Euphonic - Fate In Disguise (EP)

Euphonic - Fate In Disguise (EP)
Melodic Death Power Metal
erschienen im Dezember 2005 als Eigenproduktion
dauert 24:22 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Fate in Disguise (Intro)
2. Encased
3. Desperate Deed
4. Drunken Clairvoyant (Interlude)
5. Egypt
6. Keeper of the Flame

Die Bloodchamber meint:

Der erste Eindruck ist bei einer Band meist entscheidend. Sieht man vorne drauf eine zersplatterte alte Oma auf dem Bürgersteig, daneben einen blutverschmierten, die Augen nach oben rollenden Zombie mit einem Hackebeilchen in der Hand sowie einen dämonisch grinsenden Mond im Hintergrund der düster beleuchteten Stadt, denkt man wohl meist an Death Metal oder vereinzelnd an Lordi/Gwar. Steht das Bandlogo darüber noch in komisch verschnörkelten Lettern, die man nur mit Nachzeichnen der Letter mit Hilfe des Fingers entschlüsseln kann, deuten alle Zeichen auf eine Black / Death Metal Band hin. Euphonic habe ich deswegen auch unweigerlich in die Death/Black Metal Ecke eingeordnet und geflissentlich überlesen, dass die Scheibe von unserem Chefredakteur als „Melodic/Heavy/Death Metal“ angepriesen wurde. Nächstes mal mache ich die Augen auf, denn nach einem sphärischen Intro erklang eine recht harmlose Power Metal Musik aus meinen Boxen. Auch Sänger Nicolas Inhofer passt da hervorragend ins Bild, seine Stimme ist recht angenehm und schießt auch nichts über oder unter die üblichen 8 Töne Stimmumfang hinaus, klingt allerdings in einigen Phrasen doch arg intonationsschwach. Da müsste die Band mit Hilfe von Auftritten noch nachsteuern. Schlecht, so muss ich es leider sagen, klingt das mit komischen Verzerr-Effekten belegte Black Metal / Death Metal Geschreie, das gar nicht in die Musik passt. Da wäre die Band lieber mit schnörkellosem Bandlogo beim traditionellen Mid-Tempo Power Metal geblieben, denn das durch den Gesang sehr eigenwillige „Desperate Deed“ klingt ein wenig verloren und zündet auch nach mehreren Durchgängen nicht. Positiv zu erwähnen sei das über weite Phasen fast Instrumental gehaltene Stück „Egypt“, das zwar etwas plakativ beginnt, aber durchaus zu gefallen weiß und der Band eine gute Handhabung mit progressiven Elementen zuweisen lässt. Hier fällt der Gesang leider auch wieder etwas nach hinten runter, liegt aber auch an der verkorksten (zu sehr im Hintergrund gehaltenen) Produktion des Stimmbandschwingers. Das abschließende „Keeper of the Flame“ passt allerdings gar nicht auf die Scheibe, das ist ein typischer Sword&Sorcery Song der mit einem versuchten Gitarren/Keyboard Solo aufweisen will. Da bei einer solchen Musik aber wirklich abwechslungsreicher und hoher Gesang angesagt ist, passt hier außer dem Schlagzeug eigentlich nix zusammen. Der Refrain ist mir zu rosa-rot (Here I am, the Keeper of the Flame, Here I stand with the fire in my hand – murks!), geklaut und der Song an sich langweilig.

Fazit: Die Band sollte einen roten Faden finden, was sie genau machen wollen. Der Keyboarder wäre gerne bei einer Progressive Metal Band, der Drummer bolzt drauf los, egal wonach es klingt, der Sänger bleibt in seinem (limitierten) Tonumfang und die Gitarren wären am liebsten bei Manowar und Konsorten angestellt. Wenn sich alle Musiker mit ihren guten Ansätzen mal ernsthaft über eine stilistische Ausrichtung unterhalten würden und zu einem homogenen Ergebnis kommen können, attestiere ich der Band einen guten Output. So verbleibe ich bei ausbaufähigen 6 Punkten.
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