Infliction - The Faint Smell Of Suicide

Infliction - The Faint Smell Of Suicide
Melodic Death Metal
erschienen in 2002 bei Voice Of Life Records
dauert 45:15 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Intro
2. A Credit To Dementia
3. Soulquake Bizarre
4. As Coward Meets Coward
5. Faint Smell Of Suicide
6. Prelude
7. The Blood That I Crave
8. Hypochrist
9. Unmorning
10. Pleasure Called Hate
11. Vanishing Point

Die Bloodchamber meint:

Das Debütalbum der italienischen Band Infliction gehört zu jener Sorte Platten, die es dem geneigten Hörer schwer machen, ein faires Urteil zu fällen. Ist es jetzt gut ? Ist es schlecht ? Hat man gar was falsch verstanden ? Keine Ahnung ! Doch dazu später mehr ...

Nach einem unheilschwangeren Intro geht’s mit dem Opener „A Credit To Dementia“ los, der sofort klarmacht, wo’s hier langgeht : sägende Gitarrenriffs, allerfeinstes Drumming und ne erstklassige Produktion sind Merkmale, die einem sofort ins Auge (bzw. Ohr) springen. Allerdings zeigt der Song auch direkt das Hauptproblem der Band auf : sie sind zu (gewollt) progressiv !
Hört sich ziemlich blöd an, entspricht aber leider der Wahrheit. Nix gegen geschickt eingefügte Tempowechsel und das eine oder andere Break, aber was Infliction hier abziehen, ist echt nicht mehr feierlich. Es hagelt krasse Stilbrüche ohne Ende; auf nen Knüppelpart folgt direkt ne Akustikklampfe, danach wird wieder gemetzelt, nur um anschließend ein allerfeinstes Maiden-Solo rauszuhauen und das Ganze heftigst mit Keyboards bzw. Piano zu untermalen. Das ist zwar allesamt sehr gut gespielt (vor allem Gitarrist Gianluca und Drummer Chris Z. sind Meister ihres Fachs), nimmt den Songs aber jegliche Dynamik und erschwert den Zugang zu den Stücken leider ungemein.
Überhaupt mag sich die Band anscheinend nicht entscheiden wollen, was sie hier überhaupt spielt. Vom klassischen Heavy Metal über diverse Thrash-Parts bis hin zum typischen Death Metal ist eigentlich alles vorhanden, paßt aber mehr schlecht als recht zusammen. Zudem bekommt die Chose durch die äußerst variantenreiche Stimme von Fronter I.R. (mal Grunzen, mal Kreischen wie Cradle-Dani, mal Spoken-Word-Parts) und einige Blastspeed-Attacken noch ne leichte Black Metal Schlagseite, die ich als noch mehr fehl am Platz empfinde (und das will hier schon was heißen ...).
Es gibt aber auch eine andere Seite der Truppe, die sich dann zeigt, wenn die Tracks mal etwas konsequenter gehalten sind, wie etwa bei „The Blood That I Crave“ oder „Pleasure Called Hate“. Diese Stücke zeigen in etwa die Richtung an, die die Band in der Zukunft einschlagen sollte. Richtig gut ist auch „Unmorning“, das absolute Highlight der Scheibe. Hier machen die Breaks endlich mal Sinn, die Keyoards passen in den Kontext und der Sänger zeigt auch mal Mut zu (erstklassigen) cleanen Vocals, die in einer größeren Anzahl dem Album sicher nicht geschadet hätten.

Und schon sind wir wieder am Anfang. Wie bewerte ich so ein Album ?
Bei mir blieb unterm Strich – ausgenommen erwähnte Songs – leider fast gar nichts hängen, was beileibe kein gutes Zeichen ist. Trotzdem kann man so eine Platte nicht verreißen, da sie einfach extreme Geschmackssache ist. Mir persönlich ist das zwar zu sehr „progressiv-um-jeden-Preis“, es mag aber auch ein paar Watchtower-Anbeter geben, die die Truppe vergöttern werden – außerdem ist es ja möglich, daß mein Gemüt einfach zu schlicht für diese Art von Musik ist.
Zudem ist die ganze Geschichte äußerst professionell gespielt und produziert, so daß ich eigentlich mindestens fünf Punkte geben muß. Ach was soll der Geiz, für das tolle „Unmorning“ leg ich sogar noch ein Bonuspünktchen drauf. Mehr werden’s aber beim besten Willen nicht ...
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