Doom Over Halle Pt. III

Doom Over Halle Pt. III

Church Of MiseryGorilla MonsoonVersus The Stillborn-Minded
Halle/Saale, Rockstation
30.09.2005
Ja, Halle-luja noch eins! Die langsamste Veranstaltung im näheren Umfeld bleibt – zumindest für den gemeinen Hallenser oder Leipziger – das unfassbar cool betitelte „Doom Over Halle“, das in der saalenahen Rockstation bereits zum dritten Mal über die Bühne ging.
Bei 6 Euro Eintritt nebst Bierpreisen um die Euromarke war dementsprechend für regen Andrang gesorgt und weil im Stillen trauern nur halb so schnell Spass macht, hatten sich mit Church of Misery (JP), Gorilla Monsoon (D) sowie Versus The Stillborn Minded (D) gleich drei Kapellen angekündigt, um auf den verdronten Pfaden zwischen Black Sabbath und Cathedral die Hütte zu doomen.

VTSM begannen denn auch gegen 21.30 Uhr (oder 22.00 Uhr) mit einem, nun sagen wir, erdigen Set, der im altehrwürdigen Gebäude ohne Umwege den Putz aus den Fugen dröhnte. Kompliment an dieser Stelle der almost omnipotenten Soundfrau, die den heutigen Walzensturm genauso fest im Griff hatte, wie vor einigen Monaten die gänzlich anders gelagerten Cephalic Carnage und Konsorten.
Unterstützt vom charmant gezimmerten Low-Fi-Inferno rockten sich die Deutschen auf unterstem Geschwindigkeitslevel durch ausladende Riffmonster jenseits der 6 Minuten, die eine vortreffliche Balance aus langsamen und sehr langsamen Parts fanden und mit dem geilsten Sänger des Abends aufwarten konnten: Räudig, dreckig und sagenhaft cool erinnerte der Typ so ein bisschen an Cathedral meets eine melodischere Doomversion von Tompa Lindberg. In Verbindung mit den lavaartigen Strukturen und einem schwelgerischen Monstergroove ganz klarer Fall von gelungener Vorstellung.
Das Publikum dankte es mit entschiedenem Applaus und angesichts der Tatsache, dass man hier den Opener auf einem Doom-Konzert gab, war schon ein verhältnismässig frohes Treiben vor den Brettern zu beobachten.

Gorilla Monsoon war es daher im Anschluss ein Leichtes, das angefixte Auditorium für ihre Variante des 70er-lastigen SloMo zu begeistern, obwohl - oder gerade weil - die Songs der mittlerweile doch recht bekannten Band vom Gefühl her ein wenig hektischer (alles relativ!) waren, als bei den Vorgängern.
Angetan mit kultigen Shirts, korrekten Schlaghosen und erkennbar routinierter Bühnenpräsenz zog der Vierer sein Ding vor einem mehr und mehr nach Bewegung lechzenden Publikum durch, durchbrach die drückende Langsamkeit geschickt mit etwas straighteren, ausdruckstanzbaren Rockpassagen und hatte den Club spätestens bei den letzten drei Songs geschlossen hinter sich.
Viel passierte zwar standesgemäss auch bei dieser Band nicht, aber die hypnotische Wirkung, die Essenz des verdammt entspannten Vor-sich-hin-doomens war während des Affensturms ebenso greifbar wie beim bereits hervorragenden Opener.

Die Headliner Church of Misery aus Japan legten schliesslich nach etwa 20 Minuten Pause in ähnlicher Manier los, bereicherten den sehr instrumentallastigen Gesamtsound jedoch auf typisch japanische Weise mit Jazz/Geräusch/Synth-Improvisationen, die zunächst etwas gewöhnungsbedürftig schienen, aber in Anbetracht des steigenden Alkoholpegels bereitwillig mitgenommen wurden. Von einer Band, die ihre Langeisen mit 25-minütigen Livejams füllt, hatte man sowas ja auch irgendwie erwartet...
Und das ist ja gerade das schöne am eher experimentellen Doom: Man geht mal zur Bar, unterhält sich kurz, nickt nebenher ganz entspannt mit dem Kopf und wenn man zur Bühne zurückkehrt, steigt man einfach wieder da ein, wo man vor zehn Minuten aufgehört hat. Keine Hektik, kein Stress – lieber mal was rauchen und immer schön geschmeidig bleiben.
Abgefeiert wurden die Jungs natürlich auch, danach gab's noch gepflegte Tonkunst aus der Konserve und abschliessend lässt sich die Veranstaltungsreihe eigentlich nur noch all jenen empfehlen, die auf normalen Konzerten mittlerweile lieber hinten stehen: Derart entspannte Organisation, entspannte Bands und locker-familiäres Flair kann man sich durchaus öfter mal geben.

„Flach spielen, hoch gewinnen“, wie der Fussballer sagt, und bis zum nächsten Mal.



http://www.d7.dion.ne.jp/~church/
http://www.gorilla-monsoon.de/
http://www.vts-m.de/

http://www.halleluja-stoner.de

Foto-Credits: Die netten Menschen aus dem Umfeld des Veranstalters - Danke schön!

Bildergalerie

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