Mystisch, urig, melancholisch...


Interview mit Eftwyrd
Melancholic Black Folk Metal aus Deutschland - Kiel


EFTWYRD ist die neue Band von Sebastian Braun und David Vardeh, die dem einen oder anderen eventuell von MUNARHEIM bekannt sind. Anlässlich der Veröffentlichung ihrer Debüt-EP war es Zeit für einen kleinen Blick hinter die Kulissen - das Ergebnis findet ihr im Anschluss.

Hallo Sebastian, zunächst ein paar Fragen zur Band: Ihr habt euch laut Myspace 2009 getroffen – wie kam es zur Gründung von EFTWYRD, wie teilt sich das Songwriting auf, warum seid ihr nur zu zweit und ist es geplant, an dieser Konstellation etwas zu ändern?


Als MUNARHEIM letzten Sommer auf der Suche nach einem Geiger waren, haben David und ich uns kennen gelernt und angefangen MUNARHEIM-Material gemeinsam zu spielen. Wegen der Distanz und unterschiedlicher musikalischer Vorstellungen haben wir unser eigenes Ding mit neuem Material gestartet. Das Songwriting übernimmt Sebastian größtenteils und gemeinsam werden die Feinheiten ausgearbeitet. Eigentlich läuft die Sache zu zweit sehr gut und weitere Mitglieder werden so nur für Auftritte benötigt.

Der Name EFTWYRD scheint zusammengesetzt aus den altenglischen/-friesischen Begriffen wyrd („Schicksal“) und eft („danach, wieder[holt]“) – kannst du das ein wenig ausführen? Spielt es auf die auch als Orlog bekannte Wiederkehr des Schicksals an, gibt es eine norddeutsche Redensart, oder...?

Sebastian ist beim Lesen eines Buches von Bernard Cornwell auf den Namen gestoßen. Nach etwas Recherche passte der Name auch inhaltlich gut wegen der Auflösung von MUNARHEIM und dem Einschlagen eines neuen Weges. Außerdem klingt das Wort sowohl mystisch-urig als auch melancholisch und passt somit unserer Meinung nach perfekt zur Musik.

Eure im Mai erscheinende Debüt-EP hat für meine Begriffe nicht allzu lang gebraucht Habt ihr bereits vor 2009 an den Songs gearbeitet? Konntet ihr auf Material aus anderen Projekten zurückgreifen?

Wenn wir nicht ein paar Probleme mit Schlagzeuger und Abmischer gehabt hätten, wäre die EP zwei Monate früher rausgekommen. Im Endeffekt haben wir dann aber alles selbst gemacht und das war auch besser so. Die Zeit seit Sommer war sehr produktiv und das gesamte Material ist in dieser Zeit neu entstanden. Viele Ideen werden sogar auf dem kommenden Album noch Verwendung finden.

Ein markantes Merkmal eurer Kompositionen ist sicherlich die Geige, die erfreulicherweise nicht zur Fiedelei oder KORPIKLAANI-Schunkelei tendiert. Was gab den Ausschlag für die Integration bei EFTWYRD und welche musikalischen Vorbilder standen Pate für die Art, wie ihr die Geige einsetzt?

Danke, daran liegt uns auch sehr viel. Wir versuchen uns möglichst von Fiedelei und Schunkelei zu distanzieren, das ist einfach ein anderer Stil. Uns ist es sehr wichtig, dass die Songs live genau wie auf CD gespielt werden können und nichts aus der Dose kommen muss. Wir kommen beide aus der Klassik-Ecke (David spielt im Orchester, Sebastian studiert Musikwissenschaft). Daher wollen wir, dass alles möglichst natürlich und ehrlich klingt. Selbst, wenn es manchmal nicht so sauber ist wie aus der Dose. Außerdem bildet die Geige einen schönen ruhigen Gegenpol zur sägenden Gitarre.

Das Cover der EP ist sehr stimmungsvoll geworden – gab es spezielle Gründe, warum ihr es gewählt habt?

Wir haben nach einen Motiv gesucht, das die Aspekte Natur, Einsamkeit, Weg, Aufbruch und Ungewissheit vereint. Wir sind auf dieses Bild von S. Dietl gestoßen und das war's.

Das Stück kommt für einen echten Discount-Preis auf den Markt, also wie habt ihr es geschafft, das Ganze samt Digi und den Aufnahmekosten zu realisieren? Peilt ihr für die Zukunft auch einen Labelvertrag an?

Die Songs wurden komplett in Eigenregie aufgenommen und unser Ziel ist es eigentlich nur, die Kosten für Equipment und Druck, Pressung etc. ungefähr wieder reinzubekommen. Wir hoffen, durch den niedrigen Preis einen Anreiz zu geben, sich die EP zu kaufen und sie nicht irgendwo runterzuladen. Die Leute sollen für einen fairen Preis etwas schönes in der Hand haben.
Momentan haben wir eigentlich nicht vor, bei einem Label unterzukommen, dafür lief die unabhängige Arbeit zu reibungsfrei. Aber wir werden sehen, ob wir nicht für die kommende CD nach einem guten Angebot suchen.

Wie ich bereits erwähnt habe, kamen mir sofort Bands wie EMPYRIUM oder NOCTE OBDUCTA in den Sinn – in welcher musikalischen Tradition seht ihr euch denn selbst? Wo liegen die Wurzeln und Ziele des Projekts EFTWYRD?

Die Einflüsse kommen neben der klassischen Musik sicherlich aus verschiedenen Metal-Richtungen, wobei wir beide ein sehr breites Spektrum an Stilen hören. Natürlich werden immer verschiedenste Einflüsse mitschwingen, aber primär machen wir genau das, was uns gefällt. Unsere Hauptmotivation ist es, unseren Stil weiterzuentwickeln und einfach gute Musik zu machen. Wir freuen uns schon auf die erste Live-Möglichkeit!

Wo wir gerade dabei sind: Ist die Zeit der nicht mit heidnischen Zerrbildern überformten Naturromantik – für die eben diese Bands standen – vorbei?

Die Zeit der Naturromantik ist nie vorbei. Gerade heutzutage ist es wichtig, den Leuten Natur und Emotionen nahe zu bringen. Wir halten persönlich nicht viel von 08/15-Wikinger-Trinkmusik, ähnlich wie bei der Musik ist uns eine ehrliche Natürlichkeit im Text sehr wichtig.

Gibt es für die Welt von EFTWYRD einen größeren (spirituellen oder wie auch immer gelagerten) Hintergrund? Eine Botschaft, die ihr vermitteln wollt?

Über Gedichte, Bands, Wanderungen und Ähnliches haben wir uns verstärkt mit dem Thema Naturromantik, die einen Großteil unserer Thematik ausmacht, auseinandergesetzt und wollen diese Gedanken auch transportieren.

Die vorerst letzte Frage betrifft die Zukunft: Zeichnet sich da schon etwas deutlicher ab, gibt es Pläne für neue Stücke oder Auftritte?

Wie gesagt ist schon viel Material für das kommende Album vorhanden. Sobald wir Live-Mitglieder haben, werden wir uns auch nach Auftrittsmöglichkeiten umsehen. Der genaue Zeitplan wird sich dann herauskristallisieren und da wir beide studieren, kann man nicht allzu weit im Voraus planen. Und da wir alles alleine machen, müssen wir uns keinen Stress machen!

Danke dir für die Antworten und zum Abschluss natürlich die Möglichkeit, noch ein paar beschließende Worte los zu werden:

Wir haben ein sehr gutes Gefühl bei der EP, die ersten positiven Feedbacks sind schon eingeflattert und wir haben Lust auf mehr!


www.myspace.com/eftwyrd
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