R(h)ein in die Fresse X

R(h)ein in die Fresse X

Excrementory GrindfuckersInfectedJack SlaterPoostewWe Are Wolf
Bonn, Brückenforum
12.04.2009
Ostersonntag ist es mal wieder soweit. JACK SLATER laden zum mittlerweile schon traditionellen R(h)ein in die Fresse, das 2009 zum 10. Mal stattfindet. Als Ort des Gemetzels wurde wieder das Brückenforum in Bonn auserkoren. Einmal noch die vom langen Tag vorher noch leicht lädierten Knochen geschüttelt, und schon kann es losgehen.

Etwas später als geplant betreten INFECTED die Bühne und setzen direkt ein optisches Ausrufezeichen mit Sänger Nico, der passend zum Feiertag Sakko und weiße Krawatte aufträgt. Schon nach kurzer Zeit hat er sich aber der dem Bewegungsablauf eher hinderlichen Kleidungsstücke entledigt, um aktionstechnisch auch nicht gar so weit hinter das wilde Propellerbanging der Saitenfraktion zurückzufallen. Der Sinziger Death Metal mit leichten Melodieanleihen kommt auch beim bereits zahlreich erschienenen Publikum bestens an, selbst wenn die Aufforderung zur Wall of Death mehr als ein paar verdutzte Gesichter produziert. Ausgestattet mit von der Bühne gereichten, martialisch benannten Pappwaffen fehlt einigen zwar die nötige Aufmerksamkeit und Erfahrung, so dass die Wall eine etwas einseitige Aktion wird, aber das breite Grinsen auf den Gesichtern bescheinigt ihr auf jeden Fall einen großen Spaßfaktor. Unterhaltsamer und auch musikalisch überzeugender Auftritt!

Kurz vor 21 Uhr ist es Zeit für den ersten Auftritt überhaupt von WE ARE WOLF, die bis vor kurzem noch unter EAT UNDA TABLE firmierten. Die Core Vergangenheit ist trotz Namenswechsel und neuen Liedern zwar noch nicht ganz abgelegt, aber heute sind es eher Kleinigkeiten im ansonsten modernen Todesgewand amerikanischer Prägung, die noch daran erinnern. Nach leicht verhaltenem Start wird sich deutlich straffer und besser durch die neuen Lieder geholzt als noch vor wenigen Monaten. Einem Großteil des anwesenden Publikums ist das wohl auch durch die Wechsel zwischen Screamen & Growlen von Sänger René und gelegentlichem cleanen Gesang von Gitarrist Leo eine Spur zu modern, was den Circle Pit trotz großem Respekt der Umstehenden sehr klein bleiben lässt. In dieser Form wird besonders bei einem bewegungswilligeren Publikum aber mit WE ARE WOLF zu rechnen sein!

Aufgrund des kurzfristigen Ausfalls des Bassisten treten POOSTEW heute nur als Trio und mit, zumindest gefühlt, verkürztem Set auf. Dem Gehacke und Geholze mit regelmäßigen Ausflügen in grindigere Gefilde tut das erstmal nur geringen Abbruch und der Sound klingt überraschend voll. Während Sänger Christian wie ein hungriges Tier im Käfig auf und ab tigert, entwickelt sich besonders das Hochgeschwindigkeitsgefrickel von Gitarrist Paul mehr und mehr zum Blickfang. Mir ist die Musik insgesamt zwar schon eine Spur zu wüst, aber die insgesamt gute Publikumsresonanz kann die Jungs beruhigt in den Feierabend gehen lassen.

Als nach einem kurzen Trompetenintro die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS die Bühne betreten, ist es davor merklich voller geworden. Offensichtlich freuen sich die meisten Anwesenden am meisten auf das Grindspaß-Konglomerat, was sich bestätigt, als das Publikum den Hannoveranern bei praktisch jedem Lied aus der Hand frisst. „Looking For Grindcore“, „Vater Morgana“ und der „Final Grinddown“ werden gefeiert, mitgesungen und betanzt und das eingegrindete „No Limit“ samt SCOOTER Ansage zollt auch dem Eurodance - der neben Grindcore in Deutschland erfolgreichsten Musikrichtung der letzten 15 Jahre - angemessenen Tribut. Das Sahnehäubchen beim (wie immer) extrem unterhaltsamen „Picknick im Zenit metaphysischen Wiederscheins der astralen Kuhglocke“ gibt es heute in Form eines Rhyme-Battles zwischen GRINDFUCKERS und JACK SLATER Protagonisten. Ich werte es salomonisch als Unentschieden, weil JACK SLATER Frontmann Horn eindeutig den passenderen Look gewählt hat, die besseren Rhymes am heutigen Abend aber aus Hannover kommen.

Beschlossen wird das besonders tödliche Osterfest wie immer von den mit Heimvorteil antretenden JACK SLATER, und leider lichten sich auch dieses Mal wieder die Reihen etwas. Vielleicht fehlt der Musik der Herren das letzte Quäntchen Eingängigkeit oder ein paar Mitgrowlhits, denn an der Show kann es eigentlich nicht liegen. In den Verschnaufpausen sorgt Horn mit allen möglichen und unmöglichen Geschichten für beste Unterhaltung und während der Lieder scheint speziell die Gitarrenfraktion heute einen sehr guten Tag erwischt zu haben und rast wie besessen durch die Lieder. Selbst wenn JACK SLATER nie zu meinen allerliebsten Lieblingsbands gehören werden, sind die Musik und die Show live doch fast immer einen Besuch wert.

Wenn nächstes Mal die Pilsvorräte im Brückenforum eine Spur üppiger sind, bin ich auf jeden Fall beim nächsten R(h)ein in die Fresse wieder dabei. Versprochen!

Fotos von Chris (vielen Dank!) und Michael Bach (INFECTED & WE ARE WOLF).

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