Thyrane - Travesty Of Heavenly Essence

Thyrane - Travesty Of Heavenly Essence
Melodic Black Metal
erschienen am 25.11.2005 bei Spikefarm Records
dauert 44:24 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Parasites of submission
2. Decay of Christian empire
3. Travesty of heavenly essence
4. Nox diaboli
5. Legacy of saints in disguise
6. Deteriorated
7. Truth revealed
8. Tolerance
9. Divinity under will
10. Prisoner of pain
11. Lost in reflection

Die Bloodchamber meint:

Ja mei, bin ich denn jetzt schon total durch den Wind? Da hab ich doch glatt die falsche CD zur richtigen Hülle eingelegt. Oder vielleicht doch nicht? Na schau mal einer an, mit meiner Konzentrationsfähigkeit ist ja doch noch alles in Ordnung, aber ich hätte schwören können, aus Versehen eine OLD MANS CHILD-Scheiblette eingeworfen zu haben. Ist aber auch gar nicht so leicht, die beiden auf Anhieb auseinander zu halten, da die Nordfinnen von THYRANE aus genau derselben Genre-Schublade des melodischen Plüsch-Black Metals stammen wie ihr norwegisches Pendant. THYRANE gibt’s zwar offensichtlich auch schon ganze 11 Jahre, aber deren vier vorangegangene Alben haben es bisher noch nicht in meine Hörweite geschafft, weswegen ich sie unfairerweise mit den mir seit Jahren geläufigen alten Männerkindern vergleichen muss.
Wie gesagt, rein stilistisch bieten uns auch THYRANE glattgebügelte Kreisch-Vocals, kraftvolles Drumming, warm surrende Gitarren und im Hintergrund munter vor sich hin atmosphärende Keyboard-Sounds. Das geht leicht ins Ohr, bringt das Blut in Wallung und vertreibt die in monochromen Wäldern lebenden Schwarzmetaller in Scharen aus ihren frostigen Höhlen. Dennoch ist „Travesty Of Heavenly Essence“ nicht halb so vorhersehbar wie befürchtet geworden. Im Unterschied zum norwegischen Vergleichsmuster haben die Finnen nämlich auch die eine oder andere Axt im Gepäck, womit sie beispielsweise im Titeltrack, bei „Tolerance“ oder in „Prisoner Of Pain“ auch mal kräftig auf die eine oder andere Black- oder Thrash-Eiche einschlagen. Diverse kleine Rhythmus-Experimente wie in „Decay Of Christian Empire“ sind zwar nicht unbedingt songdienlich, aber dafür glänzt die Band in „Nox Diaboli“ mit einem sehr genialen Hymnen-Refrain, an dem man sich nicht satt hören kann. In „Deteriorated“ wird dieses melodische Element noch einmal aufgegriffen und verleiht auch diesem Stück eine besondere Würze. Und obwohl der Sänger gerne mal ganz grimmig aus der Wäsche schaut, die Melodien behalten trotz aller Gitarren-Verspieltheit immer noch die Oberhand.
Auch wenn THYRANE das Genre nicht neu definieren werden, irgendwie macht „Travesty Of Heavenly Essence“ jede Menge Spaß. Abwechslungsreiche Songs mit jeder Menge Schwung, coolen Riffs und über weite Strecken gelungene Keyboard-Untermalung machen die Scheibe zu einem gut produzierten, kurzweiligen Vergnügen, bei dem man sich nicht allzu viele Gedanken machen muss und auch machen sollte.
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