Biosystem 55 - 2000 Just To Destroy

Biosystem 55 - 2000 Just To Destroy
Modern Metal / Crossover
erschienen in 2006 bei Casket Music
dauert 46 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Devour
2. B Yourself
3. Violatech
4. Serial Killer
5. 2.0 JTD
6. Activhated
7. Values
8. Aura
9. Everyday Tragedy
10. Think About (Instr.)
11. Crystal

Die Bloodchamber meint:

Dieses mediterane Kleinod traf ungefähr zur gleichen Zeit wie THERIONs letzte Scheibe in meinen nicht ganz so heiligen Hallen ein, und aufgrund des direkten Vergleichs könnte vorliegendes Review schon mit einem bösen Zwischenstand gewürzt werden: Uninspirierter, plumper und lyrisch einfallsloser als BIOSYSTEM 55 kann man Musik fast nicht mehr machen.
Da der gerade so ausreichende Durchschnitt momentan aber gesignt wird, solange er nur angesagt ist, wollen wir uns "2000 Just To Destroy" mal etwas genauer ansehen.

Die vorliegende Platte rekrutiert ihre druckvoll produzierten Kompositionen aus den lauwarmen Überresten von Bands wie SOULFLY oder mittleren MACHINE HEAD, was wohl so etwas wie den allgemein anerkannten Standard für gesellschaftskritische Pöbeleien darstellt. Weil das aber selbst in Italien mittlerweile nicht mehr reicht, um Groupies oder Labels zu beeindrucken, macht die Brüllsocke am Mikro dann auch desöfteren mal den Kuscheligel - die Ausführung stimmt, die Melodien allerdings gleichen sich wie ein Stacheltier dem anderen.
Für den Fall, daß auf diesem Erdenrund auch nur ein Musikfan noch nicht verstanden hat, wie denn das mit den Strukturen im neueren Metal so ist, gibt's auf dieser Scheiblette auch gleich ein besonderes Schmankerl: Ganze 9 Beispielsongs illustrieren Schema F (aggressive, rifflastig-groovende Strophe vs. melodischeren Refrain) sowie das vokale Subschema F* (Strophe - Gebrüll, Refrain - Clean) - alles schön im Midtempo, damit auch ja niemand hängenbleibt. Die anderen beiden Tracks entgehen diesem Schema nur, weil sie gemäß dem 11. Gebot ein klassisch angehauchtes Instrumental und eine Ballade sind.

Mittlerweile glaube ich, daß es sich beim ominösen Biosystem 55 um eine parasitische Lebensform handelt, die sich des Nachts in den Proberäumen beliebter Msuikkapellen herumtreibt und von deren verworfenen Riffs ernährt. Hat Biosystemus Vulgaris schließlich genug Schnipsel in seinem Verdauungstrakt gehortet, plustert es sich aufgrund einer genetisch bedingten Fehlannahme - B.V. denkt, es hätte ein ganz tolles, buntes Federkleid - zu voller Größe auf und überschreitet damit für ein paar Augenblicke die Grenze zur Sichtbarkeit.
Exakt in diesem Moment hat das Label Casket Music dann wohl seine Nächstenliebe entdeckt und wie im Wahn einen Vertrag aufgesetzt...

Die 4 Punkte gibt's für die handwerklich solide Vorstellung und dafür, daß man sich "2000 Just To Destroy" anhören kann, ohne körperlich Schaden zu nehmen. Wer seine Musik dagegen halbwegs mitreißend und in irgendeiner Weise berührend bevorzugt, läßt von dieser Scheibe die Finger. Man könnte sich ja etwas einfangen...
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