigkeit so miteinander zu kombinieren, dass daraus schnell zündende Hits mit hohem Wiedererkennungswert entstehen, die auch nach dem x-ten Durchlauf noch Spaß machen. Was vielleicht auch daran liegt, dass die Briten dieses Mal vergleichsweise kompakt zur Sache gehen und bis auf das zwölfminütige "The Box" nur Songs um die Fünf-Minuten-Marke herum komponiert haben. So kommt man als Hörer zu keinem Zeitpunkt auf den Gedanken, hier sei eine Passage zu langatmig oder dort hätte man auch das Solo streichen können.

Im Gegenteil, jede Note hat ihre Daseinsberechtigung. Der "Watchtower On The Moon" legt mit schweren Riffs, zumindest leicht erhöhtem Tempo und Flitzefingersoli vor und zeigt so, dass THRESHOLD trotz aller AOR-Tendenzen noch guten Gewissens in die Metal-Schublade einzuordnen sind. "Unforgiven" nimmt im Anschluss das Tempo raus und gibt damit die Marschroute für die noch folgende Reise vor, denn über das stampfende Midtempo geht es kaum noch hinaus - einer der kleinen Wermutstropfen von "For The Journey". Auch sind "Unforgiven" und das balladeske "Lost In Your Memory" nur gute Songs und keine Überflieger wie der Rest des Materials.

Dieser aber hat es in sich. Das bereits angesprochene "The Box" ist ein mit einem überaus gelungenen Spannungsbogen gesegneter Longtrack, dessen zwölf Minuten wie im Flug vergehen. Die zu Beginn des Songs eingebaute Mario Savio-Rede ist zwar altbekannt, passt aber natürlich zur "The Box"-Story. Mit "Turned To Dust" folgt die fast schon unverschämt eingängige Single, für die andere Bands sich alle Gliedmaßen ausreißen würden. Das wiederum etwas härter riffende "Autumn Red" hüllt perfekt den 90er DREAM THEATER-Sound in ein modernes Gewand. "The Mystery Show" ist eine düstere Ballade, der zwar aufgrund des erneuten Abdriftens in AOR-Gefilde ein leicht kitschiger Touch anhaftet, gegen dessen maximal eingängigen Refrain man sich aber genau so wenig wehren kann wie gegen den vielleicht härtesten Track des Albums, den Rausschmeißer "Siren Sky". Dieser zieht mal mit etwas fieseren Stakkatos, verschachtelten Riffs und hypnotischem Keyboard in seinen Bann und wartet - wie könnte es auch anders sein? - mit einem Refrain auf, der nicht mehr aus dem Ohr geht.

Dass die Instrumentalisten wie auch Goldkehlchen Damian Wilson sich dabei auf demselben Niveau bewegen, auf dem sich das Top-Notch-Songwriting befindet, versteht sich fast von selbst. Und doch wird man auf der bevorstehenden Europatour wieder voller Erstaunen bewundern, mit welcher Selbstverständlichkeit THRESHOLD auch die neuen Songs in Perfektion darbieten. Spätestens wenn die glasklare Stimme Wilsons ertönt, die man bei dessen Anblick im Leben nicht erwarten würde, werden die Münder im Publikum reihenweise offen stehen. Neue Sympathien sind diesen Briten also schon jetzt sicher, auch dank des „Album des Jahres“-verdächtigen „For The Journey“.
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