Enthroned - Pentagrammaton

Enthroned - Pentagrammaton
Black Metal
erschienen am 19.03.2010 bei Regain Records
dauert 41:57 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. In Missi Solemnibvs
2. The Vitalized Shell
3. Rion Riorrim
4. Ornament of Grace
5. Magnvs Princeps Leopardi
6. Pentagrammaton
7. Nehas't
8. The Essential Chaos
9. Ad Te Clamamvs Exsvles Morvua Liberi
10. Unconscious Minds
11. Behemiron

Die Bloodchamber meint:

Woher kommt eigentlich das Böse in der Welt? So mancher treue Christenmensch bekommt bei dieser Frage ein seliges Leuchten in den Augen und freut sich zum eschatologischen Frontalangriff überzugehen, aber spätestens seit Darwin, Nietzsche und Freud wissen wir doch: Alles Quatsch! Nur die Frage, woher das Böse in der Welt kommt, wurde noch nicht so recht beantwortet. Oder doch? Zumindest wenn man Wiglaf Droste Glauben schenken darf (und mit Verlaub, dem schon eher als so manchem greisen römischen Neubürger), dann liegt die Wurzel allen Übels in Belgien. Und die Belgier scheinen so böse zu sein, dass sie nach der Meinung von Herrn Droste auf jeden Fall bombardiert gehören. Arme Belgier. Irgendwie...

Auf Belgiern rumzuhacken ist aber nicht nur eine beliebte Tätigkeit bei deutschen Berufssatirikern, auch in der Metalszene war schon mehrfach zu beobachten, dass es so etwas wie einen antiflandrischen Populismus gibt, man schaue sich nur die ewig missverstandenen Herren von ENTHRONED an: Seit 17 Jahren dabei, mittlerweile acht Alben rausgehauen und immer zweite Liga. Diesen verunglimpften Ruf sind sie aus mir nicht ganz erklärlichen Gründen nie losgeworden. Ein weiterer Fall von akuter Belgierfeindlichkeit? Naja, in ihrer Diskographie war nun wirklich nicht alles Gold, so viel Ehrlichkeit muss sein, aber das kommt ja in den besten Familien vor. Um so mehr lohnt es sich, beim aktuellen Album ein wenig genauer hinzuschauen:
Nornagest, die zweite. Nachdem sechs Alben lang ENTHRONEDs Sound von den Vocals des illustren Lord Sabathan geprägt wurde, nahm der schwergewichtige Gitarrist endgültig das Mikro selbst in die Hand und machte den Vorgänger im Nullkommanix vergessen. Nornagests Screams sind mit Sicherheit nicht so... hmm, sagen wir mal „individuell‟ wie die von Sabathan, aber die waren einfach ein „Love it or hate it‟-Ding. Auf dem aktuellen Longplayer macht er uns allen wie gesagt zum zweiten Mal das Frontschwein und das macht er verdammt gut. Hier gibts richtig aufs Maul, aber von der belgischen Aggro-Truppe sollte man auch nichts anderes erwarten. Und die polierte Fresse hole ich mir mit besagter Line-Up-Änderung umso lieber ab!
Verpackt in ein modernes und für meine Ansprüche spitzenklassiges Soundgewand wird hier gebolzt, dass es eine helle Freude ist. Und nicht auf die stumpfe Art und Weise, hier finden sich gute Riffs im Familienpack, immer wieder gelungene Breaks und ab und an auch mal Passagen, die den Stücken einen richtigen Hitcharakter verpassen. Der Chorus von Magnvs Princeps Leopardi sei nur eines von mehreren Beispielen genannt. Der gesamte Albumauftakt ist einfach nur launig, die Kompositionen sind auf einem durchgängig hohen Qualitätslevel und es passiert ständig was. Auch die auf dem Vorgängeralbum schon etablierten Chorsamples und atmosphärischen elektronischen Spielereien finden sich hier so manches Mal wieder, wenn auch nie aufdringlich und zu vordergründig. Für dieses Album haben sich beim traditionellen Bäumchen-wechsel-dich-Line-Up Musiker zusammegefunden, die zusammengehören. Das ganze Ensemble agiert eingespielt, unglaublich professionell und auf den Punkt. Richtig gut gefällt mir besonders der neue Drummer Garghuf, der schon bei Bands wie GORGOROTH, DEKADENT oder NEFARIUM die Felle verprügelt hat, bzw. es immer noch tut. Nicht zuletzt hat sich Onielar von den Dormagenern DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT eingefunden, um zum Opener ein paar Verse beizusteuern, doch ob es die Nummer wirklich bereichert, bezweifle ich. Auch beim Versuch, mal so richtig episch zu werden, und die Nummer Unconscious Minds auf nahezu neun Minuten zu bringen, wurde ich nicht vollends überzeugt.

Genug gemotzt, ENTHRONED haben hier ein mehr als bloß gutes Black Metal Album eingespielt, bei dem sie vieles richtig machen und nur wenig nachbessern müssten, voller Material das Spaß macht und live großartig zündet. „Nie mehr zweite Liga!‟ sollte das Motto ihrer jüngsten Entwicklungsphase sein und wer in Zukunft Belgier diskriminiert, kriegts mit mir zu tun!
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