Void Of Silence - Human Antithesis

Void Of Silence - Human Antithesis
Doom Metal
erschienen in 2004
dauert 61 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Human Antithesis
2. Grey Horizon (M.P.H. MMII)
3. To a sickly Child
4.
5. Dark static Moments
6. CXVII

Die Bloodchamber meint:

''This is where the dream ends...''

Bereits die ersten Worte der neuen Scheibe machen klar, was VOID OF SILENCE von der Welt, wie sie heute besteht, halten. Und im weiteren Verlauf lässt das treffend betitelte ''Human Antithesis'' glücklicherweise keine Besserung erkennen: Kriege, goldene Kälber und eine Seuche namens Mensch werden in hervorragenden Texten analysiert und der Hörer findet sich schliesslich in der Position, aus dem Rezipierten seine eigenen Schlüsse zu ziehen – oder es verstört zu lassen.
Verantwortlich für diese polarisierende Lyrik zeichnet Neuzugang A.A. Nemtheanga, welcher den meisten wohl eher als Fronter von PRIMORDIAL bekannt sein dürfte.
Bei VOS nimmt er von heidnischen Themen weitgehend Abstand, das atheistische und zuweilen äusserst misanthropische Element seiner Philosophie kommt dafür jedoch umso mehr zum Tragen. Dass der charismatische Ire darüber hinaus ein begnadeter Sänger ist, sollte ja mittlerweile jedem Metalfan halbwegs geläufig sein.
Ob anklagend, beschwörend, pathetisch oder verachtend – hier stimmt jede noch so kleine Nuance und der Mann gefällt mir fast noch besser als bei den bereits saustarken PRIMORDIAL.

Da es ein guter Sänger alleine aber noch nie gerissen hat, wenden wir uns jetzt mal dem musikalischen Fundament zu.
Insgesamt würde ich das Konstrukt als ambienten, orchestralen Doom bezeichnen, da es neben schweren Gitarren äusserst vielfältige Einflüsse auf das Stück geschafft haben. Vom Ambient übernimmt man zum Beispiel die Struktur der weiträumigen Klanglandschaften und diverse Sprachsamples, dazu gesellen sich orientalisch/gregorianisch anmutende Frauenstimmen und industrielle Maschinensounds.
Aber auch normale Keyboardsounds (sphärisch, Streicher, Piano) und fragile Akkustikparts haben ihren Platz auf ''Human Antithesis'' gefunden. Die verhelfen dem Werk mitunter zu einer ungeahnten, ätherischen Qualität, die ich bisher – wenn auch in anderer Form – nur von WHILE HEAVEN WEPT (''Of Empires forlorn'') kenne.

Obwohl beileibe keine Geschwindigkeitsrekorde gebrochen werden, verstehen es die beiden italienischen Masterminds hinter VOID OF SILENCE, die Stolperfallen des reinen Ambient wie des extremen Doom zu umgehen: Es handelt sich bei der Musik nie um blosse Collagen im Sinne von Stimmungsbildern, nie um erzwungene SloMo-Orgien um ihrer selbst willen, sondern stets um nachvollziehbare, sich entwickelnde Songs.
Der Härtegrad ist dank der lavaartigen Monsterriffs und einer schlicht genialen Produktion (Sick Labs, Italien) durchweg auch im weiteren Metallager salonfahig. Vergleiche gefällig? - Man versinkt im Moor und wird gleichzeitig von einem Panzer überrollt. Oder man ertrinkt im Meer und wird nebenher vom Wasserdruck zerquetscht. Aber dazu dann noch dieses Ätherische, dass ich momentan nicht verorten kann...

Wenn ihr das für gute Freizeitbeschäftigungen haltet oder einfach auf grossartige Musik dieser Prägung steht, empfehle ich euch dringenst, einen Termin beim Plattendealer zu machen und das Sahnestück zu verhaften.
Ich gebe derweil mit bestem Gewissen nur 9 Punkte, da von VOS in der derzeitigen Konstellation noch ungeahnte Grosstaten ausstehen dürften. Und die muss ich ja auch irgendwie in's Zehnersystem quetschen...
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