Gelassen und auf die Zukunft fokussiert


Interview mit One Man Army And The Undead Quartet
Death Thrash Metal aus Schweden - Trollhättan
In diesem Jahr haben ONE MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTET nichts anbrennen lassen und tourten nach der Veröffentlichung des neuen Albums „Grim Tales“ im darauf folgenden November mit den Landsleuten von UNLEASHED und den Brasilianern KRISIUN im Rahmen der Hammer Battalion Tour durch Europa. Nach dem Konzert in Trier habe ich es mir mit dem sehr sympathischen Frontmann Johan Lindstrand, der früher Sänger bei THE CROWN war, im Nightliner bequem gemacht, um ihm ein paar Fragen zu stellen, woraus sich flugs eine muntere Unterhaltung über Labelpolitik, SONIC SYNDICATE, MySpace und das Musikgeschäft im allgemeinen entwickelte, bei der dennoch viel gelacht wurde…

Hallo Johan! Es freut mich, dich heute zu treffen. Ich habe zur Vorbereitung einige Interviews mit dir gelesen und als erstes kann ich dir versprechen, dass heute keine THE CROWN Fragen kommen werden, die sonst scheinbar unvermeidlich sind.

Johan: Haha, wäre aber auch kein Problem. Mir geht’s gut ohne THE CROWN und ohne die Band gäbe es auch keine ONE MAN ARMY. Ich war 12 Jahre oder so in der Band, sie hat mich geformt und ist der Grund, warum ich heute hier bin. Ich bin also glücklich über die Vergangenheit, aber jetzt schaue ich nach vorne und will noch 10-20 Jahre mit der ONE MAN ARMY verbringen. Fragen über die Vergangenheit sind dennoch kein Problem.

Das hört sich vernünftig an. Wenn ich die Alben der OMA gegenüberstelle, muss ich sagen, dass mir „21st Century Killing Machine“ immer noch sehr gut gefällt, „Grim Tales“ finde ich auch stark, doch „Error In Evolution“ fällt etwas ab. Rückblickend, aber auch wenn ich die Alben heute wieder höre, ist bei diesem Album das ALICE COOPER Cover („The Man Behind The Mask“) das einzige Lied, das sich wirklich im Gedächtnis festsetzt. Nach dem relativen Erfolg des ersten Albums „21st Century Killing Machine“, welches das erste Lebenszeichen der OMA war, war es weniger aufregend und eher unauffällig.

Ich sehe das erste Album als ein richtiges, echtes Death Metal Album an. Sehr einfach, sehr groovy etc. Bei „Error In Evolution“ haben wir mehr experimentiert und verschiedene Dinge ausprobiert. Einige haben funktioniert und einige nicht. Ich mag das Album und bin stolz darauf. Aber ich muss zugeben, dass ihm ein wenig die Kraft gefehlt hat, die wir auf den „Grim Tales“ zurückgebracht haben. Auf der „Grim Tales“ gibt es mehr straightforward Death Thrash Metal, es hat mehr von einem Schlag ins Gesicht.

Ich will „Error In Evolution“ auch gar nicht schlecht reden, aber wenn man es eben einige Male nacheinander hört, bleibt nicht viel hängen. Und das Überlied der OMA ist immer noch „So Grim, So True, So Real“, eines der ersten Lieder, das du für die Band geschrieben hast.

Vielleicht teilt nicht jeder deine Meinung zu „Error In Evolution“. Ich bin stolz auf alles, was wir gemacht haben, aber ich glaube auch, dass es unser schwächstes Album ist. Und in gewisser Weise muss ich dir auch zustimmen. Es gibt einige Momente auf dem Album, die nicht die Stärke haben, die zur OMA gehört. Aber wir sind immer noch eine junge Band und werden in der Zukunft noch Killeralben veröffentlichen. Ich bin stolz auf alles, was wir gemacht haben, und jetzt schauen wir nach vorne und marschieren weiter in die Zukunft. Ich schaue nie zurück. Es ist viel besser auf die Zukunft fokussiert zu sein und einfach damit weiterzumachen gute Musik zu schreiben.

Klingt nach einer guten Entscheidung. Aber jetzt zu etwas anderem. Ich habe mich im Internet nach OMA Interviews umgeschaut, und mir ist aufgefallen, dass alle Interviews mit dir geführt wurden. Liegt das daran, dass die OMA dein Baby ist und es im Endeffekt deine Band ist, in der die anderen zwar wertvolle Mitglieder sind, aber du die Entscheidungen triffst?

Am Anfang hatte ich vor das ganze als Soloprojekt laufen zu lassen mit einer anderen Art von Mitgliedern. Aber jetzt ist es definitiv nicht so, dass ich alles entscheide. Wir sind fünf Leute und jeder hat großartige Meinungen. Wenn wir im Aufnahmeraum sind, bringt jeder seine Meinung darüber ein wie wir Musik machen. Das mit den Interviews hat sich so ergeben, weil die meisten Journalisten am liebsten mit mir sprechen wollen, weil ich eine Vergangenheit mit THE CROWN habe und der bekannteste Name in der Band bin. Das bedeutet aber nicht, dass ich der Diktator in der Band bin.

In Ordnung. Meine Suche hat halt nur Interviews mit dir zu Tage gefördert und ich konnte nicht ganz einordnen, was es zu bedeuten hat.

Marek (drums – mba) hat schon mal zwei oder drei Interviews gegeben und ich würde ihm sehr gerne noch einige mehr zuschustern, weil er darin auch gut ist, aber die meisten Leute wollen nun mal mit mir sprechen, also bin ich darauf festgenagelt. Johan lacht

Als du die Band gegründet hast, war der erste Vertrag gleich mit Nuclear Blast, dem wahrscheinlich größten Metal Label. War das etwas Besonderes für dich, gleich von NB unter Vertrag genommen zu werden, und bist du fünf Wochen nach dem Release der „Grim Tales“, die von NB an Massacre lizenziert wurden, zufrieden mit der Arbeit von Massacre?

Ja, ich bin sehr glücklich darüber, dass wir im Verbund mit dem größten unabhängigen Label für extreme Musik waren. Wir sind immer noch bei ihnen unter Vertrag, nur für das Album gibt es einen Lizenzdeal mit Massacre. Das Problem ist, dass wir uns wie eine sehr kleine Band auf einem sehr großen Label vorkamen und für uns die Gefahr bestand darin unterzugehen… Da gibt es NIGHTWISH, HAMMERFALL… Wir sind eine kleine Band und müssen nicht zwischen ihnen zerquetscht werden. Selbst wenn wir Mörderalben haben, macht es keinen Sinn dazubleiben und erdrückt zu werden…

Mit der Art von Musik, die OMA spielt, gibt es vermutlich mit AMON AMARTH überhaupt nur eine Band, die genug umsetzt, um die Merchmaschine von NB zu befriedigen…

Definitiv. Ich habe einen Anruf von NB bekommen und sie haben gesagt, dass „Grim Tales“ wahrscheinlich unser bestes Werk bisher ist und sie sehr glücklich damit wären. Wir haben nichts mit Massacre ausgehandelt, bevor die Masterbänder bei NB waren. Sie waren also sehr zufrieden mit dem Ergebnis, sagten aber zur gleichen Zeit, dass sie darüber nachdenken uns an Massacre zu lizenzieren. Ich war geschockt! Wir haben uns 10 bis 15 Minuten über das Warum unterhalten und ich habe gefragt, ob sie uns fallen lassen. Sie sagten, sie hätten es schon so oft erlebt, dass Bands von ähnlicher Größe wie OMA einfach verschwunden sind, ohne ein Label. Sie waren nicht im Spotlight…

Es liegt nicht an der Qualität, sondern am…

Marketing! Alles dreht sich um Verkaufszahlen.

Ein Beispiel dafür aus dem Nuclear Blast Aufgebot sind SONIC SYNDICATE, die bei den eingefleischten Metalheads eher keinen besonders guten Stand haben.

Ich mag sie auch nicht besonders, aber offensichtlich läuft es für sie ziemlich gut. Weil Nuclear Blast so viel Geld reinsteckt. Das ist der Grund. Wenn sie genauso viel Geld in SONIC SYNDICATE gesteckt hätten wie in OMA, wären die hier. Aber jetzt haben sie nun mal viel mehr Geld rein gesteckt und sie stehen da oben.
Johan zeigt zwei Ebenen mit den Händen.

Ich kann verstehen, dass viele Leute Abneigung gegenüber SONIC SYNDICATE oder anderen Bands empfinden, die zum Teil auf noch breiterer Front gepusht werden wie z.B. NIGHTWISH, aber auf der anderen Seite muss ich sagen, dass ich es dennoch begrüße, wenn junge Menschen über diesen Weg einen Zugang zum Metal finden. Jeder, der sich intensiv mit der Musik, die er hört, auseinandersetzt und sich nicht wahllos von den Charts bedudeln lässt, ist für mich ein Gewinn. Wenn man etwas grundsätzlich ablehnt, nur weil es gepusht worden ist, kann ich das nicht nachvollziehen oder gar unterstützen.

Natürlich gibt es im Metal verschiedene Genres und man muss jeden das hören lassen, was er fühlt hören zu müssen, und dafür dürfen wir niemandem mit Abneigung begegnen. Das ist wirklich dumm. SONIC SYNDICATE zieht Leute. Sie touren in Packages mit anderen Bands wie DARK TRANQUILLITY und ziehen Leute zu den DT Shows genau wie vielleicht DT Leute zu SONIC SYNDICATE zieht. Im Endeffekt hilft jeder dem anderen mehr Leute zu der ganzen Veranstaltung zu locken. Mir ist es egal, was für Musik es ist. Ich mag ihre Musik nicht, aber mir ist es egal, wenn die Leute es hören.
Aber um zu der Frage bezüglich Massacre Records zurückzukehren: Ich bin ziemlich glücklich damit, wie es bisher gelaufen ist, weil sie die Promotion anders aufziehen. Wir machen zwei bis drei Monate Werbung mit Interviews und anderen Sachen. Bei NB hätten wir alles vor dem Veröffentlichungstermin gemacht und danach nichts mehr. Jetzt ist das Album schon seit einigen Wochen raus und wir machen praktisch noch zwei Monate normale Promotion nach der Veröffentlichung. Das ist besser so.
Ich habe vor zwei oder drei Tagen mit Massacre gesprochen und sie werden weiterhin Promo-CDs machen und nicht auf Download Codes für das Internet umstellen wie z.B. NB. Massacre macht es mehr auf die Oldschool Art und es funktioniert. Es funktioniert und ich bin sehr zufrieden damit. Aber wie es beim nächsten Album aussieht, weiß ich nicht.

Für mich hört sich das ein wenig auch so an, als ob sie leidenschaftlicher dabei sind und nicht so sehr aufs Geschäft konzentriert wie z.B. ein großes Label wie NB.

Es ist ja auch ein kleines Label mit vielleicht 10 Angestellten oder so, und NB hat um die 70-80 Leute, die dort arbeiten. Es ist ein hartes Geschäft da draußen: CD-Läden machen überall dicht und die Leute kaufen nicht mehr so viel. Deshalb glaube ich, dass bei den großen Labels ein bisschen Panik die Runde macht, was sie in der Zukunft machen werden. Also dreht sich heute, natürlich, alles ums Geld.

Ich verstehe, was du meinst, aber das Geschäft hat sich vor 20 Jahren auch schon ums Geld gedreht…

Ja ja, natürlich, aber jetzt ist es wichtiger.

Es ist mehr nach dem Motto: wenn du nicht genug Platten verkaufst…

Exactly!

lassen wir dich nicht auf Tour gehen. Ihr müsst zu Hause bleiben.

Sie denken zweimal darüber nach bevor sie eine Entscheidung treffen. In den Plattenverträgen steht dann: ihr bekommt so viel Geld um das Album aufzunehmen. Beim nächsten Mal sagen sie dann: hey, wenn ihr auf unserem Label bleiben wollt, müsst ihr die und die Zahl erreichen, sonst müssen wir euch rauswerfen. Weil es eine Menge Geld ist, die sie in all die kleineren Bands stecken.

Wenn ich fragen darf: wie hoch ist heute eigentlich der Anteil, den ihr bekommt, wenn eine CD im Laden verkauft wird?

Ich denke, es sind…
Hier schaltet sich ein neuer Gast im Nightliner ein, bei dem ich nicht sicher bin, ob es Drummer Marek oder Tourmanager Darek war (oder ein weiterer Techniker der Tour). Es müsste aber Marek gewesen sein. -mba
M: Wir bekommen 7% des Verkaufspreises.

Wenn die CD also für 15 Euro verkauft wird, ist es etwa 1 Euro?

M: Ja, mehr oder weniger.
J: Es ist für jeden das Gleiche. Es ist der normale Standard. Das interessante Geld ist im Endeffekt das, was man für die Live-Auftritte bekommt, und das ist eine andere Summe. Kleinere Bands gehen oft auf Tour und die Labels geben ihnen etwas Geld als Tour Support. Kleinere Bands bekommen oft eh keine Tantiemen, weil sie für 10 Jahre oder so verschuldet sind. Also bemühen sie sich um den Tour Support.
M: Heute kann man nicht mehr wirklich von Plattenverkäufen leben, weil es die ganze Festivalsituation usw. gibt. Was man heute also als Band tun muss, ist so viel wie möglich touren und dann mit den Gagen und dem Verkauf von Merchandise arbeiten. Und das wirkt sich letzten Endes auch auf die Verkaufszahlen der Alben aus.

Ich habe bei Touren schon einige Male gehört, dass der Headliner die Vorbands dazu zwingt, deren Shirts zum gleichen (höheren) Preis zu verkaufen wie ihre eigenen.

Das ist Bullshit. Das bedeutet, dass der Headliner Angst davor hat, dass die Vorband mehr Shirts verkauft als sie selbst. Hier bei unserer Tour gibt es ein paar Unterschiede im Preis und es ist egal. Wir haben ein Shirt, das vielleicht drei oder vier Euro billiger ist als ein UNLEASHED Shirt, aber darüber macht sich niemand Gedanken, weil der Unterschied auch nicht so groß ist.
(Auch wenn der Unterschied bei dieser Tour hauptsächlich bei Girlies gegenüber normalen Shirts zu sehen war. –mba)

Beim Design eures Merchandise ist mir aufgefallen, dass es auch Shirts ohne eine Unmenge Schädel darauf zu kaufen gibt. Mir gefällt das gut, weil ich finde, dass große Mengen an Blut, Schädeln etc. einfach ausgereizt sind.

Ja, wir haben einige normale Shirts ohne Blut und Schädel. Aber ich mag diesen Kram, die Horror Sachen, das Blut usw. Ich liebe dieses Zeug und denke, dass es passt.

Ok, hier wird ja auch Death Metal geboten, also passt es schon zum Thema…

Natürlich ist es übertrieben oder ausgereizt, aber es passt in unser Konzept und ich denke, es sind schöne Shirts. Und wir machen das, weil wir selbst es gut finden.

Es geht mir auch nicht um die totale Ablehnung von Shirts mit Schädeln etc., ich meine nur, dass jede Band zumindest auch ein einfaches Logoshirt im Angebot haben sollte oder andere Shirts, die normal aussehen und nicht auf den Schockeffekt aus sind.

Genau. Es ist sinnvoll Sachen für jeden Geschmack anzubieten. Wenn die Leute Schädel wollen, können sie Schädel haben. Wenn sie nur das Logo wollen wie du, können sie auch das haben. Shirts für jedermann.

Ich denke, dass das zum Teil auch eine Altersfrage ist. Wenn man in der Pubertät ist und rebelliert, trägt man die brutalsten Shirts um zu schockieren. Um die Eltern zu schocken oder die Lehrer usw. Wenn man dann älter wird und einer geregelten Arbeit nachgeht, will man immer noch seine Verbundenheit mit der Musik ausdrücken, braucht dazu aber keine billigen Schockeffekte mehr.

Ja, man will sie nicht mehr schockieren und nur seine Unterstützung zeigen. Natürlich. Das bedeutet wahrscheinlich auch, dass ich noch ein Kind bin. lautes Lachen allerorten

Was ich nicht wusste und dann auf der Metal-Archives Seite gesehen habe, ist, dass du mal bei IMPIOUS am Schlagzeug gespielt hast. Gesang und Schlagzeug sind ungefähr die kontrastreichsten Positionen, die man in einer Band einnehmen kann. Was steckt da dahinter?

Ich war bereits Sänger vor der Arbeit mit IMPIOUS. Wir haben mit THE CROWN 1990 angefangen und das IMPIOUS Demo, wo ich mitgespielt habe, ist von 1994. Es war nur um ihnen auszuhelfen, weil sie Freunde von mir sind. Wir haben im gleichen Ort gelebt. Ich habe nur bei der Demo mitgewirkt, währenddessen aber weiterhin die ganze Zeit bei THE CROWN gesungen.

Also warst du von Beginn an eine Rampensau, jemand der es liebt in vorderster Front zu stehen?

Ja, mir hat es immer großen Spaß gemacht Frontmann zu sein und alles was dazugehört. Die Schlagzeug Geschichte war nur ein kurzes Intermezzo. Ich mag es hier und da ein bisschen an den Drums zu spielen, aber es gab nie die Absicht das ernsthaft weiterzuverfolgen, und so dauerte das nur etwa ein halbes Jahr.

Du bist mittlerweile schon seit vielen Jahren ein Teil im Musikbusiness und hast in dieser Zeit einige technische Veränderungen miterlebt von den Anfängen des Internet bis hin zu den Auswüchsen von z.B. MySpace heutzutage. Wie siehst du die Bedeutung von MySpace samt den inflationären Freundeszahlen, die vor allem Bands haben, und wo liegen die Unterschiede zu früher?

Wenn die ganzen Leute, die man als Freunde hat, das Album kaufen würden, wäre es großartig, aber es ist vielleicht 1%...

Ihr wärt ziemlich reich.

Exactly! Im Endeffekt ist es irgendwie Unsinn Hunderttausende von MySpace Freunden zu sammeln, wenn man eine Death Metal Band ist, die 15.000 Alben verkauft. Aber natürlich ist es auch Promotion jedes Mal, wenn sie deine Seite aufrufen und sich ein Lied anhören.

Es hilft vermutlich auch Leute zum Besuch der Tour zu locken. Hat es auch Auswirkungen auf andere geschäftliche Belange z.B. beim Label?

Es zieht mehr Leute zur Tour, aber sonst hat es nur den Werbezweck, weil es genug Programme gibt, um mehr Freunde zu bekommen und man nicht jeden einzeln hinzufügen muss. Vielleicht könnte ich METALLICAs Freunde klauen…
Natürlich ist es gut, so viel Promotion wie möglich auf MySpace zu machen, denn selbst wenn die Leute das Album nicht kaufen, werfen sie einen Blick auf die Seite, hören sich ein Lied an und vielleicht sagen sie einem Freund, dass es da eine Band gibt, die ihn interessieren könnte. Der Anfang ist immer, dass sich alles langsam und dann immer mehr verbreitet. Es ist gute Promotion. Aber zu einem Unterschied zwischen damals und heute kann ich nichts sagen, denn in den 90ern gab es kein Internet, also hat man es nicht vermisst.

Um ein Beispiel davon zu geben, was ich meine, muss ich ein wenig ausholen: Ende der 90er und Anfang der 2000er Jahre hatte ich wenige Bekannte, die mir neue Bands empfohlen haben. So war THE CROWN für mich neu, als ich sie vor zwei oder drei Jahren entdeckt habe. Ich habe sie durch das Internet entdeckt und mit einem ganz anderen Blick darauf, weil die Band zu der Zeit ja schon nicht mehr bestand.

Ja, das ist eine gute Sache. Man kann immer neue Bands entdecken, irgendwelche traditionellen Old School Underground Bands, die es in den 90ern gab und heute nicht mehr. Es gibt eine Menge solcher Bands und wie aus dem Nichts entstehen MySpace Seiten von ihnen, die z.B. von Fans gemacht sind und wo man sich irgendwelche kostenlosen Lieder von einer Demo aus den 90ern anhören kann. Es ist ein guter Weg die Musik so durch das Internet am Leben zu halten. Das gefällt mir.

Auf der einen Seite können so Bands, die nicht so bekannt und beliebt geworden sind, wie sie es vielleicht verdient gehabt hätten, heute immer noch ihre Musik verbreiten. Aber auf der anderen Seite gibt es doch auch eine ganze Menge Bands, die auf die eine oder andere Weise furchtbar sind. Deren Name und Musik wird von den Abertausenden von MySpace Freunden ebenfalls verbreitet…

Jeder sucht nach möglichst vielen Adds bei MySpace. Es geht nicht darum, ob eine Band schlecht ist. Sie wollen immer als Freunde hinzugefügt werden, weil es immer auch Promotion für sie ist. Im Endeffekt geht es aber um die Musik. Wenn die Musik gut ist, werden die Leute es merken und die Band wird Erfolg haben. Wenn die Musik beschissen ist, ist die Anzahl der MySpace Freunde egal, denn die Band wird es so oder so nicht schaffen, weil die Leute das merken und gute Musik erkennen. Die Leute sind nicht dumm! Und deshalb sind mir Leute egal, die sehr viele Freunde haben.

Also so etwas wie ein selbstreinigendes System?

Ja, es geht immer nur um gute und schlechte Musik meiner Meinung nach. Es gibt eine Menge schlechte Musik da draußen und es ist mir egal ob sie bei MySpace Aufmerksamkeit bekommen oder nicht. Es geht immer nur um Meinungen und jeder denkt anders. Ich kann ja auch denken, eine Band ist schlecht, während du sie magst.

So ganz vertraue ich nicht darauf, weil es doch eine Menge Alben gibt, die schon fast nach allgemeiner Meinung gesehen schlecht sind. Schlechte Alben, die mit Labelunterstützung aufgenommen werden, während andere Bands gute Alben immer wieder komplett selbst finanzieren müssen.

Es hat damit zu tun, dass man eine ganze Menge verdammtes Glück haben muss. Wenn die richtigen Leute hinter dir stehen, kannst du eine Menge gute Sachen machen. Es ist eine verrückte Welt.

Die moderne Technik mit WLan, Laptops, Handys etc. macht sicher auch das Touren unkomplizierter, weil man einfacher mit den Freunden und der Familie zu Hause in Kontakt bleiben kann.

Ja, natürlich. Aber für die OMA ist das kein so großes Problem. Wir machen jetzt diese eine Tour, während UNLEASHED irgendwas wie fünf Touren am Stück macht. Für uns sind es also nur dreieinhalb Wochen. Das ist nichts. Mir ist klar, was du meinst, und natürlich ist es heute einfacher, weil man einfach Telefonieren, Fotos schicken oder via Internet chatten kann. Aber ich habe kein Problem damit unterwegs zu sein. Wie gesagt, wir machen hier mal eine Tour und da mal eine Tour. Für uns ist das mehr wie Urlaub.

Ich weiß nicht, wie es bei euch mit Freundinnen / Frauen und evtl. Kindern aussieht, die daheim geblieben sind.

Wir haben alle Freundinnen und so was und wir gehen alle normalen Jobs nach, weil wir von der OMA nicht leben können. Aber es klappt alles ganz gut und Touren wird immer einfacher für uns. Das aktuelle Tour Package mit KRISIUN und UNLEASHED ist das beste Package, mit dem die OMA jemals unterwegs war, weil die Jungs alle sehr nett sind und wir uns richtig gut verstehen. Wir haben schon einige gute Touren in der Vergangenheit gehabt mit CHILDREN OF BODOM, GOREFEST usw., aber der Draht zueinander hier ist sehr gut und das ist wichtig um konzentriert zu bleiben. Wir haben eine Menge Spaß.

Also verliert man nie die Lust am Touren, wenn die anderen Bands Spaß machen?

Natürlich hat das Touren negative Seiten, weil wir in diesem Bus mit 15-20 Leuten leben und wenn ein Kerl krank wird, verbreitet sich das sehr schnell und dann ist auf einmal der halbe Bus krank. Speziell für einen Sänger ist es überhaupt nicht gut auf Tour krank zu sein. Aber bei unseren letzten zwei Touren hatte ich Glück und bin gesund geblieben. Wenn man gesund und 100% konzentriert bleibt, macht es Spaß. Aber wenn du krank wirst, kann es die Hölle sein. Je mehr man tourt, desto mehr lernt man. Und ich habe gelernt, wie ich leben und wie ich meinen Körper auf Tour behandeln muss.

Ok, ich will dich nicht den ganzen Abend aufhalten, also kommen wir langsam zum Ende. Ich habe zwar bewusst auf THE CROWN Fragen verzichtet, weil ich das Thema für ausgereizt halte (J: Definitiv! ), aber mich würde schon interessieren, ob du dir schon irgendwelche DOBERMANN Sachen angehört hast. (DOBERMANN ist die neue Band der vier anderen THE CROWN Mitglieder der letzten Stunde, bei denen Andreas Bergh von den DEATHSTARS den Part am Mikrofon übernommen hat bzw. übernehmen wird. – mba) Ich habe mir einiges auf MySpace angehört und war über die musikalische Ausrichtung etwas überrascht.

Ich hab mir das ganze Album angehört. Du musst bei MySpace an die falschen DOBERMANN geraten sein (was trotz ausführlicher Suche auf MySpace leider der Wahrheit entspricht… - mba) , denn sie haben dort bisher noch keine Seite und auch noch keinen Gesang aufgenommen. Sie haben bisher nur die Musik aufgenommen. Es hört sich gut an, wie eine Fortsetzung von THE CROWN, ähnlich zu „Possessed 13“ (das letzte reguläre THE CROWN Album aus dem Jahr 2003. – mba) . Es hört sich so ähnlich an, ist aber auch ein Schritt vorwärts. Death Metal mit einer Menge Old School Einfluss und ich denke, es wird gut werden.

Als kurz darauf diverse Mitglieder der anderen Bands den Bus betreten, beenden wir das Interview und ich bedanke mich noch bei Johan, bevor ich mich auf den Heimweg mache.
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