Year Of The Goat - The Unspeakable

Year Of The Goat - The Unspeakable
Rock
erschienen am 31.07.2015 bei Napalm Records
dauert 52:37 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. All That He Has Read
2. Pillars Of The South
3. The Emma
4. Vermin
5. World Of Wonders
6. The Wind
7. Black Sunlight
8. The Sermon
9. Riders Of Vultures

Die Bloodchamber meint:

„Oh mein Gott, wie süß!!!‟ - Diesen Ausruf hören wir zumeist bei Katzenfotos im Internet, angesichts von Säuglingen oder beim Genuss von überzuckertem Früchtetee. Aber manchmal gibt es auch Musik, bei der man sich versucht fühlt, ob der zuckrigen Qualität der Melodien eben diesen Ausruf verlauten zu lassen. Und wenn es eine Band gibt, die noch irgendwie in den musikalischen Sektor der Bloodchamber passt und die durch verführerische Süße zu bestechen weiß, dann geht es mit großer Wahrscheinlichkeit um YEAR OF THE GOAT. Und die haben ihr zweites Album mit dem Titel „The Unspeakable‟ draußen. So finster der Bandname wirkt und so verhängnisvoll der Albentitel klingt, so irreführend ist dies für Uneingeweihte. Im Jahre 2015 klingen YEAR OF THE GOAT noch immer so, wie man es von ihren früheren Veröffentlichungen gewohnt ist und wie man es haben will.

„The Unspeakable‟ ist zum Glück ein Album geworden, das voll in der Tradition von „Angels' Necropolis‟ steht. Es ist eine gradlinige Fortführung, die Änderungen im Sound sind minimal, sofern man überhaupt welche bemerken kann. Und das Beste, das es über dieses Album zu sagen gibt, ist, dass es einfach schön ist. YEAR OF THE GOAT haben es wieder einmal vollbracht, über 50 Minuten bezaubernder Melodien zu stricken, die eine unglaubliche Ohrwurmqualität haben. Allein die Refrains von „All That He Has Read‟ und „Riders Of Vultures‟ sind mir teilweise tagelang nicht aus dem Kopf gegangen. Dabei ist das Album wie gewohnt von einer dezenten Melancholie durchzogen, die zusammen mit den okkulten Texten eine ganz besondere Stimmung erzeugt.

Beim Songwriting ist alles wie gehabt. Es gibt mit „All That He Has Read‟ eine Nummer von ausufernder Länge, die aber dennoch kompakt und kurzweilig klingt, nur dass das Album dieses Mal mit dem XXL-Song eröffnet wird. Das restliche Material ist deutlich kürzer und kommt zumeist schnell auf den Punkt. YEAR OF THE GOAT haben eigentlich so gut wie nichts mit Metal zu tun, auch wenn sie thematisch und ästhetisch so mancher Schwarzwurzel ein passendes neues Zuhause anbieten dürften. Letztlich gibt es aber reichlich klassische Rockmusik mit deutlichem 60er und 70er-Einschlag. Im Vergleich zum Vorgänger gibt es ein paar Stellen, die noch mehr nach Glam klingen. Songs wie „The Emma‟ oder „Black Sunlight‟ haben eine ganze Menge von QUEEN, nicht zuletzt was die Chöre angeht. Dabei wird der klassische Rocksound durch die äußerst warme und analoge Produktion unterstrichen. Alles klingt nach Gibson, Röhre und einigen Tupfern Hammond und Moog. Ein bisschen CREAM hier, ein wenig THE DOORS da und fertig ist der Verweiskatalog.

YEAR OF THE GOAT ist glücklicherweise das Schicksal von GHOST erspart geblieben, die ich zuletzt auf einem Werbemonitor in einer U-Bahnstation Kölns erblickt habe. Die beiden Bands weisen so manche Ähnlichkeit miteinander auf, dabei sind YEAR OF THE GOAT unprätentiöser und musikalisch interessanter. Und das ist verdammt gut so! „The Unspeakable‟ ist ein Album geworden, das glücklicherweise wenig überraschend ist und das die originelle Stilistik des Vorgängers nahtlos weiterführt, dabei aber auf Qualität setzt. Das Songmaterial ist durchweg richtig gut bis teilweise begeisternd. Wenn am Ende das finale „Riders Of Vultures‟ in einem groß angelegten opernhaften Finale endet, dann kann einem das schon so manchen Schauer den Rücken runterjagen. Und weil einfach alles so schön ist und die Melodien so verdammt süß sind, gibt es nur eine abschließende Antwort: Mehr davon!
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