Paradise Lost - Icon

Paradise Lost - Icon
Gothic Metal
erschienen in 1993
dauert 50:09 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Embers Fire
2. Remembrance
3. Forging Sympathy
4. Joys Of The Emptiness
5. Dying Freedom
6. Widow
7. Colossal Rains
8. Weeping Words
9. Poison
10. True Belief
11. Shallow Seasons
12. Christendom
13. Deus Misereatur

Die Bloodchamber meint:

Dies hier ist wohl der beste Beweis für Paradise Losts "Mittelphase". Wo früher noch dem Schwarzmetall zelebriert wurde, machte man hiermit einen Schritt nach vorn und präsentiert facettenreicheren Gesang kombiniert mit stimmigen ruhigen Gitarren. Genau das richtige zum entspannen...Leider haben sie es in letzter Zeit mit ihrer "Weiterentwicklung" übertrieben und sind uninteressant für mich geworden.

Die Bloodchamber meint außerdem:

Das was unser Scheff so verknappt mit Weiterentwicklung ausdrückt, ist in der Tat eine. Aber sie ist weitaus weitreichender als Christian 'beschreibt'. Die rockigen Ansätze von "Shades Of God" wurden bei "Icon" ausgebaut, die Songs wurden wieder kürzer und der Sound massenkompatibler. Nur mit Christians Wertung komme ich nicht zurecht. Denn vorliegendes Album ist wegen seiner Hitdichte beinahe ebenso einzigartig wie der sperrige Vorgänger mit seiner kalten Stimmung. "Icon" ist ebenso ein Klassiker wie seine Vorgänger, bedeutungsvoll und gilt als weltweiter kommerzieller Durchbruch ohne dass die Band wirklich an Gesicht verliert. Der Sound von "Icon" wurde auch diesmal von S. Eferney abgemischt und produziert, ist aber hier wesentlich atmosphärischer und dichter als bei "Shades Of God". Das hat Einbußen in punkto Düsternis und Härte zufolge, passt aber zum rockig-metallischen Erscheinungsbild der Songs.

"Icon" nötigt mir ein paar mehr Worte ab als nur sechseinhalb Zeilen, denn für viele Fans ist genau dieses Album der Einstieg in die Diskographie von PARADISE LOST. Andere sehen gerade dieses Album als Anfang vom Ende. Warum ist "Icon" so kontrovers? Altbekannte Trademarks wie Nick Holmes Grunzgesang und der düstere Doom Deathmetal wurden bereits nach "Gothic" über Bord geworfen. Die hymnischen Leads und flirrenden Soli von Gregor Macintosh blieben allerdings erhalten. Die düstere Kälte von "Shades Of God" weicht einem eher positiv anmutenden Ton- und Soundgefüge. Alles wirkt direkter und zugänglicher. Nach "Shades Of God" ein logischer Schritt, wie ich finde. Doch sind hier einige Titel dabei, die durchaus noch die alten PARADISE LOST erahnen lassen. Das sind "Joys Of Emptiness", "Widow", "Colossal Rains", "Poison", "True Belief", "Shallow Seasons" und "das mit Frauengesang angereicherte "Christendom". Auch die anderen Songs besitzen trotz ihrer rockigen Attitüde eine eher für alte PARADISE LOST typische Machart, nachdenklich ("Remembrance"), zweifelnd ("Forging Sympathy") und das filigran-hymnische "Dying Freedom". Überall sehe und höre ich eine Steigerung zu den drei Vorgängeralben, gleichzeitig aber auch den Schritt zur zuckersüßen Banalität - d.h. Kommerz. Aber das muss nicht schlechtes sein, weil PARADISE LOST mit "Icon" noch mit Herz bei der Sache sind, Sinn für treibende Rhythmik besitzen und Nick Holmes durchaus noch schreien kann. Danach versuchte er den Anspruch zu erheben singen zu können ... und scheiterte an sich selbst. Aber das tat er erst mit "One Second", wo PARADISE LOST tatsächlich begannen ihren Wiedererkennungswert aufzugeben.

Weswegen ich aber das "Icon" dennoch besser bewerte als Christian, ist, dass das Album von Anfang an mehr Kraft und Klassikerpotenzial vermittelt als es unser Big Boss anschneidet. Als Klassiker wird "Icon" sowohl von den Kritikern als auch von den Fans wahrgenommen, gleich neben "Gothic". Doch ich finde, dass hier erstmals PARADISE LOST den Pfad der künstlerischen Tugend aufzugeben beginnen und deshalb einen Schritt in Richtung Beliebigkeit gingen. Doch ganz so schlimm ist es noch nicht. "Icon" ist eines der wichtigsten Alben der Metalgeschichte, ein musikalisches Monument und 1993 ein absolutes Novum.
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