W.A.S.P. - The Last Command

W.A.S.P. - The Last Command
Heavy Metal
erschienen in 1985 bei Sanctuary Records
dauert 74:00 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Wild Child
2. Ballcrusher
3. Fistful Of Diamonds
4. Jack Action
5. Widowmaker
6. Blind In Texas
7. Cries In The Night
8. The Last Command
9. Running Wild In The Streets
10. Sex Drive
11. Mississippi Queen
12. Savage
13. On Your Knees
14. Hellion
15. Sleeping (in The Fire)
16. Animal (Fuck Like A Beast)
17. I Wanna Be Somebody

Die Bloodchamber meint:

Abteilung "Peinliche Perlen": Wenn es einen Preis für die häßlichste Band des Rockbereichs gäbe, wären W.A.S.P. mit Sicherheit ganz heiße Kandidaten. Meine Fresse, was für Gestalten! Selbst wenn man die Fotos im Booklet und im Innencover dieser CD vor dem Hintergrund der Achtziger betrachtet (die ja bekanntermaßen durch komplette Geschmacksresistenz bestachen), bleibt als Fazit nur "komplett lächerlich". Vokuhilas der ganz peinlichen Sorte, Strumpfhosen (natürlich in "evil black"), brustfreie Lederoutfits und so weiter und so fort. Grauslich. Zum Glück für die Band zählt aber im Endeffekt nur die Musik. Also:
W.A.S.P. zählten zu den musikalisch besten Bands, die die Poserszene je zu bieten hatte. Wobei diese Einordnung eigentlich einer Beleidigung der Band gleichkommt, denn die Songs sind 'nen ganzen Zacken härter als das, was z.B. POISON oder MÖTLEY CRUE ihren Fans anboten. Auf der anderen Seite gibts aber auch einige signifikante Parallelen zu den erwähnten Bands: Die Optik (siehe oben), die Texte (zum Beispiel das genial-behämmerte "Ballcrusher" oder das in seinem Kitsch und Pathos fast schon MANOWAR-Dimensionen erreichende Titelstück) oder auch die aus heutiger Sicht eher mal harmlosen "Skandale" um die Band (das ganze übliche Programm "Wie schocke ich in den 80ern eine nach solchen Skandälchen lechzende Regenbogenpressenleserschaft?").
Aber wie gesagt, rein vom Sound her sind Blackie Lawless und Co. im Gegensatz zu den anderen definitiv Metal, wenn dieser auch speziell auf "The Last Command" sehr glattproduziert wurde. Das ist durchaus schade, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß hier einige wirklich coole 80er-US-Metal-Tracks verewigt wurden. Gerade die oben angesprochene textlichen Tiefflüge "Ballcrusher" und "The Last Command" (eine regelrechte Hymne, bei der sich selbst das "Whoa-Ho"-Geheule nicht störend abhebt, sondern schön reinpaßt), aber auch das düster beginnende und sich dann zu einem heftigen Stampfer wandelnde "Widowmaker" warten mit ebenso einfachen wie wirkungsvollen Riffs auf. Aber was schwafele ich hier eigentlich endlos rum? Jeder US-Metalfreak hat die Platte eh längst im Schrank, möchte ich mal behaupten. Für die kleine Minderheit derer, auf die das nicht zutrifft, noch ein kleiner Anreiz:
Auf dem 97er Re-Release (auf den ich mich hier beziehe, das Original von '85 ist ja sowieso kaum noch zu bekommen) gibts noch 7 Bonustracks. Zwei davon sind B-Seiten ehemaliger Singles, wobei "Mississippi Queen" deutlich stärker ist als "Savage". Die restlichen fünf wurden 1984 (mehr oder weniger) live mitgeschnitten und zeigen zum einen W.A.S.P. in Spiellaune, zum anderen verdeutlichen sie allerdings auch, daß Mr. Lawless zwar eine charismatische, aber alles andere als gute Livestimme hat. Am deutlichsten bemerkbar macht sich das beim Anfang von "Sleeping (In The Fire)", wo er mehr schief krächzt als geraudeaus singt - ein deutliches Indiz dafür, wieviel Arbeit da wohl jeweils im Studio investiert wurde, denn auf ausnahmslos allen Alben klingt er wesentlich voller und auch melodiesicherer...

"The Last Command" ist eine klassische US-Metal-Platte, die sich im oberen Qualitätsdrittel einreiht und einige echte W.A.S.P.-Klassiker enthält. Gegen den absoluten Überflieger "The Crimson Idol" kann sie zwar nicht anstinken, ist aber auf jeden Fall empfehlenswert.
-