The Agonist - Lullabies For The Dormant Mind

The Agonist - Lullabies For The Dormant Mind
Modern Metal / Metalcore
erschienen am 20.02.2009 bei Century Media
dauert 43:38 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. The Tempest (The Siren's Song; The Banshee's Cry)
2. ...And Their Eulogies Sang Me To Sleep
3. Thank You, Pain
4. Birds Elope With The Sun
5. Waiting Out The Winter
6. Martyr Art
7. Globus Hystericus
8. Swan Lake (A Capella) (Tschaikowski Interpretation)
9. The Sentient
10. When The Bough Breaks
11. Chlorpromazine

Die Bloodchamber meint:

Erstaunlich, in welche Richtung sich manche Bands entwickeln. Die Kanadier THE AGONIST starteten 2007 ungefähr zeitgleich mit den Labelkollegen IN THIS MOMENT und verfolgten einen zumindest recht ähnlichen Stil. Heute, zwei Jahre später, haben diese beiden Truppen nichts mehr gemein. Während sich IN THIS MOMENT vom Metalcore fast gänzlich verabschiedeten und auf eingängige Modern Metal Songs setzten, haben THE AGONIST den nahezu entgegengesetzt liegenden Weg gewählt und klingen ruppiger und brachialer denn je.

Kein Intro, kein Schnörkel, schon der erste Song „The Tempest“ knallt von der ersten Sekunde an auf die Fresse und fönt dem verdutzten Hörer erst mal die Frisur zurecht. Das war so nicht unbedingt zu erwarten, erst recht nicht, dass es (fast) auf dem ganzen Album so weitergeht. „…And Their Eulogies Sang Me To Sleep“ erhöht das Tempo mit schmackigen Blastbeats sogar noch; und auch wenn es im weiteren Verlauf der CD ab und zu mal Verschnaufpausen gibt, muss man ganz klar festhalten, dass „Lullabies For The Dormant Mind“ eine verdammt heftige Angelegenheit geworden ist.

Der Clou daran ist natürlich, dass THE AGONIST trotz fiesen Getrümmers nach wie vor ein tolles Händchen für schicke Melodien besitzen, was sich vor allem (aber nicht nur) in den feinen, meist klar gesungenen Refrains widerspiegelt. Gerade hier wird deutlich, was für eine Reichweite Sängerin Alissa mittlerweile in der Stimme hat. Egal ob Grunzen, Kreischen, Brüllen oder eben zuckersüße Passagen, die Frau hat es einfach drauf. Da hätte es als Beweis nicht mal die Interpretation des berühmten Tschaikowski Eröffnungsthemas aus „Schwanensee“ gebraucht. Dennoch ist es sehr beeindruckend zu hören, wie sich die Dame bei diesem klassischen Stück aus der Affäre zieht, auch wenn es nicht unbedingt in den Fluss des Albums passt.

Je öfter man „Lullabies…“ hört, desto deutlicher wird, dass die Platte harter Tobak ist, und das in zweierlei Beziehung: zum einen wirken die meisten Tracks (bis auf den Quasi-Hit „Waiting Out The Winter“) auf den ersten Blick ziemlich sperrig und konfus, aber zum anderen offenbaren sie nach einiger Zeit eine erstaunliche Langzeitwirkung – eine Zeit, die sicher nicht jeder bereit zu investieren ist.

Wer es aber doch tut, der erhält ein makellos produziertes, sehr heftiges, aber dennoch melodisches Modern Metal Album mit einer hervorragenden Vokalistin. Zwar ist auch hier nicht alles Gold was glänzt, aber THE AGONIST muss man definitiv weiterhin schwer auf der Rechnung haben. Für mich ist die Platte sogar einen Tacken besser als das ohnehin schon starke Debüt. Eine reife Leistung!
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