Slayer In Flames Children Of Bodom Lamb Of God & Thine Eyes Bleed

Slayer, In Flames, Children Of Bodom, Lamb Of God & Thine Eyes Bleed

Children Of BodomIn FlamesLamb Of GodSlayerThine Eyes Bleed
Düsseldorf, Philipshalle
25.10.2006
„The Unholy Alliance, Chapter 2 – Preaching To The Perverted, 46,20 Euro.”

So steht es auf meinem Ticket gedruckt, schwarz auf hellblau. Eine Menge Holz zweifellos, aber es gibt zwei Punkte, warum es trotzdem angebracht ist, sich solch ein Ereignis nicht entgehen zu lassen:

1) Mit Slayer, In Flames und Children Of Bodom sind drei Bands am Start, die Headlinerstatus genießen
2) SLAAAAAAAAAAAAAAAAYER!!!!!!!

Also logisch, dass die Kollegen Greb, Schweigert und meine Wenigkeit im Namen der Bloodchamber und des guten Geschmacks nach Düsseldorf pilgern, um die Götterdämmerung live zu erleben.


Erste Band des Abends sind die Kanadier THINE EYES BLEED rund um Bassist John Araya, womit auch geklärt ist, warum gerade diese Band bei so einem durchweg hochkarätig besetztem Package mitfahren durfte – das nennt man wohl Bruderschaftshilfe.
Wie dem auch sei, trotz Vitamin B lässt die Truppe hier gar nichts anbrennen und ballert ihren extrem aggressiven Death/Thrashcore mit amtlicher Präzision in die noch etwas karg gefüllte Philipshalle, dass die Augen bluten (muhar!). Ganze 25 Minuten dürfen die Jungs ran und bringen es somit auf gerade mal sechs Songs – nicht viel, aber für die meisten Anwesenden reicht das wohl auch, weil das Geholze (ebenso wie beim Debüt „In The Wake Of Separation“) mit zunehmender Spielzeit noch stumpfer wirkt, als es ohnehin schon ist. Trotzdem: alles in allem kann man nicht meckern, THINE EYES BLEED machen ihre Sache gut und meistern ihre Rolle als Anheizer souverän, was neben der engagierten Performance auch am erstaunlich guten Sound liegt.
[mh]

Die Amerikaner LAMB OF GOD können nicht nur mit einer etwas längeren Darbietung aufwarten, sondern drücken mit ihrem Sound auch alle Sitzplatzbenutzer fest auf ihren Hintern. Von Anfang an entfaltet sich ein feines Aggressionsgewitter, das den Anwesenden wohl noch lange in Erinnerung bleibt. Wenn jemand mit dem brutalen Death/Thrash Sound der Amerikaner so seine Probleme hat, dann könnte das an den ausgefallenen Vocals von Stimmakrobat Randy Blythe liegen, der sich während des gesamten Gigs mächtig auskreischt, grunzt und freikotzt. Mit seiner Stimme stellt der gute Mann an diesem Tag so ziemlich alles an, was nicht grade als „alltäglich“ zu bezeichnen ist. Dazu kommt eine recht progressive Gitarrenarbeit, die mit vielen abgehakten Riffs und einer Menge Tiefe daher kommt und ihr übriges zum ohnehin schon mächtigen Sound beiträgt. Dass Drummer Chris Adler als ganz großer seiner Zunft angesehen wird, beweist er auch am heutigen Tag. Vor allem die Titel „Now You’ve Got Something To Die For“ vom 2004er Album „Ashes Of The Wake“ und „Redneck“ vom frisch erschienenen „Sacrament“-Silberling, sorgen für eine Menge Stimmung. Bei letzterem Titel wird im Übrigen auch die amerikanische Flagge mit dem Bandmotto „Pure American Metal“ gehisst. Alles in Allem ein sehr gelungener Auftritt, der schon jetzt die Menge ordentlich zum Kochen bringt. Dabei ist es erst die zweite Band...
[bg]

Dass es CHILDREN OF BODOM nach dem grandiosen Auftritt von Lamb Of God schwer haben würden, war abzusehen, aber die hoch motivierten Finnen machen trotz miesen Sounds (das Keyboard stehen schmerzhaft weit im Vordergrund, Fronter Alexi Laiho ist kaum zu hören) das Beste draus und hacken einen straffen, kompromisslosen Set herunter, der in Sachen Zusammenspiel und natürlich Gitarrenarbeit keine Wünsche offen lässt. Demzufolge wird das Publikum nach einer kurzen Eingewöhnungsphase auch schnell warm mit den Partylöwen und feiert Tracks wie „Sixpounder”, „Hate Me!“ oder das gigantische „Downfall“ ab, wie sich das gehört. Wenn man die Songs durch den klanglichen Matsch auch ohne Raterei erkennen könnte, wäre es natürlich noch schöner, aber trotzdem ist der Auftritt durchaus gelungen, auch wenn Children Of Bodom in Sachen Stimmung sowohl gegen In Flames als auch Lamb Of God ganz klar der Kürzeren ziehen – von Slayer natürlich gar nicht erst zu reden.
[mh]

Geile Lichtshow, klasse Instrumentalisten und ein sehr angenehm klingender Anders Friden. Das ist die positive Seite des IN FLAMES Gigs! Schwacher Sound und mittelmäßige Songauswahl halten dagegen. Jedenfalls ist die Idee, den Bassregler auf „massiven Druck“ zu stellen, nicht grade die Beste an diesem Abend. Großer Nachteil des Ganzen sind nämlich die etwas entfernt und leise klingenden Vocals, die unter dem Drumming ziemlich untergehen. Ansonsten habe ich mir persönlich – darüber lässt sich sicherlich streiten – eine etwas andere Songauswahl gewünscht. Mit „Pinball Map“ setzt man das Highlight des Abends gleich an den Anfang und auch das obligatorische „Only For The Weak“ macht ordentlich Spaß. Negativ aufgestoßen ist mir dagegen „Take This Life“, das von weiblichem Teeniesingsang aus dem Publikum unterstützt wird und dadurch eine arg poppige Note erhält. Ebenso stimmungskillend ist die schmusige Ballade „Come Clarity“, die vom Publikum ordentlich abgefeiert wird, an diesem Abend aber irgendwie deplaziert wirkt. Slayer machen so was doch auch nicht! Immerhin werden auch ältere Alben („The Jester Race“) und ausgefallene Songs (ich glaube es war „Resin“ von der „Colony“) besucht, was die Setlist wieder etwas aufwertet. Insgesamt ist es ein guter Auftritt, der aber sicherlich auch etwas besser organisiert hätte sein können.
[bg]

An dieser Stelle übergeben wir nun an den Sportskamerad Schweigert, damit er uns das Highlight des Abends aus seiner Perspektive schildern kann:

Dank der Deutschen Bahn treffe ich sehr spät ein. Auf dem Weg von der Haltestelle zur Halle erfahre ich von einem anderen Besucher, der mit mir zusammen in der Bahn saß, dass ihm ein anderer Grund für den Ausfall der Linie S6 genannt wurde als mir. Sei’s drum! „Slayer haben sicher noch nicht angefangen zu spielen.“ „Nein, das wird noch dauern“, entgegne ich. Plötzlich mischt sich von hinten ein weiterer Besucher ein: „Wegen was anderem sind wir doch sowieso nicht hier, stimmt’s?“ Stimmt!
Also lasse ich bei einem Becher Bier den Auftritt von In Flames über mich ergehen. Nichts gegen den Kollegen Greb, aber die Lichtshow war ziemlich peinlich. Ein paar bunte Glühbirnen, die von einem epileptischen Azubi mit Elektrode am Sack scheinbar ohne Zusammenhang mit der Musik bedient werden sind nicht geil. In welchen Zeiten wir leben merkt man, wenn man sieht, dass bei In Flames bei jedem Song inzwischen gehüpft statt gemosht wird.
Wie eine geile Show auszusehen hat zeigen SLAYER nach sehr zügiger Umbauphase. Eine von hinten bestrahlte Leinwand, die zu jedem Song die passenden Bilder oder Filmsequenzen liefert, wird von einer intensiven Lichtshow ergänzt. Beides zusammen erschafft die perfekte Atmosphäre für einen Auftritt der meist verehrten Thrash Metal Band des Universums. Die im Internet kursierende Setlist kann schon nach dem ersten Lied „Disciple“ ad acta gelegt werden; mutig von den Amerikanern mit einem für ihre Verhältnisse ruhigeren Lied zu starten. Natürlich lassen sich die Fans davon nicht beeindrucken und geben von der ersten Sekunde an Vollgas. Als das Lied verklingt erhebe ich mein Haupt und erblicke einen gealterten Tom Araya, der mit seinem ergrauten Bart aussieht wie Meister Gandalf persönlich. Fehlt eigentlich nur der ulkige Hut. Die folgende Ansage „The next song is about war“ macht die Ausrichtung der nächsten Minuten deutlich. „War Ensemble“ ertönt, die Halle kocht und ohne Pause geht es direkt weiter mit „Jihad“. Nicht nur die Tatsache, danach „Eyes Of The Insane“ zu spielen, sondern auch die Ansage dazu ist zynisch und irgendwie auch typisch SLAYER.
Es folgt ein munteres Springen durch die verschiedenen Alben der Band, wobei „Divine Intervention“ und „Diabolus In Musica“ leider unberücksichtigt bleiben. Genauso bleibt der ein oder andere Klassiker, den man sich wünscht auf der Strecke. Was soll’s, SLAYER können eigentlich spielen was sie wollen, man wird immer Songs vermissen. Die Fans geben durchweg ordentlich Gas, singen jede einzelne Zeile trotz Erschöpfung nach vier Vorbands lauthals mit.
Das von mir und Kollegen Hauptmann zum gemeinsamen Favoriten aller je erschienen Songs erklärte Stück „Dead Skin Mask“ klingt aus, die Halle ist in ein tiefrotes Licht getaucht. Wie im Rausch trommle ich auf Michas Oberarme den typischen Drumauftakt von „Raining Blood“, welches wenige Sekunden später auch erklingt. Sofort ist klar, danach kommt erstmal eine Pause. Was? Jetzt schon? Also heißt es noch einmal alles geben.
Die Band hält sich gar nicht lange damit auf hinter der Bühne auf Zugabe-Rufe zu warten. Klar ist, dass „South Of Heaven“ als erste und „Angel Of Death“ als letzte Zugabe gespielt werden. Ein bisschen verwirrt bleibt man allerdings zurück, weil dazwischen keine weiteren Lieder auf die immer noch hungrige Meute losgelassen werden. Vielleicht warten hinter der Bühne ja einige willige Niederrhein-Groupies, trotzdem sind 70 Minuten für eine Band dieses Kalibers als Headliner ziemlich karg. Die Girls sind 15 Minuten später sicherlich noch genauso gierig, vielleicht sogar ein wenig betrunkener. Naja, ändern können wir es sowieso nicht.

Trotz allem wird ein großartiges Konzert in Erinnerung bleiben. SLAYER sind dafür bekannt, dass sie auf Kommunikation mit dem Publikum, von ein paar wenigen Ansagen abgesehen, keinen gesteigerten Wert legen. Die Leistung der Unheiligen Vier ist mit dem Wort routiniert wohl am besten beschrieben.
Ich hab Metallica, Manowar, Maiden und Slayer gesehen. Mehr kann man wohl nicht erreichen.
[fs]


SETLIST SLAYER:

Intro
Disciple
War Ensemble
Jihad
Eyes Of The Insane
Die By The Sword
Born Of Fire
Mandatory Suicide
Seasons In The Abyss
Hell Awaits
Cult
Dead Skin Mask
Raining Blood
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South Of Heaven
Angel Of Death
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