Elend - A World In Their Screams

Elend - A World In Their Screams
Dark Avantgarde Metal / Ambient
erschienen am 20.04.2007 bei Prophecy Productions
dauert 57:42 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Ophis puthôn
2. A World in Their Screams
3. Ondes de sang
4. Le Dévoreur
5. Le Fleuve infini des morts
6. Je rassemblais tes membres
7. Stasis
8. Borée
9. La Carrière d'ombre
10. J'ai touché aux confins de la mort
11. Urserpens

Die Bloodchamber meint:

Mit der Untervertragnahme der österreichisch-französischen Ausnahmeerscheinung ELEND vor wenigen Jahren, hat das Prophecy Label einmal mehr seinen ausgezeichneten Geschmack gerade in der Wahl außergewöhnlicher Künstler bewiesen. Nach etwa drei Jahren Reifezeit veröffentlicht man nun den dritten und unvorhergesehen letzten Teil „A World in their Screams“ des ursprünglich auf fünf Alben ausgelegten „Winds“-Zykluses. Die überdimensionale Produktionszeit lässt sich, im Hinblick auf über 30 involvierte Musiker und die Ausmaße der komplexen Kompositionen, leicht erklären. Ein aufwändiges Mammutprojekt gebiert eine der faszinierendsten musikalischen Erscheinungen unserer Zeit.

Sollte man die Möglichkeit haben, dieses Album im ersten Anlauf, als vollkommen Unbekanntes, während einem Spaziergang durch den nächtlichen Park, die spärlich beleuchteten Ecken der Stadt und am steinernen Kai des nahen Flusses entlang genießen zu können, so teile man bitte meine glückliche Erfahrung. Diese fällt nämlich ebenso überwältigend, wie im wahrsten Sinne des Wortes beängstigend gut aus.
Eine Geräuschkulisse, die den Rahmen gängiger musikalischer Konventionen mühelos sprengt und kaum einen Vergleich zulässt, sorgt für angenehme, bitterkalte Schauer. Mehr als nur einmal dreht man den Kopf herum und stellt leicht desorientiert fest, dass man ganz alleine ist.
Das Album ist durchzogen von drei wiederkehrenden Leitlinien. Zum einen sorgen nervös zitternde Geigen und anstrengende, lang anhaltende und stehende Stakkatosequenzen seitens des Orchesters für eine knirschende Anspannung, deren Bestehen stets auf Messers Schneide zu stehen scheint. Zum anderen unterstützen markerschütternde Schreie und ohrenbetäubendes Gejammer, die sich mit schmerzhaften Elektroniklauten paaren, in vielfachen Variationen diesen Eindruck. Darüber hinaus ist in Abständen immer wieder eine erzählende Stimme zu hören, die dieses höllische Szenario zu überblicken scheint.
Obwohl auch die ruhigen Passagen voller feiner akustischer Überraschungen stecken, sind es die plötzlich losbrechenden Soundlawinen, die für die intensivsten Momente und das ganz große Gefühlserlebnis sorgen. Oftmals wird auf einen heillosen Höhepunkt zugearbeitet, der sich in scheinbarem Chaos entläd. Klirren, fiepen, kreischen, ächzen – als wäre die Hölle selbst losgelassen, erwartet den Hörer ein Gewitter verschiedenster Instrumente, die sich aus wirren Kompositionen unnachvollziehbar schließlich trotzdem einen und letztendlich wieder beruhigen.
Metallische Schläge, synthetische Effekte, wummernde Paukenschläge sowie ein ganzes Arsenal an schleierhaften Chören und meist textlosen, stehenden Gesängen jeder Tonhöhe vervollständigen das dichte Gewebe.

Wer jetzt angewidert an Bombast mit einigen Ausreißern denkt, dem soll gesagt sein, dass dieses Album damit rein gar nichts zu tun hat. Es bewegt sich eher zwischen Neo-Klassik, Ambience, düsterstem Industrial und Noise. Die bemerkenswerte Aufnahmequalität sorgt ebenso wie das typische Soundtrackfeeling für sehr natürliche Übergänge, wodurch niemals auch nur der Hauch des Künstlichen aufkommt. Hier passt einfach alles so, wie es ist. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das jemals behaupten könnte, aber das Album ist perfekt und hat sich die Höchstnote definitiv verdient.
-