Psychotron - Open The Gate

Psychotron - Open The Gate
Power Thrash Metal
erschienen in 2004 bei Generation Records
dauert 55:58 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Intro
2. Open The Gate
3. God Nihil
4. The Ticket (To Insanity)
5. Meine Hölle
6. Private Hell
7. Beauty Of Sadness
8. Closing Doors
9. Lightbringer
10. Necromantia (Welcome To The Dead)
11. Instrumental

Die Bloodchamber meint:

Es gibt so Sachen, die man prinzipiell nicht mag, die aber sein müssen : Arbeiten z.B., Steuern zahlen oder das Auto waschen. Oder aber auch Undergoundbands kritisieren. Das macht man nicht gerne, aber es führt leider manchmal kein Weg daran vorbei. So nun auch im Falle PSYCHOTRON, einer fünfköpfigen Combo aus Stuttgart.
Die Jungs zocken nach eigenem Bekunden „Powerthrash“, was allerdings nicht etwa als „besonders kraftvoller Thrash“, sondern vielmehr als ein Mix aus altem US Power Metal und Bay Area Mucke verstanden werden sollte. Dieses Gemisch ist so neu nicht und bringt zwangsläufig immer Vergleiche mit Nevermore mit sich, allerdings sind PSYCHOTRON von den Meistern aus Seattle noch ungefähr so weit entfernt wie die Heimatstädte der beiden Truppen.
Dabei kann man der Band gewiss nicht mangelnden Einsatz oder Spielfreude absprechen, letztendlich reichen diese „Tugenden“ aber nicht aus. Das hat man ja spätestens im WM Finale 2002 gesehen. Es hilft halt nix : ein gewissen Können muß schon da sein, um an der Spitze mitzuhalten. Zwar sind PSYCHOTRON beileibe keine Dilettanten, aber halt auch einfach nix Besonders. Die Riffs gehen als ordentlich durch, der Sänger macht bei seinen harschen Shoutings eine akzeptable Figur, und auch die Songstrukturen wirken größtenteils solide und versprühen einen gewissen Charme. Im Endeffekt gibt es aber doch zu viele Faktoren, welche die Stuttgarter nur zu einer Gruppe unter vielen machen : da wäre zum Beispiel Fronter Matze, der zwar (wie erwähnt) ganz ansprechend brüllen kann, bei den cleanen und hymnischen Passagen aber total schwachbrüstig klingt und regelrecht untergeht. Ebenfalls nicht unbedingt nur glänzen kann die Gitarrenfraktion der Truppe, denn speziell bei den Soli (vor allem das schreckliche Intro von „Closing Doors“ ist ein wahrer Albtraum) sieht es doch eher düster aus. Der Drummer zieht sich dagegen ganz gut aus der Affäre, leidet aber auch (wie der Rest) unter der ziemlich matschigen Produktion, die in der Endabrechnung mindestens einen Punkt kostet. Mir ist natürlich bewußt, daß man bei Undergoundbands gerade bei diesem Kriterium mal ein Auge zudrücken sollte, aber machen wir uns nichts vor : von einer Truppe, die schon beinahe zehn Jahre im Geschäft ist und die bereits ihre zweite CD draußen hat, muß man einfach mehr erwarten als ein in weiten Teilen undifferenziertes Demo.
Kommen wir zu den Songs : diese haben zwar definitiv ein solides Niveau (speziell der Titeltrack und „Private Hell“), sind aber teilweise einfach zu sehr nach Schema F konstruiert und plätschern völlig ohne Gegenwehr am Ohr des Hörer vorbei. Keine großen Hooks, nur selten mitreißende Refrains, kaum Dynamik, wenig pfiffige Breaks. 08/15 Musik, wie man sie schon von unzähligen Truppen – und oftmals auch besser – gehört hat. Solide Hausmannskost, nicht mehr und nicht weniger.
Gerade deshalb sollte es die Band in Zukunft vermeiden, pseduo-bedeutungsschwangeres Geschwafel wie „Meine Hölle“ oder belanglose Sachen wie das überflüssige „Instrumental“ (mit „superlustigen“ Sprüchen und Liedchen am Ende) auf CD zu brennen, denn das ist weder cool noch eigenständig, sondern einfach nur schlecht.
So, das soll’s jetzt auch gewesen sein. Zieht man das alberne Gegurke ab, bleiben vielleicht vierzig Minuten okaye Mucke, die man sich anhören kann ohne allzu sehr genervt zu werden. Knappe sechs Punkte von mir, und da ist der Undergroundbonus schon dick mit eingerechnet.
-