Nightwish - Dark Passion Play

Nightwish - Dark Passion Play
Gothic Metal
erschienen am 28.09.2007 bei Nuclear Blast
dauert 75:37 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. The Poet And The Pendulum
2. Bye Bye Beautiful
3. Amaranth (Album Version)
4. Cadence Of Her Last Breath
5. Master Passion Greed
6. Eva
7. Sahara
8. Whoever Brings The Night
9. For The Heart I Once Had
10. The Islander
11. Last Of The Wilds
12. 7 Days To The Wolves
13. Meadows Of Heaven

Die Bloodchamber meint:

Die Reaktionen der Fans und Medien waren erwartungsgemäß heftig, als Mitte 2005 Sängerin und Aushängeschild Tarja Turunen des Platzes verwiesen wurde. Um die Band selbst wurde es danach allerdings eher ruhig, bis knapp zwei Jahre später die neue Frau am Mikro namens Anette Olzon bekannt gegeben wurde. Was kann man nun vom ersten Album ohne Tarja erwarten und wird die „Neue“ die großen Fußstapfen ausfüllen können?

Bei aller Medienpräsenz sollte man aber bereits im Vorfeld bedenken, dass NIGHTWISH bei weitem nicht nur aus einer einzelnen Frau bestand. Vielmehr zog im Hintergrund stets Keyboarder und Songwriter Tuomas die Strippen. Da verwundert es auch kaum, dass der musikalische Weg, den die Band auf dem letzten Album „Once“ eingeschlagen hat, nur unmerklich variiert wurde. Nachwievor steht bombastischer Gothic Metal mit eingängigen Melodien und weiblichen Vocals im Vordergrund, soviel kann sich der skeptische Fan also zunächst sicher sein. Gesanglich klingt Anette weit weniger opernlastig als ihre Vorgängerin, berücksichtigt man aber, dass auch Tarja von Scheibe zu Scheibe immer „normaler“ gesungen hat, dann ist selbst diese Entwicklung durchaus nachvollziehbar.

Möglich, dass Anette nicht diese Präsenz ihrer Vorgängerin aufweist, möglicherweise war sich selbst Tuomas beim Arrangieren der Songs nicht ganz sicher, ob die neue Stimme auch den Anforderungen gerecht werden würde. Das würde zumindest erklären, warum er ihrem Organ oftmals eine ganze Armada an Instrumenten hinterherschickt und jede Menge künstliches Volumen hinzu produzieren ließ. Diese Rechnung geht aber vor allem in den gelungenen Refrains auf: wenn die Fanfaren schmettern und die markanten Zeilen kraftvoll wiedergegeben werden, dann herrscht ganz große Ohrwurmgefahr. Im Gegenzug allerdings zeigt sich in den meisten Refrains, in denen instrumental eher tote Hose herrscht, dass Anette allein in etwa so spannend ist wie das Programm im Guckloch meiner Waschmaschine.

Dies allein wäre auch nicht besonders schlimm, aber nach dem 14-Minuten-Opener „The Poet And The Pendulum“, der eine schöne abgerundete Geschichte wiedergibt, verfällt das Songwriting in ein stumpfes Strophe-Refrain-Schema, wo immer wieder dieses angesprochene Manko zum Tragen kommt. In Single-Auskopplungen wie „Amaranth“ mag das noch gut gehen, gesehen auf die gesamte Laufzeit enthüllt es einfach nur unschöne Einfallslosigkeit. Wären da wie gesagt nicht diese sowohl instrumental wie auch gesanglich gelungenen Mitmach-Refrains in „Cadence Of Her Last Breath“, „Sahara“ und „For The Heart I Once Had“, könnte man aufgrund solcher Gurken wie das nervige „Master Passion Greed“, das schlecht sitzende „The Islander“ und den auf sieben Minuten gestreckten Einzeiler „Meadows Of Heaven“ von einem echten Missgriff reden. So aber sucht man sich aus dem mit knapp 76 Minuten sehr üppig ausgefallenen Album die Sahnestücke heraus und wirft den Rest in den Hundenapf.

Ob man davon nun satt wird, sollte jeder selbst entscheiden. Mir persönlich schmecken die Rosinen auf „Dark Passion Play“ zwar gut, aber von Rosinen allein wird man auch nicht satt. Und für alle grundsätzlichen Anette-Hasser gibt es auch noch eine komplette Bonus-CD mit allen Instrumental-Versionen der Songs, wo garantiert niemand dazwischenruft.
-