Hardcut - We Apologize For Giving A Fuck

Hardcut - We Apologize For Giving A Fuck
Crossover
erschienen im Oktober 2006 als Eigenproduktion
dauert 53:51 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. We Apologize for Giving a Fuck
2. The Very Last Night
3. Look at Us
4. Face Reality
5. Eyes Wide Shut
6. Come to Say
7. Inside Out
8. Break the Silence
9. Get a Life
10. Fuck you Please
11. We Get you Down
12. Inside of Me
13. Five Fists

Die Bloodchamber meint:

HARDCUT stammen aus dem Saarland. Das ist im Grunde genommen nichts besonderes, doch da der omnipräsente True Metal Kollege Meyer ebenfalls das kleine Bundesland seine Heimat nennt, hat man schon beinahe verdrängt, dass in diesen Landesteilen überhaupt moderne Musik gespielt werden kann. Das Quintett macht es trotzdem und feuert eine Mischung aus thrashigen Metal Riffs, jeder Menge Crossover, etwas Hardcore und einigen elektronischen Spielereien ins weite Rund. Nach zwei Demos liefern die Jungs mit „We Apologize for Giving a Fuck“ einen mit über 50 Minuten Spielzeit recht langen Longplayer ab, jedenfalls was das Genre betrifft. Hörer, die ihre Bandbreite irgendwo zwischen DISTURBED, WATERDOWN oder auch LINKIN PARK sehen, dürften Gefallen an dem Dargebotenen finden.

Es wird dezent und nicht zu wild gegröhlt, meist clean gesungen, mit vielen Breaks und Stimmungswechseln gearbeitet und die Gitarre mächtig tief gestimmt. Es wird gerockt, gemosht, gehüpft, getanzt, ja sogar geschmust. Das ist alles schön und gut, doch leider wird das Ganze immer wieder von einer „Möchtegern-Aggro-Stimmung“ unterlegt, die einfach fehl am Platze ist. Die zahlreichen „Fuck“-Rufe, sonstigen Pseudo-NYC-Poser-Aktionen und Rapeinlagen, passen erstens nicht zur Musik und zweitens nicht zur Band selbst. Glücklicherweise fallen diese Ausrutscher nicht immer ins Gewicht, allerdings haben Titel wie der Opener, das sinnfreie „Fuck you Please“ und das folgende „We Get you Down“ immer wieder darunter zu leiden. Überhaupt fehlt dem Album vor allem im hinteren Mittelteil die Frische und die Ideen, um den Hörer über die komplette Zeit in seinen Bann ziehen zu können. Vielleicht hätte man einfach auf einige Titel in diesem Bereich verzichten sollen.

Auf der anderen Seite haben sich allerdings auch einige wunderbare Songs auf dem Album versteckt, weswegen ich die Band verstehen kann, dass sie möglichst viele ihrer Versuche auf Cd pressen wollte. Das Gesamtbild – und das sollte man nicht vergessen – wird nämlich von einem exzellenten Gesang, einem superben Drumming und einer klasse Produktion unterstützt, die im Demobereich ihres gleichen sucht. Vor allem Sänger Patrick Naumann fällt bei den cleanen Refrains in „The Very Last Night“ und „Look At Us“ hervorragend auf. Es sind auch diese beiden Titel, die mit überraschenden Breaks und Stilwechseln, für eine klasse Stimmung sorgen, die sich auch durch die nächsten Tracks aufrecht erhält. Elektronischer, aber immer noch mitreißend kommt „Face Reality“ daher und auch die zuckersüße Ballade „Come to Stay“ kann überzeugen. Glücklich stimmt auch der Aspekt, dass die Band in den letzten beiden Titeln wieder die Kurve bekommt.

Es gibt Grund zur Freude, denn auf „We Apologize for Giving a Fuck“ tummeln sich so viele positive Momente und Talente, dass man vor den Jungs den Hut ziehen kann. Man macht sich das Leben allerdings selbst schwer, indem man nicht auf die angesprochenen Einlagen verzichtet und überhaupt ein Genre bedient, dass heutzutage kaum noch auf offene Ohren stößt. Dennoch gehört eine Menge Mut dazu, diesen Weg zu beschreiten und mit den gezeigten Stärken, sollte dieser auch zu einer guten Reise für HARDCUT werden.
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