Nocturnal Rites - Grand Illusion

Nocturnal Rites - Grand Illusion
Power Metal
erschienen am 19.09.2005 bei Century Media
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Fools Never Die
2. Never Trust
3. Still Alive
4. Something Undefined
5. Our Wasted Days
6. Cuts Like A Knife
7. End Of Our Rope
8. Never Ending
9. One By One
10. Deliverance

Die Bloodchamber meint:

Manchmal gibt’s schon seltsame Dinge, die einfach unbegreifbar sind. Bisher hatten die lustigen Schweden von Nocturnal Rites bei mir eigentlich immer den gleichen Status wie unsere Hamburger Fischköppe Metalium. Die Scheiben waren immer ganz nett aber eben nicht so herausragend, dass ich sie ganz oben auf meiner Einkaufliste angeführt hätte. Wäre ja eigentlich nichts besonderes, wäre da nicht die Tatsache, dass die nächtlichen Rituale für ihre Scheiben immer sehr gute Wertungen eingesackt haben. Aber gerade Album Nr. 7 – also der vorliegende „Grand Illusion“-Silberling – stieß nicht überall auf bedingungslose Gegenliebe. Hat man bereits Bewertungen zu einer Scheibe gelesen, ist es natürlich schwieriger, unvoreingenommen ans Werk zu gehen und Vorbehalte in den Tiefen der mehr oder weniger vorhandenen Hirnwindungen zu verstecken.

Wie ich nun nach mehrmaligem Hören feststellen muß, darf man wohl nicht alles glauben, was in den Medien herumgeistert. Um´s vorweg zu nehmen: die Schweden haben es mit ihrem neuen Longplayer geschafft, das meiner Meinung nach beste Werk zurecht zu zimmern. Wuchtiger Sound und exzellentes Songwriting mit genialen Chören, das von melodisch zart bis riffig hart jede Facette des melodischen Heavy Metals aufzeigt. Die von einigen Kritikern beschriebene fehlende Eingängigkeit (die ich allerdings nur bedingt bemerkt habe) hält Songs wie das Savatage-mäßige „Cuts Like A Knife“, den Banger „Our Wasted Nights“ oder der von doomigen Passagen durchzogene Bombast-Rocker „Never Ending“ auch nach mehrmaligem Hördurchlauf noch frisch. Überdies gibt es nicht einen einzigen Song, der qualitativ abfällt, alles wirkt wie aus einem Guß. Und genau wie ihre amerikanischen Brüder von Kamelot – mit denen man Nocturnal Rites meiner Meinung nach am besten vergleichen kann – kriegen die Schweden es hin, geniale Gitarrenparts mit orientalischen Einflüssen zu koppeln. Allerdings überholen sie die alles andere als schlechten, aber nichtsdestrotrotz etwas überbewerteten Amis bezüglich Melodik und Gänsehautfaktor auf dem Standstreifen.

Wer für Kamelot´s „Halo“-Album die imaginäre Höchstwertung aus dem Ärmel zog, sollte sich nun Gedanken um eine Erweiterung des Bewertungssystems machen. „Grand Illusion“ jedenfalls hat es geschafft, den Namen Nocturnal Rites vielleicht doch etwas höher auf meinem Einkaufszettel zu platzieren!
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