Korades - Acoustic Warfare

Korades - Acoustic Warfare
Death Metal / Crust
erschienen am 24.11.2006 bei War Anthem Records
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. All quiet in hell
2. Countdown to self-destruction
3. King alcohol
4. Motöcrust forever
5. Chaos wins
6. Armageddon prelude
7. Terpentine on the rocks
8. At the back of beyond
9. Confess your sins
10. The voice

Die Bloodchamber meint:

KORADES’ Generaldirektor Björn Langkopf hat wirklich Ausdauer und Biss. Nun schon in der 3. Inkarnation an die Oberfläche gespült, hat er sich mal kurz geschüttelt, Scherben zusammengekehrt, das Brauchbare mitgenommen und durch neue Elemente ergänzt. Es begab sich im Jahre 1629, als ich dem KORADES-Flitzefinger erstmals in Musikkassettenform begegnete, und zwar durch das TIN PAN ALLEY Demo „Blindrunning“. Das stellte meiner Meinung nach damals schon eine der stärksten einheimischen Eigenproduktionen dar, verband man doch überaus gekonnt Hardcore mit CROWBAR'scher Leidensfähigkeit und einem Schwapp Death Metal und nahm, ohne es zu wissen, die Metalcore-Bewegung vorweg.
Nach einer CD, Besetzungs- und (unfreiwilligem) Namenswechsel ging’s als VIU DRAKH weiter, zwar deutlich technischer und todesmetallischer, jedoch meiner Meinung nach nicht mehr so originell wie auf besagter Demoproduktion. Nun wurde der kleine Drachen nach ausgiebigem Touren und mehreren CD-Produktionen müde und ein Teil der Belegschaft hörte auf. Versuchte Langkopf anfangs mit der KORADES Besetzung als VIU DRAKH weiter zu musizieren, erfolgte dann doch recht schnell die Umbenennung.
Übrig geblieben ist sein alter Weggefährte C4, der (wie immer) sehr gekonnt sein Schlagzeug verprügelt. Neu im Ring sind Nico Solle an der 2. Gitarre, der bereits Erfahrungen im punkigen Underground Halles machte und ex-Verstärkertöter Thorsten Thon, der sich fortan um die dicken Drähte und das Mikrophon bemüht.

Herausgekommen ist ein Album, das sich sehr deutlich vom Death Metal VIU DRAKH'scher Prägung unterscheidet, vom Herzen her wieder eher Richtung TIN PAN ALLEY bewegt, den Death-Metal-Anteil deutlich reduziert und durch HC bzw. Crust/Punkelemente ersetzt.
Das funktioniert auch wunderbar, jedoch würde sich das „3 Akkorde, 4/4 Takt Prinzip“ mit der Zeit recht schnell abnutzen. So schafft man Abwechslung durch bereits erwähnte Anleihen bei Death Metal und Rock’n’roll, sowie sehr stilvolle Gitarrensoli.
Die Scheibe fängt mit „All Quiet in Hell“, einem gediegen krustigen Schlag ins Gesicht, an und wird durch „Countdown to Self-Destruction“ mit dem ersten sehr melodiösen Solo sehr gut fortgeführt. Darauf folgen drei den Songtiteln entsprechend punkig eingeprüglte Nummern, bevor die Zweiteilung der Scheibe ins Auge fällt: Die erste Hälfte ist fieser Crustpunk mit dem einen oder anderen Ausflug in andere Regionen, ab „Armageddon Prelude“ wird es auch für Freunde des gepflegten todmetallischen Schädelspaltens interessant. Mit „At the Back of Beyond“ und „Confess Your Sins“ haben KORADES die mit Abstand stärksten Songs ans Ende verbannt. Beendet wird die akkustische Kriegsführung mit einem gemütlich, rock’n’rolligem „The Voice“, das klingt, als ob SIX FEET UNDER endlich gelernt hätten, wie AC/DC geht.

Bleibt noch zu erwähnen, daß die Produktion von Thommy Heins Studio in Berlin superfett und sehr ausgewogen daherkommt, bei der ich mir lediglich die Bassgitarre etwas präsenter gewünscht hätte.
Für wen ist die Platte interessant? Nun, für Crusties und Punks ist sie mit Sicherheit ein Pflichtkauf, denn sowohl produktionstechnisch, wie auch songschreiberisch spielen KORADES dort ganz oben mit. Todmetaller sollten vorher mal reinhören (vorzugsweise in die Songs 6-10) und dann entscheiden.
Da ich mich weniger zu der Punk/Crust-Fraktion zähle, kriegt mich „Acoustic Warfare“ nicht zu 100% - dafür, daß ich dieses Genre eigentlich gar nicht höre, begeistert es mich dann aber doch in einer Form, die ich so nicht für möglich gehalten hätte. Stark gemacht!
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