The 69 Eyes - Devils

The 69 Eyes - Devils
Gothic Rock
erschienen am 22.10.2004 bei Virgin Music
dauert 42:19 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Devils
2. Feel Berlin
3. Nothing On You
4. Sister Of Charity
5. Lost Boys
6. Jimmy
7. August Moon
8. Beneath The Blue
9. Christina Death
10. Hevioso
11. Only You Can Save Me

Die Bloodchamber meint:

Höschen werden feucht, Nackenhaare richten sich willig auf und beim Anblick des Covers schliesslich schlägt der Name Andrew Eldritch ein faustgrosses Loch ins Wohlfühlzentrum. Keine Frage: Die Helsinki Vampires haben unter den Goldhändchen von Ville "ich wurde von einem Schwulen vergewaltigt" Valo eine erstaunliche Entwicklung durchlaufen, die mit "Devils" aus dem Jahre 2004 ihren bisherigen Höhepunkt fand. Anstelle der alten drei-Übersongs-pro-Scheibe-Krankheit gibt es hier nämlich durchweg hochklassige Rocksongs zwischen Billy Idol, Sisters Of Mercy und Type 0 goes Pop, mit etwas Glam und einer stets präsenten Prise Dreck im Abgang.
Auffälligstes Merkmal und Zentrum aller Aufmerksamkeit ist dabei sicherlich Sänger Jyrki 69, der mit tief-sonorer Stimme Geschichten von Liebe, urbaner Einsamkeit und den kleinen Niederlagen des Lebens erzählt. Nicht, dass dies neu wäre, allerdings ist bereits das rockig bis rührige ("Feel Berlin") Eingangstrio dermassen gut, dass man sich wahlweise in Rockerpose durchs Zimmer wiegt oder einfach nur hinsetzt und einlullen lässt. Nicht besser wird das bei "Sister of Charity", einer bombastischen Hommage an - wen wohl - samt Mönchschorälen, Glockengeläut und Streicherparts, die für Gänsehaut vom Feinsten sorgen.
Bezeichnend ist neben den Orchesterarrangements (eines Filmkom- ponisten übrigens) auch der gelungene Einsatz von cleanen Gitarren, die vor allem in getrageneren Songs und im Wechselspiel mit dem Bass immer wieder für 80s-Goth-lastige Melodieführung sorgen.
Etwas flotter wird es dann mit der ersten Single "Lost Boys" die neben gelungenem Break/Solo auch Pianotöne auffährt und sich mit ihrem eingängigen Refrain direkt ins Langzeitgedächtnis flufft. Das violinengestützte "Jimmie" und die sphärische Semi-Ballade "August Moon" läuten dann den schwelgerischen Part des Albums ein, den nur "Beneath the blue" nochmal kurz in rockigere Regionen führt.
Vor allem die letzten beiden Songs sind im besten Sinne melancholische Hymnen, die derzeit wohl keine andere Band in dieser Form verzapfen kann - da lässt sich selbst Ville HIMself noch zu ein paar endwarm gehauchten Backings hinreissen.
Soundtechnisch wurde das Ganze von Hiili Hiilesmaa (HIM, Sentenced, Moonspell etc.) ansprechend auf Band gebracht. Das hat einen gehörigen Anteil an der nostalgischen Qualität der Scheibe: The 69 Eyes haben sich trotz zeitgemässer Produktion einfach den Spirit einer vergangenen Zeit bewahrt, was von den schwesternhaften Lyrics nur noch unterstrichen wird.

Diese Scheibe solltet ihr euch zulegen, weil sie einfach alles hat: Man kann sie sich immer wieder allein anhören oder zu ihr Liebe machen, man kann dabei aufwaschen oder den Rocker mimen, sie hilft nach anstrengenden Tagen und ist zugleich Belohnung für Geleistetes. Kurz gesagt: Alles was ihr macht, wird durch "Devils" ein wenig schöner...
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