Autumn - My New Time

Autumn - My New Time
Gothic Metal / Gothic Rock
erschienen am 04.05.2007 bei Metal Blade Records
dauert 48:26 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Satellites
2. Closest friends conspire
3. Blue wine
4. Angel of desire
5. My new time
6. Communication on Opium
7. Twisted and turned
8. Shadowmancer
9. Forget to remember (Sunday morning)
10. State of mind
11. Epilogue (Whats done is done)

Die Bloodchamber meint:

Was mach ich nur, was mach ich nur?
Prinzipiell könnte man AUTUMN mit Schmackes in die EVANESCENCE-WITHIN TEMPTATION-etc.-Ecke packen, denn auch "My New Time" ist musikalisch ein mässig bunter Reigen ohrenschmeichelnder Popmusik mit oft gehörten Dreiklangriffs, etwas Streicher- bzw. Streichel- appeal, behutsamer Elektronik und jeder Menge Vorhersehbarkeit. Da sich die Songs letzten Endes genau so unterscheiden wie das Popsongs eben tun und ihre Varianz lediglich eine Frage unterschiedlicher Tempi ist, kommen wir abschließend zum Punkt aller Punkte: der Trällerina.
Vorliegendes Exemplar hört auf den Namen Nienke, was schon mal klasse ist, weil es trotz unverkennbar holländischer Wurzeln mächtig cool klingt. Optisch eher "huhu, ich bin auch noch da", schöpft Fräulein de Jong gesanglich aber aus den Vollen - in diese Stimme kann man sich nämlich schlichtweg verknallen.
Eher im tiefen Bereich angesiedelt, kommen im Verlauf der Scheibe so ganz nebenbei auch Erinnerungen an Charakterkehlen des Kalibers Jennifer Rush, Dolores O'Riordan und einer Messerspitze Anneke van Giersbergen auf, ohne das angenehm produzierte Organ seiner Eigenheit zu berauben. Und genau diese Mischung aus Fülle, Energie und wohldosiertem Sexappeal ist es, die aus vielen Songs der Scheibe kleine Sternschnuppen macht, die man immer wieder ansehen kann: "Satellites" ist so ein Beispiel, wie eigentlich der gesamte Fünferpack vor dem etwas schläfrigen "Communication...", während später das rhythmisch versetzte "Shadowmancer" und das straighte "Forget..." weitere Glanzpunkte setzen, bevor die Scheibe mit dem Epilog ausladend endet.

Man könnte jetzt natürlich Feinheiten analysieren, würde mit derlei Ambitionen allerdings gnadenlos am Punkt vorbei rauschen. Im Endeffekt gibt es bei AUTUMN nämlich nichts zu erarbeiten, sondern nur eine simple Frage zu beantworten: Packt euch Nienke beim ersten Song?
Im positiven Fall werdet ihr mit "My New Time" auch mittelfristig verdammt viel Spass haben, da man zu diesem Album, zu dieser Stimme, immer wieder zurückkehren kann - um zu schwelgen, oder um sich zu berauschen wie einst Jean- Baptiste Grenouille. Schafft sie es nicht, dann bliebe eine musikalisch motivierte Entscheidung - und dafür zieht ihr bitte den eingangs erwähnte Vergleich zu Rate.
Wegen Innovation auf Urlaub und besagter Vorhersehbarkeit (wirklich jeder sollte mittlerweile wissen, wie ein female-fronted Gothrocksong klingt) bleiben heute halbwegs objektive 6,5 Punkte, auf die ich ganz subjektiv noch zwei drauflegen würde, weil ich seit dem Debüt von DEMONIC SYMPHONY keine mir angenehmere Stimme gehört habe.
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