Drudkh - A Furrow Cut Short

Drudkh - A Furrow Cut Short
Black Metal
erschienen am 24.04.2015 bei Season Of Mist
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Cursed Sons I
2. Cursed Sons II
3. To The Epoch Of Unbowed Poets
4. Embers
5. Dishonour I
6. Dishonour II
7. Till Foreign Ground Shall Cover Eyes

Die Bloodchamber meint:

Der ukrainischen Band DRUDKH hängt immer noch der Ruf an, einigermaßen dubios zu sein und wer sich mit ihnen rezensierend auseinandersetzt, sollte sich bewusst sein, dass er ein heißes Eisen schmiedet. Und ganz sicher ist es so, dass die Protagonisten Roman Saenko und Thurios sich nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert haben, was einige Äußerungen zu ihrer Vorgängerband angeht. Doch als sie DRUDKH gründeten, wurde eine Menge anders. Sie sind quasi unsichtbar geworden. Will man etwas über DRUDKH wissen, dann muss man DRUDKH hören. Es gibt keine Bandfotos, keine Interviews und dementsprechend auch keine dummen Sprüche jenseits der Musik. Und nimmt man das Werk von DRUDKH selbst unter die Lupe, dann zeigt sich hier das Schaffen einer zutiefst natur- und heimatverbundenen Band, die keinerlei Anlass bietet, von uns ignoriert zu werden.

Beim inzwischen zehnten vollen Album der Ukrainer kann man eigentlich erwarten, dass einiges anders ist. In ihrem Land herrscht Krieg und die Front ist nicht allzu weit von Kharkiv entfernt, der Stadt, aus der DRUDKH kommen. Doch durch reines Hören ist kein Abweichen vom altbekannten Pfad auszumachen, „A Furrow Cut Short‟ klingt sogar nach einer Besinnung auf alte Tugenden. Die postmetallischen Experimente, die vor einigen Jahren in Albenform gegossen wurden, sind Geschichte. Das neue Album steht voll in der Tradition dessen, was diese Band zu einer der bedeutendsten Black Metal Bands überhaupt gemacht hat.

Das Album geht einigermaßen rasant los, doch bald bekommt man das zu hören, was die Ukrainer beherrschen wie kaum eine andere Band: Die langgezogenen Melodiebögen, die sich wunderschön melancholisch über dem Grundgerüst aus oftmals rasenden Drums entspannen. Das beständige Tremoloriffing entwickelt ein Höchstmaß an Ruhe und Schönheit, was dieser schnellen Spieltechnik nach landläufiger Meinung eigentlich widersprechen sollte. Doch weit gefehlt! Dabei sind die Stücke gewohnt abwechslungsreich, wenngleich sich der bandeigene Stil durch jeden Ton zieht.

Dass dies kein reines Naturalbum ist, wird schon am Artwork deutlich und ein Blick ins Booklet offenbart, dass die verwendeten Texte keine eigenen sind, sondern ausnahmslos den Federn ukrainischer Dichter entstammen. Um mehr zu erfahren, muss man allerdings des Kyrillischen mächtig sein. Wohl auch deswegen wird auf „A Furrow Cut Short‟ gänzlich auf Intros, akustische Spielereien und Naturgeräusche verzichtet, wie man sie von älteren Alben kennt.

Im Kontext des Gesamtwerkes der Band stellt „A Furrow Cut Short‟ eine logische Fortsetzung dar. Nicht mehr und nicht weniger. Überraschend ist auf diesem Album rein gar nichts. Dafür gibt es auch gemessen an früheren Alben einige Punkte, die man positiv hervorheben kann und sollte. Das Album ist hervorragend produziert, der Sound ist differenziert und kraftvoll, die kleinen Synthesizer-Tupfer sind dabei hervorragend eingebaut und technisch stehen DRUDKH hier besser da als noch auf „Eternal Turn of the Wheel‟. Die Kompositionen sind allesamt ausgereift, und das Album erschließt sich erst nach einigen Hördurchgängen ganz, weil hier mehr als genug passiert, um den Hörer über lange Zeit zu fesseln. Auch wenn DRUDKH eigentlich nur das machen, was sie meistens machen, muss man ihnen zugestehen, dass „A Furrow Cut Short‟ besser klingt als einige andere Alben der Band. Und wer sich nicht vorstellen kann, dass klassischer Black Metal einfach nur schön sein kann, der möge „To the Epoch of Unbowed Poets‟ und das epische „Embers‟ auf sich wirken lassen.

So kann man jedem Freund der Band nur dazu raten, das Album unverzüglich in die heimische Sammlung aufzunehmen. Und wer sich bislang noch nicht mit DRUDKH beschäftigt hat, findet mit „A Furrow Cut Short‟ einen sehr guten Ausgangspunkt. Das alles mag keine Sensation sein, aber es ist sehr viel und ich weiß genau, dass dieses Album noch lange Zeit bei mir rotieren wird.
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