Judas Priest - Turbo

Judas Priest - Turbo
Heavy Metal
erschienen in 1986 bei Sony Music
dauert 40:52 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Turbo Lover
2. Locked In
3. Private Property
4. Parental Guidance
5. Rock You All Around The World
6. Out In The Cold
7. Wild Nights, Hot & Crazy Days
8. Hot For Love
9. Reckless

Die Bloodchamber meint:

1986 : die beiden führenden Bands der britischen Metalszene hauen neue Alben raus, die von den Fans zunächst skeptisch beäugt werden, da sie beide mit (Gitarren)-Sythies und ähnlichen Soundexperimenten angereichert sind. Während es bei den einen (Iron Maiden) mit „Somewhere In Time“ immerhin zu einem absolutem Klassiker reichte, erlebten die anderen (Judas Priest) mit „Turbo“ ihr Waterloo. Wie kam es dazu ?
Nun, die Frage beantwortet sich schon beim ersten Durchlauf dieser Scheibe – was man hier vorgesetzt bekommt, läßt einem echt die Haare zu Berge stehen ... allerdings nicht vor Begeisterung, sondern eher vor Entsetzen. Was haben sich die Priester denn dabei gedacht ? Erst zwei absolute Killeralben veröffentlichen („Screaming For Vengeance“ und „Defenders Of The Faith“) und dann zur Verunsicherung der Zielgruppe mal wieder ne Gurke auf den Markt bringen ? Tolles Konzept, meine Herren.

Der Großteil dieser Platte ist – vorsichtig ausgedrückt – eine echte Frechheit. Und das liegt eigentlich kaum an den durchaus vorhandenen Effekten, dafür aber vor allem an den Songs, die in erster Linie wie folgt klingen : einfallslos, lieblos, zahnlos.
Simpler Kindergarten-Rock nach Schema F, austauschbare Melodien, langweilige Refrains, uninspirierte Soli und furchtbar peinliche Lyrics, die sogar gestanden Schwanzrockern der Marke Mötley Crüe die Schamesröte ins Gesicht treiben würden. Besonders schlimm und definitiv auf Null-Punkte-Niveau sind in dieser Hinsicht „Parental Guidance“ und „Wild Nights, Hot & Crazy Days“, die man den Kollegen Halford/Tipton/Downing auch heute noch mit Schmackes um die Ohren hauen sollte.
Richtig gut (und leider die Ausnahme) sind dagegen das absolut grandiose Quasi-Titelstück „Turbo Lover“ sowie das von furchtbaren Billig-Keyboards eingeleitet „Out In The Cold“. „Locked In“ bewegt sich noch irgendwo in der Grauzone zwischen „nicht schlecht“ und „gut“, während der Rest der Platte immerhin sauberer, wenn auch strunzlangweiliger Durchschnitt mit erwähnten Mängeln ist.
Punkte abziehen sollte man dazu noch für das alberne Cover und die superpeinlichen Bandfotos im Booklet : tuntige Posen, stillose Lederklamotten, schröckliche Sonnenbrillen und ne Menge Hair-Crimes (inklusive Minipli, Vokuhila und dem obligatorischen Oliba) verleiten eher dazu, das Teil zu verbrennen anstatt es zu lesen.

Fazit : 4 Punkte für die Musik und die Optik plus einen Bonuspunkt für „Turbo Lover“ und „Out In The Cold“. Und tschüss ...
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