Hirne neu verdrahtet


Interview mit Ainmatter
Avantgarde Progressive Death Metal / Sonstiges aus USA - Denver
Alle Jubeljahre kommt es vor, daß man sich durch Internet- bzw. MySpacerecherche auch was Dauerhaftes wegholt. Neben den „Ich habe 1.000.000 Freunde, aber nur 500 haben auf mein Profil geschaut“ Bands und den abertausenden melodischen Todstreichelschlüpferstürmern gibt es dann auch richtige Schätze. AINMATTER sind so ein Schatz, haben mich mit ihren Titeln sofort begeistert und verdientermaßen im Juli diesen Jahres die Auszeichnung „Demo des Monats“ in der Blutkammer eingesackt. Hier folgt nun, etwas verspätet das allseits bekannte Frage und Antwort Spielchen mit dem Bandchef Nick Schendzielos. Da dies ein E Mail Interview war, haben die Fragen einen eher vorstellenden und einführenden Charakter und interessante Themen, die Nick ausgeführt hat wurden nicht tiefergehend hinterfragt. Trotzdem sollte Euch dieses kleine virtuelle Gespräch Lust auf die Band machen.

Hallo Nick! Glückwunsch zu „Neuroplasticity“. Ein wirklich phantastisches, abwechslungsreiches und ungewöhnliches Album. Seid Ihr immer noch zufrieden damit?


Oh, ja! Definitiv! Ich bin wirklich pausenlos mit CEPHALIC CARNAGE unterwegs und ich höre mir das Album dann regelmäßig alle paar Wochen an. Ich bin nach wie vor sehr zufrieden. Wir haben das Album ja auch schon vor einiger Zeit aufgenommen und nach und nach bekommt man so auch fast eine objektive Meinung. Mit diesem Wissen muß ich sagen, ja, wir sind immer noch verdammt stolz auf die Scheibe, obwohl wir mittlerweile viel, viel bessere Musik machen würden.

Du bist ja seit einiger Zeit bei CEPHALIC CARNAGE. Welche Auswirkungen hat das auf AINMATTER?

Anfangs war’s schon sehr schwierig. Stell Dir doch einfach mal vor, Du bist einer meiner Kollegen von AINMATTER. Plötzlich spiele ich mit einer Band, die wir alle sehr verehren auf der ganzen Welt...Das hatte schon schwere Zerwürfnisse zur Folge, nicht nur hinsichtlich der Band auch hinsichtlich der gewachsenen Freundschaften. Eine ganze Weile, fast ein Jahr, um genau zu sein, sprachen einige in der Band nicht mal miteinander. Nach und nach hängen wir wieder miteinander rum, aber mit einigen Mitgliedern wird’s definitiv nicht mehr so, wie es mal war!

Wo wir schon von Anderen sprechen, stell doch einfach mal die Band vor!

Bie Band gibt’s schon in 6 oder 7 Jahre in diversesten Ausformungen Die Kernband waren aber schon immer Schlagzeuger Greg Williams und Brendan Burke und ich am Bass. Beim Ersten Demo „Discovering Power“ hatten wir einen Sänger namens Dustin Campell, der uns jedoch verließ, um sein Leben irgendwie geregelt zu bekommen. Seitdem suchten wir einen neuen. Wes Morales kam zu uns und hatte es einfach drauf! Wir mussten ihn zwar etwas zu den hinverbiegen, was wir wollten, aber er hat sich super viel Mühe gegeben und war hochmotiviert.
Zur Zeit ist Wes noch bei IDENTITY PUSHER aktiv (www.myspace.com/identitypusher) Sie werden mit uns (CEPHALIC CARNAGE) ihr neues Album in unserem Hybrid Studio produzieren. Das wird sicher sehr geil, weil Wes einfach auch ein toller Sänger ist!

Wer hatte eigentlich die Idee mit 2 Bässen statt mit regulären Gitarren zu arbeiten?

Als ich in der Schule war, spielte ich eigentlich Gitarre und hatte entsprechend einen Gitarrenverstärker in unserem Proberaum. Irgendwann hatte ich die Idee, auszuprobieren, wie es klingt. So habe ich das Kabel aus dem Bassvorverstärker in den Gitarrenverstärker gestöpselt und war sofort gefangen von diesem speziellen Sound. Es klang wie eine richtig gemeine Gitarre. Anfangs wollten wir noch eine Gitarre dazu haben, aber nach eher lustigen als wertvollen Vorspielsitzungen mit willigen Kandidaten haben wir uns dazu entschlossen, mit diesem bösen Klang sind wir definitiv gerüstet und wollten dann doch niemanden mehr. Außerdem sind wir eine Zusammenrottung mehr oder weniger merkwürdiger Vögel und die meisten Leute kommen mit unserem Humorverständnis eh nicht klar...

Wie komponiert ihr Eure Lieder? Eine normale Herangehensweise schließt sich bei dieser Instrumentenkonstellation doch eigentlich aus, oder?

Genau, wir mussten fast jeden Aspekt neu überdenken. Es lässt unwahrscheinlich viel akustischen Platz. Verzerrte Gitarren machen sich so verdammt breit und das ist was, was ich nicht mag. Wir mussten wirklich neue Wege suchen um herauszufinden, was ist Rhythmuslinie und wie die Melodielinie aussehen soll! Man lernt unwahrscheinlich viel, wenn man mit 2 Bässen spielt und man sich nicht gegenseitig in schwurbeligen Bassgewölle versenken will. Ich hatte die Idee einen der Bässe ale eine Art Tenor klanglich anzuheben, dieses Gedankenexperiment hat wirklich geholfen. Bei einem normalen 5 saitigen Bass entfernst man die 2 tiefen Saiten, die anderen 3 entsprechend hoch nehmen und füge 2 höhere Saiten hinzu und voila.. bist Du genau zwischen Bass und normaler Gitarre und zwar mit einem handelsüblichen Bass. Als wir anfingen, damit zu komponieren, fingen Dinge an, viel einfacher zu werden und es zeigte uns noch vielfältigere Möglichkeiten auf. Viele können gar nicht sagen, ob’s nun Gitarre oder Bass ist, was sie da grad hören.

Erzähl unss was über das textliche Konzept von „Neuroplasticity“, so es denn eines gibt!

In der Tat, das gibt es. Neuroplasticity ist ein Begriff, der die Fähigkeit der menschlichen Gehirns beschreibt, sich selbst neu zu verdrahten. Lange Zeit wurde davon ausgegangen, dass das Hirn im Grunde statische Grundmuster hat und die Art und Weise, wie jemand denkt oder handelt nicht geändert werden kann. Dem ist aber nicht so! Neuronen, die miteinander agieren, verbinden sich. Werden sie nicht verwendet, verkümmern sie. Hinter dem textlichen Konzept steht mehr oder weniger der Grundgedanke des „Neuverdrahtens“ um ein höher entwickeltes Wesen zu werden. Es ist natürlich logisch, dass auf grund der schieren Masse an Neuronen, das kein Prozeß ist, der über Nacht passieren kann. Dieser Prozeß beinhaltet alle menschlichen Regungen, Ärger, Frustration, Depression, Abscheu, aber auch Kraft, das Glücklichsein, Neugier und Freude.
Deshalb haben wir auch die eher negativen Gefühle und Konzepte in der ersten Albumhälfte verarbeitet. Dann setzt die Entwicklung ein und man verändert sich und fängt an, wieder die Kontrolle über sich selbst zu übernehmen, wie zum Beispiel in „Change the Stars“ oder sogar sich organisch dahingehend zu entwickeln, dass der Stirnlappen sich Richtung Telepathie oder Telekinese entwickelt. Das haben wir in „Discovering Power“ beschrieben.

Wie funktioniert Eure Musik live? Seid ihr eine Lievband?

JAAAA. Bis Dave Otero es hinbekommen hat, die Essenz der Band auf CD zu bannen, hätten Dir viele Leute gesagt, dass Du die Band nicht kennst, ehe Du sie live gesehen hast. Wir wollen Konzerte so energisch und energiegeladen spielen, wie es nur geht. Es ist fast schon ironisch, aber wir fanden Bands wie CEPHALIC CARNAGE oder THE DILLINGER ESCAPE PLAN schon immer spektakulär, die immer hochexplosive, fast schon ausnahmezustandsmäßige Konzerte machten. Ich habe schon gute Ideen für die Liveumsetzung. Aber das wird alles recht schwierig zu planen. Ich bleib da aber am Ball und will es auch auf alle Fälle umsetzen, sollte es auch Besetzungswechsel nach sich ziehen.

Besteht die leise Hoffnung mal nach Europa zu kommen? Eventuell mit CEPHALIC CARNAGE?

Scheiße Mann, das wäre der Hammer. Aber die Flüge kosten und wir machen alles selber, soll heißen, wir sind eine Demoband und haben keine wirtschaftliche Unterstützung von Labels, daher ist das schon schwierig. Ich würde das geil finden, 2 Konzerte pro Abend, da wär ich dabei. Wir wären auch für jegliche Form offen, wenn ein Veranstalter Bock hätte uns rüber zu holen. Wir würden uns auf alle Fälle den Arsch aufreißen...

Wie geht’s mit AINMATTER weiter? Ich hoffe, wir hören bald neue Lieder von Euch!

Ich bin gerade damit beschäftigt, eine neue EP „Neurorigidity“ zu schreiben. Einen Titel hab ich fast fertig. Als ich bei CEPHALIC CARNAGE eingestiegen bin, musste ich mich erst mal darauf konzentrieren, meine spielerischen Fähigkeiten zu verbessern, also wird das neue AINMATTER Zeug das Technischste sein, was ich bisher gemacht habe und was ich kann. Es wird „Neuroplasticity“ in der Pfeife rauchen.

Ich habe eine Vorliebe für ungewöhnliches Zeug, kannst Du Sachen, Band bzw. Projekte empfehlen?

Vielleicht hast Du schon davon gehört, da gibt’s auf IPECAC so ganz schräges Zeug von einem Typen namens OTTO VON SCHIRACH. Das Album heißt „Maxipad Detention“. Wenn Du auf Bass und extremes Schlagzeugspiel stehst, teste mal die neue von STANLES CLARKE an, das Album heißt „The Toys of Men“. Ich mag total GENGHIS TRON die neue Scheibe kommt im nächsten Jahr und heißt “Board up the House“. Meine Lieblinsscheibe in diesem Jahr war aber „Centralia“ von CAR_BOMB. Das kreativste Riffing, welches ich seit langem gehört habe!

Gibt’s noch was?

„Neuroplasticity“ ist mittlerweile ausverkauft. Das Album kann aber für $ 8,99 U.S. von unserer MySpace Seite runtergeladen werden. Es wird auch neue Klamotten geben. Schaut einfach hin und wieder vorbei! www.myspace.com/ainmatter

Letzte Worte?

Naja auf alle Fälle ein riesiges Danksschön an alle, die das Interview lesen und/oder unsere Musik antesten.

Right Arm!
Bass Out....
Nick Schendzielos
-