Got Nuthin' - Last Recall

Got Nuthin' - Last Recall
Hardcore
erschienen am 12.02.2016 bei Demons Run Amok
dauert 36:31 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. My Last Words
2. No Morality
3. This Is For You
4. Last Recall
5. Hope
6. God Vs. Me
7. All Eyes On Me
8. The Thin Red Line
9. Watch Ya Step
10. Szene

Die Bloodchamber meint:

Dann also Hardcore. Die Berliner GOT NUTHIN‘ kamen als Support von NEW HATE RISING jüngst recht formidabel rüber und haben mit „Last Recall“ ein frisch geschlüpftes Album am Start – beste Voraussetzungen für eine Kurzbesprechung im Rahmen dieser Seiten.

Stilistisch lassen sich die gut 37 Minuten überwiegend am grooveorientierten Rand des Genres verorten: BIOHAZARD und MADBALL schauen vorbei, MERAUDER und RYKER'S ebenfalls, die ganze 90er-Chose also, die mit Außenseiterlyrik, dickem Chugga-Riffing und Pitbull-Ästhetik recht erfolgreich im metallischen Sektor wildern konnte. Zur Abrundung gibt’s gleich im Opener „My Last Words“ eine gelungene Riff-Hommage an‘s MACHINE HEAD-Debüt, womit der grobe Rahmen dann auch steht.
In diesem Bezugssystem operierende Songs wie „This Is For You“, „Hope“ oder auch „God vs. Me“ verkörpern die stilistischen Wurzeln der Berliner vielleicht am besten, sind glücklicherweise jedoch nur eine Seite der Medaille. GOT NUTHIN‘ wissen nämlich, dass man mit Groove allein im Jahr 2016 keine ganze Scheibe mehr füllen kann und pimpen ihre Basics dem entsprechend immer wieder mit stilistischen Anbauten angrenzender Subgenres: Ob Straßenpunk-Singalongs, (sehr vereinzelte) Beatdowns, Gangshouts oder die immer wieder eingeflochtenen Uptempo-Parts aus eher punkigen HC-Gefilden – die Songs bleiben beweglich und wirken trotz diverser Déjà-vus im Chugga-Bereich recht schnell angenehm eigenständig.
Hierzu tragen nicht zuletzt die Gastsänger bei, die in Nummern wie etwa „Watch Ya Step“ und „All Eyes On Me“ mit teils ultrakurzen Auftritten individuelle Akzente setzen. Paradebeispiel ist dabei sicher das abschließende „Szene“, in dem GOT NUTHIN‘ zusammen mit Rapper SCAR einen bitter-angepissten Abgesang auf das aktuelle (Berliner) Hardcore-Umfeld vom Zaun brechen: Der kompositorische Flow ist perfekt, das Uptempo-Break nach SCAR’s Intro einfach nur geil, und auch wenn „Szene“ nicht unbedingt stellvertretend für das Album stehen kann, bietet es doch einen guten Eindruck von den Dingen, die GOT NUTHIN‘ zu bewegen scheinen.
Diese nostalgische, bittersüße Mischung aus Anti-Fashion und Outcast-Attitüde ist letzten Endes Dreh- und Angelpunkt der Scheibe, was sich auch in den Texten wiederholt niederschlägt. Doch wer (vor allem in „Szene“) mit derart großen Steinen wirft, sollte auf Sicherheitsabstand achten: Klischees und Phrasen gibt es bei GOT NUTHIN‘ nämlich ebenfalls nicht zu knapp und ein Song wie „My Last Words“ ist lyrisch letzten Endes nur schlecht reflektiertes Teenagergebrabbel aus der Du-bist-Scheiße-Mottenkiste. Nicht unbedingt ein Showstopper, aber eben ärgerlich.

Trotz dieser kleinen Macken: Wer der falschen Seite der Gleise etwas abgewinnen kann, sollte dem fett drückenden „Last Recall“ eine Chance geben. Die Jungs wissen genau was sie tun und liefern mit ihrem aktuellen Album eine kurzweilige halbe Stunde ab, die man immer mal wieder zwischen Postprog und DSBM quetschen kann. Stock aus dem Arsch und so... ;)

Zum Antesten – natürlich – „Szene“ mit Hiphop-Intro und Überbreak:
https://youtu.be/OjEeD2DZ6fw

Releaseinfo: Die Scheibe erscheint zunächst nur auf Vinyl (150 Royal Dark Blue & 150 Coke Bottle Green) mit Downloadcode für eine digitale Variante in 224 kbps.
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