Scorpions - Live At Wacken Open Air 2006 (DVD)

Scorpions - Live At Wacken Open Air 2006 (DVD)
Heavy Metal / Hard Rock
erschienen am 07.12.2007
dauert 139:00 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Coming Home
2. Bad Boys Running Wild
3. The Zoo
4. Loving You Sunday Morning
5. Make It Real
6. Pictured Life
7. Speedy's Coming
8. We'll Burn The Sky
9. Love 'em or Leave 'em
10. Don't Believe Her
11. Tease Me Please Me
12. Coast To Coast
13. Holiday
14. Lovedrive
15. Another Piece Of Meat
16. Kottak Attack
17. Blackout
18. No One Like You
19. Six String Sting
20. Big City Nights
21. Can't Get Enough
22. Still Loving You
23. In Trance
24. Bolero
25. Ready To Sting (Appearance of the Scorpion)
26. Rock You Like A Hurricane

Die Bloodchamber meint:

Die SCORPIONS veröffentlichten am 07.12.2007 die Live DVD „Live at Wacken Open Air 2006 – A Night To Remember“. Und auch diese Veröffentlichung der Hannoveraner wird sicher nicht nur auf Jubel stoßen. Meiner Meinung nach hätte sie dies aber unumschränkt verdient.

Von dem einen oder anderen werden die SCORPIONS ja gerne belächelt. Unbestreitbar ist aber die Tatsache, dass die Band ihr Ding seit nun mehr als vierzig Jahren durchzieht. Und das mit großem Erfolg. Es ist doch seltsam, dass die SCORPIONS im Ausland umjubelt und bewundert, im eigenen Lande dagegen aber eher stiefmütterlich behandelt wurden und werden.
So war ein Eddie Van Halen so begeistert, als er das erste Mal die SCORPIONS hörte (meines Wissens nach müsste es das Debüt „Lonesome Crow“ gewesen sein, welches der gute Eddie da hörte), dass er Rudolf Schenker des Nachts aus dem Bett klingelte, um ihm zu berichten, wie geil er doch seine Band fände.
Bereits in den Siebzigern begann der Siegeszug der SCORPIONS. So ging die Band 1975 gemeinsam mit KISS auf Tour, um noch im selben Jahr ihre erste England Tournee zu absolvieren. Die Band spielte beispielsweise auch im legendären Londoner Marquee. Der große Durchbruch gelingt zuerst in Japan, wo die SCORPIONS ihre erste goldene Schallplatte („Virgin Killer“) erhalten. Auch die nächste Platte „Taken By Force“ erreicht in Japan Goldstatus, so dass die Band dort auf Tour geht, was mit dem Live Album „Tokyo Tapes“ für die Nachwelt festgehalten wird. Dieses Album markiert auch den Abschied von Gitarrist Uli Jon Roth. Die SCORPIONS testen viele Gitarristen an, entscheiden sich aber für den ebenfalls aus Hannover stammenden Mathias Jabs, um ihn gleich darauf kurzzeitig wieder zu entlassen. Michael Schenker, Rudolfs Bruder, der auch schon auf dem Debüt „Lonesome Crow“ die Leadgitarre übernommen hatte, dann aber zu UFO wechselte, kommt kurzzeitig zur Band zurück und gemeinsam spielt man Teile für das nächste Album „Lovedrive“ ein. Doch die Band muss einsehen, dass Michael nicht der Richtige für den Job ist und Mathias ist wieder in der Band. In dieser Besetzung (Klaus Meine, Rudolf Schenker, Mathias Jabs, Francis Buchholz und Hermann Rarebell) erleben die Scorpions wohl ihre Blütezeit. Alben, wie „Lovedrive“, „Blackout“ oder „Love At First Sting“ sind grandios und die Achtziger sind definitiv das Jahrzehnt der SCORPIONS. Die Band erobert Amerika wie im Flug, spielt auf den größten Festivals (vor bis zu 350.000 Leuten) und unternimmt Mammuttourneen.
Hierzulande fällt den meisten Leuten zuerst „Wind Of Change“ ein, wenn man sie auf die SCORPIONS anspricht. Schade, dass so eine große Band in der eigenen Heimat auf einen einzigen Song reduziert wird. Mal ganz abgesehen davon, dass das Album, auf dem der Song enthalten ist („Crazy World“), auch genügend Hard Rock Songs vorzuweisen hat, wie beispielsweise „Tease Me, Please Me“ oder aber „Restless Nigths“.
Zugegeben, die Neunziger waren nicht unbedingt das beste Jahrzehnt der Scorpions, wenn man sich mal die Alben aus dieser Zeit anschaut. „Crazy World“ geht meiner Meinung nach noch voll in Ordnung. „Face The Heat“ und „Pure Instinct“ haben gute, aber auch etwas unauffälligere Songs vorzuweisen. „Eye To Eye“…reden wir nicht drüber. Aber seit „Unbreakable“ und „Humanity – Hour I“ befinden sich die SCORPIONS eindeutig wieder auf dem richtigen Kurs. Wir sollten stolz darauf sein, dass unser Land solch eine Band vorzuweisen hat.

Nun aber zurück zur vorliegenden DVD. Diese stellt einen Erfolg auf ganzer Linie dar. Das Konzert wurde wirklich authentisch eingefangen. Die Kameraführung ist enorm dynamisch und abwechslungsreich ausgefallen. So wurde aus vielen Winkeln gefilmt und immer wieder geschickt zwischen den verschiedenen Musikern hin- und hergeschwenkt. Auch das Publikum kommt nicht zu kurz und wird immer wieder eingeblendet. Die SCORPIONS legen eine ungeheure Spielfreude und Agilität an den Tag und bieten eine energiegeladene, professionelle und abwechslungsreiche Show. Auch die Tracklist ist vom Allerfeinsten. Kein Wunder, die Band schöpft ja auch aus einem riesigen Arsenal von Weltklasse Songs. Dabei kommen Klassiker genauso zum Zuge wie lange ungespielte Songperlen. So enthält die Setlist neben Songs wie „Big City Nights“, „No One Like You“ und „Rock You Like A Hurricane“ auch Songs, wie “We´ll Burn The Sky”, “Make It Real”, “Loving You Sunday Morning”, “Pictured Life”, “Lovedrive”, “Speedy´s Coming” oder aber “In Trance”. Allein dieser Fakt sollte nicht nur mir die Freudentränen in die Augen getrieben haben.
Ich bin begeistert, welch kraftvolle Show die SCORPIONS auf dieser DVD bieten. Dabei kommen die einzelnen Musiker extrem sympathisch rüber. Keine Spur von irgendwelchen Starallüren. Auch die Ansagen von Sänger Klaus Meine bringt ihnen noch einmal Extrapunkte ein. Man merkt den Hannoveranern einfach ihre Erfahrenheit und Routine an. So wissen sie, wie sie ihr Publikum unterhalten können und so haben sie die Leute an diesem Abend perfekt im Griff. Schön ist auch zu sehen, dass im Publikum gerade viele jüngere Fans enthusiastisch auf die Show reagieren.
Die einzelnen Songs wissen zu fesseln und die Performance unterstreicht die enormen Bühnenqualitäten der Fünf. Immer wieder werde ich beim Hören dieser DVD an die Glanzzeiten der Achtziger und da vor allem an „World Wide Live“ (Livealbum von 1985) erinnert. Dies ist eindeutig ein Indiz dafür, dass die SCORPIONS wieder zur alten Stärke zurückgefunden haben. Ein dickes Lob soll an dieser Stelle auch an Leadgitarrist Mathias Jabs gehen, den ich für viel zu unterbewertet halte. Stets stand er etwas im Schatten der großen SCORPIONS Gitarristen Uli Jon Roth und Michael Schenker, die gerade international hohes Ansehen in der Gitarrenzunft genießen. Das Gitarrenspiel von Mathias Jabs bereichert die SCORPIONS Songs ungemein, gibt ihnen erst die richtige Würze. Ich war stets fasziniert davon, wie akkurat er seine Leadgitarrenparts auch live umsetzen kann. Oft merkt man kaum einen Unterschied zur Studioversion des Songs.
Der Titel „A Nigth To Remember – A Journey Through Time“ hätte nicht besser gewählt sein können. So wurden ja nicht nur viele Stücke aus der langen Karriere der Band gespielt, die schon lange nicht mehr zu hören waren. Es kam auch zu einem ganz besonderen Wiedersehen mit ehemaligen Mitmusikern. Die Hannoveraner hatten illustre Gäste geladen: Die beiden Gitarristen Uli Jon Roth (er war in den Siebzigern der Leadgitarrist der Band und spielte auf vier Studioalben und einem Livealbum mit), Michael Schenker (er spielte auf dem Debüt „Lonesome Crow“ und Teile von „Lovedrive“ ein) und Schlagzeuger Hermann Rarebell (er war von 1977 bis 1995 Schlagzeuger der SCORPIONS) spielten zusammen mit der Band Lieder aus vergangen Zeit und ließen dabei mächtig Nostalgieflair aufkommen. Während Uli Jon Roth mit seinem markanten, unverwechselbaren Gitarrenspiel einmal mehr punkten kann und zusammen mit den Anderen göttliche Songs wie beispielsweise ein zeitloses und dadurch immer noch faszinierendes, Gänsehaut erzeugendes „We´ll Burn The Sky“ spielt, ist der Auftritt von Michael Schenker etwas gewöhnungsbedürftiger. Einen etwas abwesenden Eindruck macht der Gute. Auch sein Gitarrenspiel hat schon bessere Zeiten erlebt. Alles in allem trübt dieser kleine Makel aber nicht die Show. Und auch der Auftritt von Hermann Rarebell bereichert dieses einmalige Konzerterlebnis. Es ist einfach schön mit anzusehen, wie die Band einen Übersong, wie „No One Like You“ wie in alten Zeiten gemeinsam spielt. Schade, dass es zu keinem Wiedersehen mit Francis Buchholz kam. Er und die SCORPIONS gingen 1992 getrennte Wege.

Ich hatte es schon einmal kurz erwähnt: Der Klang dieser Veröffentlichung ist sehr authentisch gehalten. Das bedeutet, dass gerade am Anfang des Sets die Gitarren etwas verstimmt klingen und Sänger Klaus Meine etwas daneben liegt mit der Stimme. Dies ändert sich aber rasch im Verlauf der Show. Die Gitarren harmonieren perfekt miteinander und die Gesangsleistung eines Klaus Meine ist einmal mehr über jeden Zweifel erhaben. Die Backingvocals sind dagegen schön rau gehalten und bieten einen tollen Kontrast.
Bei der Songauswahl gibt es wie schon angemerkt nichts zu meckern. Schließlich wurde sie ja auch von den Fans selbst zusammengestellt. Schön zu sehen, dass sich auch ein Song neueren Datums („Love ´Em Or Leave Em“) problemlos in die Setlist einfügt.

Abschließend kann man also sagen, dass diese DVD „Value for Money“ bietet. Nicht nur die eingefleischten SCORPIONS Fans sollten sich dieses einmalige Bild- und Tondokument zulegen. Es zeigt eine Band, die nach solch einer langen Karriere immer noch hungrig ist und die Fans zu begeistern weiß. Wer hätte gerade Ende der Neunziger daran zu denken gewagt, dass diese Band noch mal zu solch alter Stärke zurückfindet.

Natürlich wird es immer Leute geben, die kein gutes Haar an dieser Band lassen. Gut, dass die SCORPIONS alles andere als hochnäsig sind. Denn sonst würden sie jedem Einzelnen von all diesen Nörglern da draußen einmal sagen: Wir sind die SCORPIONS. Wir sind die erfolgreichste deutsche Band aller Zeiten. Wir haben Musikgeschichte geschrieben und uns gibt es schon seit mehr als vierzig Jahren…und wer bist du?
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