W(ater) O(n) A(cre) 2007

W(ater) O(n) A(cre) 2007

1349All That RemainsAmorphisBenedictumBlind GuardianBlitzkriegCannibal CorpseDestructionDimmu BorgirDisillusionEnslavedHatesphereHeaven Shall BurnIced EarthImmortalIn FlamesJ.B.O.Lacuna CoilMoonsorrowMoonspellNapalm DeathNeaeraNortherPossessedRageRose TattooSacred ReichSamaelSaxonSecrets Of The MoonSodomSonic SyndicateStratovariusSubway To SallySuidakraSwallow The SunThe Black Dahlia MurderThe SorrowThe Vision BleakTurbonegroTurisasType O NegativeVolbeat
Wacken
02.08.2007
Man stelle sich folgendes Szenario vor:
Berlin, Olympiastadion, WM-Endspiel Deutschland gegen Brasilien. Die Spieler sind auf dem Platz und der Schiedsrichter bricht noch vor dem Anpfiff die Begegnung ab und schickt alle 72.000 Zuschauer nach Hause.

Und genau das wäre um eine Haaresbreite dieses Jahr beim Wacken Open Air 2007 der Fall gewesen. Wegen 6 Tage Dauerregen mit einer gefühlten Niederschlagsmenge von 1 Millionen Liter auf den Quadratmillimeter ist das gesamte Festivalgelände in eine Schlammwüste verwandelt worden, wie seit Beginn des Festivals noch nicht. Folglich bildete sich am Hauptanreisetag am Mittwoch ein Rückstau von 21 Kilometer und die Zuschauer durften teilweise bis zu 16 Stunden in ihrem Auto ausharren, bis die Entscheidung gefallen war, das Festival doch starten zu lassen, was nur dem Bemühen der Helfer vor Ort zu verdanken war, die etliche hundert Kubikmeter Boden abgetragen haben und weitere feine Dinge veranstalteten (was zu einem finanziellen Mehraufwand in etwa einer halben Million Euro geführt hat, was auch einem als kommerziell verschrienen Festival weh tut), um das Gelände halbwegs trocken zu bekommen. Das gelang dann auch zum größten Teil, auch wenn nicht alle Zuschauer an ihrem Auto zelten konnten, da das einfach nicht zu befahren war und man auch auf dem Stagegelände locker mit dem Knie den Boden berühren konnte, ohne dass man in die Hocke ging. In Wacken ist es halt immer so: See you in Wacken, rain or shine. Dieses Mal war es ganz knapp. Ob das Programm dann aber die Erwartungen erfüllen konnte, oder ob auch das ins Wasser fiel, das lest ihr hier.


Donnerstag, 2. August

Den Start in diesen kurzen ersten Tag, machten für mich die mir bislang unbekannten Österreicher THE SORROW, die mich aufgrund ihrer Mischung aus Death Metal und Metalcore an sich gar nicht so sehr interessierten. Aber die Band zeigte sich sehr spielfreudig, sodass selbst bei mir der Funke übersprang und der leicht einsetzende Regen zur Nebensache wurde. Ich bezweifle für mich persönlich zwar, dass ich auf CD Spaß an der Musik haben würde, aber Live ging das einfach ab. [ts]

Richtig! Und ich glaube sogar auch, dass die Mucke der Ösis auf Platte Laune machen könnte. Hier passiert die Lobhudelei der Magazine mal nicht ganz umsonst, auch wenn das Dargebotene nicht wirklich originell ist. Hier hauen einem Riffs einem aber ordentlich das Bier aus der Flosse, sitzen die Breaks an der richtigen Stelle und machen krachende Beatdowns kleinen Powermetal-Görlies angst. Leckerer Aperitif! [yb]

Nach der ersten Band fand ich mich dann zum Abend der alten Herren auf der Black Stage ein. Nachdem der Opener BLITZKRIEG mich nicht wirklich ansprachen, war jetzt die Zeit der Mannen um Angry Anderson. Und wie sollte es anders ein, ROSE TATTOO rockten sich den Arsch ab und zogen alle, die vor der Bühne waren in ihren Bann. Die Spielfreude der Australier tat sein übriges dazu bei, dass der Auftritt einfach als gelungen bezeichnet werden kann. [ts]

Zeitgleich zu ROSE TATTOO zockten auf der Party Stage die Münsteraner von NEAERA das Publikum weiter warm. Die Band stellte dabei mit „Armamentarium“ einen Song des demnächst erscheinenden Albums vor, spielte sich sehr engagiert durch ihr Set und konnte die Zuschauer schon zu einer ersten Wall of Death ermuntern. Mit dem obligatorischen „Where Submission Reigns“ verabschiedeten sich die Jungs von ihrem ersten Wacken-Auftritt, der durchaus Spaß gemacht hat. Ihr dürft gerne wiederkommen! [bg]

Dritter Act auf der Black Stage waren die Teutonen Thrasher SODOM. Und genau davor hatte ich schon vor Beginn des Festivals Angst. Ich konnte noch nie etwas an Old-School-Thrash finden, und deswegen fiel es mir entsetzlich schwer der 2stündigen Show zu folgen. Von den Special Guests ist mir auch nur noch Andy Brings in Erinnerung geblieben. Die, die sich vor der Bühne einfanden, hatten jedenfalls einen Heiden Spaß, aber mein Ding ist es einfach nicht. [ts]

Die Amerikaner ALL THAT REMAINS wollten mit ihrem recht typischen US-Metalcore im Stile von KILLSWITCH ENGAGE die Party Stage begeistern. Der charismatischen Sänger Phil Labonte konnte allerdings eher selten mit seinen cleanen Vocals überzeugen. Die meisten Refrains kamen leicht geshoutet daher, obwohl der Fronter eigentlich zu den besseren Sängern seiner Zunft gehört. Schade eigentlich, denn die Songauswahl war dank „Tattered On My Sleeve“, „Not Alone“ und Co. mit Hits übersät, auch wenn die Fans mal wieder auf das grandiose „The Deepest Gray“ verzichten mussten. Nett, mehr aber auch nicht. [bg]

Hey, Phil, was ist los mit dir? Du bist zwar klein, aber doch mit einer phänomenalen Stimme gesegnet. Warum ziehst du vor einer Horde grölender Mattenträger die Nudel ein? Hier darf auch an den entsprechenden Stellen richtig gesungen werden, schließlich hat jeder, der zu einem ALL THAT REMAINS-Gig erscheint das Bedürfnis nach Melodien. Ich weiß doch, dass du es besser kannst. Und warum, verdammte Scheiße, haben sie dir und deiner Band die Boxen auf Zimmerlautstärke gestellt? Schade! Da haben die anschließend aufspielenden HATESPHERE eindeutig die dickeren Eier. [yb]

Gleich im Anschluss daran folgte mit HATESPHERE einer der coolsten Auftritte des gesamten Wochenendes. Jacob Bredahl und Konsorten sorgten allein mit ihrer lässigen Präsenz und dem Dauergrinsen für Partystimmung. Daran änderte auch das ansonsten recht derbe Musikbrett nichts, das die Dänen auch an diesem Tag auffuhren. Hier heißt es einfach nur Rübe schütteln und genießen! Hell is here…HATESPHERE! [bg]

Der Abschluss von Tag 1 auf der großen Bühne wurde dann von dem Heavy Metal Urgestein SAXON gestaltet. Hinter der Bühne noch mit ultra-truen weißen Socken in Sandalen, hatte Meister Biff sich dann doch in ein etwas metal-kompatibleres Outfit geschmissen und zog eine gewohnt saubere und sehr klassische Show ab, die alle Dekaden der Schaffenszeit der Engländer umfasste. Nach der stundenlangen Qual durch die SCORPIONS im letzten Jahr war dieses Jahr weniger einfach mehr. Zwei Stunden für eine Band, die es schafft zu begeistern sind ausreichend und nicht so nervenzerrend. [ts]

SAXON sind einfach eine Metalband, die man gerne haben muss! Zwei Tage zuvor zockten die Mannen noch einen Gig in Horst bei Elmshorn (für alle Wacken-Besucher gratis) und nun stehen sie mit einer nächsten mitreißenden Show parat. Angereichert mit Hits wie „Princess of the Night“, „Wheels of Steel“ und einem Duett mit EDGUY Frontaffe Tobias Sammet, bei dem Biff übrigens seine Stärke eindrucksvoll unter Beweis stellte, endete schließlich ein Auftritt, dem stehende Ovationen ordentlichen Tribut zollten. [bg]


Freitag, 3. August

Nachdem es noch am frühen Morgen etwas geregnet hatte, brachte der zweite Tag neben viel Sonne dann auch etwas schottischen Folk zum Frühstück. Ich hatte ja anfangs so meine Zweifel, ob nun ausgerechnet SUIDAKRA es schaffen würden, das müde Publikum als Opener zu wecken, aber ich wurde getäuscht. Mit ihrem Dudelsack (der leider ein wenig unterging) durchzogenen Metal, hatten die Vier den richtigen Nerv bei den Zuschauern getroffen und eine erste Party am Morgen konnte also starten, auch wenn die eine oder andere fiese Rückkopplung ein bisschen zu sehr in die Eingeweide trat. [ts]

Volle Zustimmung! SUIDAKRA haben an diesem Morgen eine Menge Spaß gemacht. Die Songauswahl brillierte auch mit älteren Stücken („Gates of Nevermore“) und die komplett in „Caledonia“-Shirts gehüllte Gruppe versprühte mit ihrem Folk eine angenehme Atmosphäre. Ein prima Opener für diesen Freitag, auch wenn den Jungs kackdreist während der letzten Danksagungen bereits der Saft abgedreht wurde. [bg]

Beängstigend groß war der Andrang zu früher Stunde vor der „kleinen“ Party Stage, die in diesem Jahr ihren eigenen, abgegrenzten Teilbereich erhalten und somit alleine schon in etwa den Ausmaßen eines kleineren Festivals à la Up from the Ground entsprach. Bands wie die irren Amis von THE BLACK DAHLIA MURDER dürfte dieser Umstand sicherlich erfreut haben, da sich die Zuschauer nun entweder für die Hauptbühnen oder die Party Stage entscheiden mussten, da man die Bühnen nun nicht mehr parallel zueinander betrachten konnte, was allerdings auch dem Klang und der Stimmung zu Gute kam. Angesprochene Band eröffnete den Tag zunächst nicht völlig überzeugend, doch ab dem dritten Song lief man dann zu voller Leistung auf. Der Auftritt war solide und die Zuschauer überzeugten ohnehin schon allein durch ihre Stückzahl. [pb]

Herzlichen Dank an die Security (oder derjenige, der die Anweisung gegeben hat), dass sie uns Pressemeute erst mit einiger Verspätung auf das Gelände ließ, so dass ich die heimlichen Festival-Headliner THE BLACK DAHLIA MURDER nicht in aller Vollständigkeit genießen konnte. Großartige Aktion! Nach etlichen Kilometern endlich an der Party Stage angekommen, konnte man aber beruhigt feststellen, dass die verrückten Amis auf der Bühne immer noch genug Anarchie betrieben, um eine nicht gerade kleine Meute zum morgendlichen Durchdrehen zu bewegen. Frontmann Trevor ist (nach Peter „Mundruine“ Steele) eindeutig der sexieste Metaller von ganz Wacken – mit roten Bermudas und tätowierter Bierwampe kriegt man die Weiber bestimmt reihenweise in die Kiste. [yb]

Danach hätte es nun eigentlich mit den Finnen AMORPHIS weiter gehen sollen, aber da irgendein Idiot seine Kippe nicht richtig austreten konnte stand eine etwas größere Fläche Stroh in Flammen und der Rauch versperrte die Sicht auf die True Metal Stage. So verzögerten sich also die Auftrittszeiten aller Bands um eine halbe Stunde und das hatte dann auch zur Folge, dass erst einmal auf der Black Stage weiter gemacht wurde.
Und wie! NAPALM DEATH erwiesen sich als eine der besseren Bands des Festivals. Zwar war der Sound bei den ersten beiden Songs noch nicht so richtig eingestellt worden, aber nachdem auch das passiert war ging der Barney ab. Der gute Mr. Greenway hatte wohl ein wenig zu viel Platz auf der großen Stage, denn sein Gezappel hielt sich optisch stark in Grenzen, dafür kam der Groove aber besser zur Geltung und belohnte alle, die es doch noch rechtzeitig schafften, für ihre Anwesenheit. [ts]

Nachdem die spontan vorgezogenen NAPALM DEATH, trotz der plötzlichen Umplanung, einen ihrer besseren Auftritte zum Besten gegeben hatten, durften AMORPHIS auf der True Stage zu Werke gehen. Geboten wurde eine vielfältige Songauswahl mit vielen Klassikern, die, dank der vielseitigen Stimme des aktuellen Sängers Tomi Joutsen, auch sehr überzeugend ausfielen. Obwohl ich den Auftritt selbst nur aus der Distanz mitgenommen habe, hinterließ er einen überzeugenden Eindruck. [pb]

Am Nachmittag war dann für mich die Zeit für eine Portion Bay-Area Thrash und den auf seine Art wohl skurrilsten Auftritt des W:O:A 07. POSSESSED waren zurückgekehrt und mit ihnen auch ihr Fronter Jeff Becerra, der seit einer verirrten Kugel von der Hüfte ab gelähmt ist. Na, auf jeden Fall schoss der gute mit seinem Rollstuhl putzmunter über die Bühne und machte klar, dass eine Behinderung in dieser Art noch lange nicht das aus bedeutet. Hut ab vor der Courage!
Musikalisch war es, als sei die Band nie weg gewesen. Alle präsentierten sich als geschlossene Einheit und auch der Sound tat sein übriges dazu, dass der Auftritt der Amis eine rundum gelungene Sache wurde. [ts]

Gleichzeitig drehten auf der Party Stage die Dänen von VOLBEAT ihre Runden, jedenfalls sollten sie das eigentlich. Durch den vorherigen Brand verschob sich der Auftritt um eine halbe Stunde nach hinten, was die Fans allerdings nicht wussten und mit Pfiffen quittierten und sich teilweise bereits von der Bühne wegdrehten. VOLBEAT war das relativ egal, denn bereits mit dem ersten Riff hatten sie die Menge wieder in ihren Bann gezogen. Die brechend volle Hütte wurde mit coolen Sprüchen verzückt, zum fröhlichen Schunkeln animiert und durch die einzigartige Mischung aus METALLICA, ELVIS und JOHNNY CASH vollends in Ekstase getrieben. Vor allem der Opener „The Human Instrument“, der Schlusstrack „The Garden’s Tale“ und alles was dazwischen lag, waren absolute Highlights! [bg]

Im Falle VOLBEATs kann ich meinem Vorredner eigentlich nur zustimmen. Die Wartezeit war unangenehm, aber das Wetter dafür umso besser, was zum netten Ausspannen im trockenen Stroh einlud. Obwohl bisher nur zwei Alben auf dem Markt sind kann die Band jetzt schon ihr Programm ausschließlich mit Knallern abdecken. Besonders prägnant erscheinen immer schon die ersten Töne eines Riffs, die den Song eindeutig identifizieren und das erstklassige und frische Songwriting bestätigen. Besonders herausragend sind unter diesem Gesichtspunkt Songs wie „Caroline Leaving“, die zumeist auch noch unerhört grooven. Spätestens mit dem Einsetzen der Stimme wird die Angelegenheit dann unwiderstehlich und die Masse rockt fast so gut wie die Band selbst. VOLBEAT! [pb]

Mit VOLBEAT geht einfach die Sonne auf! Diese Band rockt wie keine andere allen ein breites Grinsen ins Gesicht. Und Gott ist in Wirklichkeit Däne, trägt eine Elvis-Frisur und heißt Michael Poulsen. Ganz klare Sache! [yb]

Obligatorisch war natürlich auch das Beiwohnen bei TURBONEGRO, wenn man schon mal die Möglichkeit hat, diese durchgeknallten Rockfreaks zu sehen. Im Gegensatz zu MOTÖRHEAD im letzten Jahr hat man durchgehend überzeugt und das Publikum leicht und locker in der Hand gehabt. Besonders amüsant waren diverse, nicht ganz ernstzunehmende Äußerungen des Sängers über Gothics und leider sogar zutreffende Ironisierungen junger Männer, die mit ihren 16-jährigen „Gothic-Bitches“ im Arm auf dem Gelände rumschlappen. Die Band hatte sichtlich Spaß und konnte durch ihre Selbstsicherheit überzeugen. Hier wurde gerockt, nicht gelangweilt. [pb]

Nächster Programmpunkt bei mir war dann die nicht mehr ganz so rosa Spaßclique J.B.O.. Sicherlich ist es schwierig eine Band, die man schon ein paar Mal gesehen hat, objektiv zu beurteilen, aber meiner Meinung nach ging der Auftritt der Franken nur schwer über die Bühne. Das Material der Band war nicht wirklich reif für ein reines Metalfestival, da es auf Dauer zu lasch wirkte. Ein Höhepunkt war dann aber doch das ''Medtl-Gschdanzl'' in aktualisierter Form, wo herrlich über Sido und Co. hergezogen wurde. Auch anfänglich schön war das in das Medley eingebaute heitere Songraten, das sich aber bis zur endgültigen Langweiligkeit hinzog und einfach nicht mehr spannend war. So waren J.B.O. für mich nur ein weiterer Punkt auf der Running Order zum abhaken, ohne dass ich was davon gehabt hätte. [ts]

Ehrlich gesagt, weiß ich nicht so recht, was dieser Auftritt von J.B.O. sollte. Lustige Sprüche und kurz angerissene Knallerriffs der Metalgeschichte machen noch lange keinen guten Gig aus. Auch wenn die weite Ebene vor der True Metal Stage mit Besuchern überfüllt war und die meisten auch irgendwo ihren Spaß hatten, so fehlte mir hier doch irgendwie die gute Musik. Die einzelnen, altbekannten Stücke wurden quasi zur Nebensächlichkeit degradiert und man wurde das Gefühl nicht los, dass die Jungs lieber eine Stunde gelabert hätten. Für mich die Enttäuschung des Wochenendes. [bg]

Eigentlich wollte ich mir J.B.O. ja nie wieder auf einem Festival antun, doch dann ist es doch mal wieder nebenbei passiert. Die einen lieben sie, die anderen hassen sie, aber was dieses Jahr geboten wurde, war ja noch schlechter als sonst. J.B.O. sind genau ein einziges Mal gut; wenn man sie zum ersten Mal sieht. Danach wird es immer ernüchternder und nerviger. Die selben Gags, die selben Spielereien, das selbe elendige Gelaber. In Wacken war man nun endgültig so weit gekommen, dass man die Spielzeit zur Hälfte mit Blabla und den Rest nicht einmal mit den besseren Liedern füllte. Obwohl sogar einige bekennende Fans den Auftritt nicht gerade gut hießen, gab es trotzdem noch genügend Leute auf dem völlig überfüllten Gelände, die diesen Klamauk mitmachten.

Eine Wohltat nach dem überflüssigen J.B.O.-Auftritt boten dann einmal mehr auf der Party Stage ENSLAVED. Souverän wie immer überzeugte man im unerreicht eigenen Stil, der selbst im vollsten Sonnenlicht seine Magie entfaltete. Zunächst mag die Musik etwas unscheinbar klingen, doch nach wenigen Minuten findet man sich angenehm überrascht im wohl gewobenen Netz der Band wieder. Es ist eine schleichende Glückseeligkeit, die sich bei einem ENSLAVED-Auftritt einstellt, doch sie hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Zwar war der Auftritt nicht so intensiv wie beim letztjährigen Party.San, aber trotzdem sehr zufrieden stellend. [pb]

An LACUNA COIL scheiden sich die Geister. Die Einen mögen die Frühphase, die Anderen das aktuelle Material und wieder Andere gar nichts. Aber egal welche Band-Epoche man nun bevorzugt, Live ging einfach mal die Lucy ab. Begleitet von einem leider zu sehr mechanisch klingenden Bass-Geballer bot die Band einen munteren Querschnitt ihrer Songs. Während besonders la Scabbia durch einen wirbelnden und vor allem gesanglich perfekten Auftritt auf sich Aufmerksam machte, wirkte ihr Co-Sänger Andrea Ferro sehr blass und verschwand zusehends in der Bedeutungslosigkeit. Trotzdem machte der Auftritt der Mailänder einfach nur Spaß und hat wohl auch das komplette Potenzial der Band gezeigt. [ts]

Zusammengeknüddelt vor der True Metal Stage harrten all die BLIND GUARDIAN- und ICED EARTH-Fans bereits aus, um ihre Idole sehen zu können. Negativer Beigeschmack war die dafür nötige Dauerbeschallung von der Black Stage, auf die sich in diesem Moment LACUNA COIL verirrt hatten. Der Auftritt hat im Grunde niemandem wehgetan und plätscherte etwas belanglos dahin. Mit dem DEPECHE MODE-Cover „Enjoy The Silence“ hatte man auch etwas zum Mitsingen eingepackt, nach einer halben Stunde verflog aber so langsam mein Interesse an der Band.
BLIND GUARDIAN entschädigten aber schnell für die Wartezeit und feuerten mit „Into the Storm“ gleich mal einen gelungenen Opener ins weite Rund und damit ein Strahlen auf die Gesichter der Menge. Der angesprochene Sturm brach nun auch über das Publikum herein, das fortan quasi dauerhaft mit Crowdsurfer-Transporten zu tun hatte. Die Setlist enthielt kaum Überraschungen und auch Hansi Kürsch trällerte elegant wie am ersten Tag und gab den souverän lässigen Entertainer. Während „Bard’s Song“ und dem Abschiedskracher „Mirror, Mirror“ konnte er seine Stimmbänder schonen, während das Publikum aus unzähligen Kehlen ihre Helden feierte. Schön war’s! [bg]

Musikalisch war der Auftritt von BLIND GUARDIAN solide, aber die ernüchternde Live-Schwäche war einmal mehr Hansi Kürsch. Den Fans war dies zwar sichtlich egal und man sah wie immer darüber hinweg, aber rein objektiv ist dieser Mann qualitativ eine Witzfigur. Gerade bei Songs wie „The Bard’s Song“, klingt seine Stimme im Alleingang, ohne die Unterstützung der Gitarren einfach nur erbärmlich. Da es inzwischen aber ohnehin Tradition ist, den Song gesanglich den Zuschauern zu überlassen, ist das kein so großes Problem. [pb]

Nachdem ich BLIND GUARDIAN geschickt ausweichen konnte, war es an der Zeit für den lang erwarteten Auftritt der Norweger DIMMU BORGIR. Und wie man schlagartig feststellen konnte, war ich da wohl nicht so ganz alleine. Und die Menge wurde von der Band dann auch in keiner Weise enttäuscht. Die melodischen Pandas erwiesen sich als präzise aufeinander abgestimmte Einheit, bei der besonders immer wieder die Clean-Vocals von Bassist Vortex Begeisterungsstürme auslösten. Aber auch die anderen standen dem in nichts nach, die Spielfreude war allgegenwärtig und auch Tony Laureano als Aushilfsdrummer konnte durchaus überzeugen. Aber wie es schon in den letzten Jahren war, kaum steht der Headliner auf der Bühne, ist der Sound zu leise, sodass der Spaßfaktor wieder ein wenig gedrückt wurde. [ts]

Nach einem eher unspannenden Nachmittag mit einer merkwürdigen rosafarbenen Bierzelt-Kapelle, die einem gerade mal ein müdes Lächeln abringen konnte und allerlei langweiligem Tralala und Singsang ging es endlich mal wieder etwas spannender zur Sache. DIMMU BORGIR auf Platte hören und in Wacken live sehen war nur leider in etwa das Gleiche, nur dass man vor der heimischen Anlage eindeutig mehr Gitarren hört. Die Norweger wirken auf der Bühne mechanisch und kalt, aber wer erwartet von einer Bombast-Black-Kapelle schon eine warmherzige und spontane Performance. Nichtsdestotrotz gibt es neben Gänsehaut-Songs wie „Kings Of The Carnival Creation“ und „Mourning Palace“ und einer beeindruckenden Lightshow auch noch Engelsstimme Vortex in Höchstform. Angenehm! [yb]

DIMMU BORGIR haben sich in den letzten Jahren zu einer überzeugenden Live-Größe gemausert. Wo man früher doch häufig Probleme hatte, live einen überzeugenden Sound abzuliefern, klingt inzwischen alles wie aus einem Guss. Shagrath war an diesem Abend glücklicherweise mal wieder bestens bei Stimme und man spielte quasi ausschließlich Hammersongs beinahe aller Epochen. Die Gitarren hätten etwas besser differenziert hervortreten können, aber der Gesamteindruck in Sachen Sound war schon recht stimmig. Vortex gesangliche Qualitäten sind inzwischen sehr geachtet, was sich auch auf die Songauswahl niederschlägt. Ob nun ein Knüppelsong von der „Puritanical“ oder „Spiritual“-Phase ansteht, man achtet auch bei den alten Songs auf Einbezogenheit. Die Lautstärke mag ortsbedingt gewesen sein, denn in der Mitte gab es daran eigentlich nichts auszusetzen. Hammerauftritt! [pb]

Mir persönlich hätte der Sound gar nicht leise genug sein können, denn vor allem das operettenhafte Gesäusel von Vortex ging mir dezent auf die Nüsse. Egal! Denn gleich sollte mit ICED EARTH das nächste Highlight die True Metal Stage erklimmen. Wie würde die Band ohne Matt Barlow klingen? Kann ‚Ripper’ Owens den alten Songs eine ähnliche Stimmung einflößen? Fragen die schon nach den ersten Titeln beantwortet werden konnten, denn mit „Burning Times“ und „Violate“ krachte man nach langer Abstinenz dem Publikum ein Feuerwerk entgegen, das vorerst wohl allen die Sprache verschlagen hatte.
Der imposante, in einen langen Mantel gehüllte und mit wallender Mähne verzierte Jon Schaffer hatte sich für diesen Auftritt viel vorgenommen und das ließ er das Publikum mit einer grandiosen Songauswahl spüren. Mit „The Hunter“, „My Own Savior“ und dem wie immer von ihm höchstpersönlich eingesungenen “Stormrider” sind nur einige Highlights genannt, die übrigens von einem exzellent aufgelegten Owens überraschend stark in Szene gesetzt wurden.
Ich gebe zu, ich bin ein großer Barlow-Fan, aber was ICED EARTH an diesem Abend geleistet haben, war richtig großes Kino! Schade nur, dass die Menge nach dem BLIND GUARDIAN Auftritt schon etwas müde zu sein schien. Mit „Declaration Day“ hatte man nur einen Song des doch recht schwachen „Glorious Burden“ Albums im Gepäck, dafür gab’s es auch schon einen ganz neuen, etwas weniger harten Titel zu hören. Weniger hart ist ein gutes Stichwort! Auf Balladen wie „Melancholy“, „Watching Over Me“ oder „I Died For You“ wagte man sich an diesem Abend leider nicht heran. Dennoch war die Band ein absoluter Gewinner dieses Wacken-Wochenendes. Welcome back! [bg]

Als ebenfalls großer Matt Barlow-Fan und Freund der älteren Tage von ICED EARTH, war der Auftritt natürlich Pflicht. Obwohl die Band seit dem letzten Album und dem Sängerwechsel ihren Charme verloren hat, konnte das live ja ganz anders aussehen. Obwohl sich der von Schaffer so hoch gelobte Owens sichtlich Mühe gab auch den älteren Songs gerecht zu werden, klingt die Band nun auch live wie jede beliebige andere Power-Metal-Band der gehobenen Klasse. Die Auswahl der ersten fünf Lieder und vor allem die Platzierung von „Declaration Day“ zu Beginn konnte leider nicht so recht überzeugen, weshalb ich auch schnell das Interesse verlor.

Für ein mitreißendes Ende des Tages und eine gute Nacht sorgten zum Abschluss sehr spät auf der Party Stage SAMAEL. Allerdings nicht dadurch, dass man die Zuschauer langsam in den Schlaf sang, denn einschlafen konnte man bei diesem Auftritt sicherlich nicht. Hochenergetisch und mit einem höllisch ballernden Sound konnte man die Zuschauer noch zu rhythmisch bedingten Höchstleistungen animieren. Da ich die Band erst vor wenigen Wochen auf dem Battle of Metal in Geiselwind jedoch bei Tageslicht gesehen habe, muss ich wirklich von Welten zwischen diesen Auftritten sprechen. Selbst die Songs des neueren, etwas milderen Albums wurden mit einer Wucht und Härte wiedergegeben, wie es bei einem industriellen Traumauftritt der Fall sein sollte. Sänger Vorph ging auch in die Vollen und blieb nicht gerade zaghaft. Natürlich profitiert eine derartige Band von einem Spitzensound, aber genau so soll es ja auch sein. [pb]


Samstag, 4. August

Früh aufstehen hieß es einmal mehr, um die neue Band im Reigen der nuklearen Verwüstungswelle zu sehen und dann nach Möglichkeit noch etwas von den gleichzeitig spielenden DISILLUSION mitzunehmen. Natürlich erfüllen SONIC SYNDICATE sämtliche Anforderungen, die eine junge, trendige Metalband heutzutage erfüllen sollte, aber wenn man als Band die Chance bekommt, bei einer dermaßen erfolgreichen Plattenfirma einen Vertrag zu bekommen, warum sollte man dies dann nicht auch versuchen. Völlig unvoreingenommen konnte der Auftritt dann auch recht gut überzeugen. Etwas abwechslungsreichere Songs wären zwar erwünscht gewesen, aber sie konnten durchaus überzeugen. Die Performance scheint ebenfalls gekonnt und nicht gerade zaghaft für eine junge Band, die auf dieser riesigen Black Stage steht. [pb]

Aufgrund meiner Begleitung und auch wegen ihrer ersten CD, startete mein dritter Tag im Kreis Steinburg mit den Leipzigern DISILLUSION. OK, sie machten ihre Sache dann auch soweit echt ordentlich, aber weder die Stimme von Sänger Andy noch das Material der zweiten CD war wirklich mitreißend. Und so komme ich für mich zu dem Schluss, dass die Band live völlig überbewertet ist. Aber das wird meine Nachrednerin bestimmt anders sehen. [ts]

Dein Nachredner ebenfalls. DISILLUSION haben mich wirklich sehr positiv überrascht, auch wenn ich nur die zweite Hälfte des Auftritts sehen konnte. Nachdem ich die Band in der Vergangenheit mehrere Male live verpasst hatte, standen sie dieses Mal fest auf meiner Liste. Ohne große Vorkenntnisse seitens der veröffentlichten Scheiben, ließ ich das Ganze mal auf mich einwirken. Der sehr eigene Stil kam wirklich gut rüber und auch die Stimme empfand ich als recht angebracht. Der Auftritt hat mich immerhin soweit überzeugt, dass ich mich in nächster Zeit mal näher mit der Band beschäftigen werde. [pb]

Lustige Relationen gibt es auf dem Wacken-Festival. Während die niedlichen Boys und die noch niedlichere Bassistin der zu Tode gehypten Schweden SONIC SYNDICATE bereits auf der großen Black Stage eröffnen dürfen, steht die interessantere Band an diesem wunderbar warmen Mittag hinten auf der kleinen Party Stage. Im Vergleich zu einem Clubgig DISILLUSIONs (hier mit neuem Schlagzeuger und Bassistin am Start) ist der Auftritt auf der großen Wiese zwar eher ein laues Lüftchen, aber trotzdem immer noch stürmisch genug, um verstopfte Ohren frei zu pusten und kurz die große Masse um einen herum völlig zu vergessen. [yb]

Da es sich nicht lohnte bei diesem Riesenfestival vorübergehend den Zeltplatz aufzusuchen, nahm ich kurzerhand den Auftritt von SACRED REICH mit. Die Wiedervereinigung der alten Herren bescherte diesen sichtlich einen Heidenspaß. Zudem war die Stimmung überraschend gut, da scheinbar trotz oder gerade wegen der langen Auszeit mehr Fans auf den Plan traten, als ich erwartet hätte. Auch wenn ich zur Umsetzung an sich nicht viel sagen kann, machten die Jungs für ihr Alter doch einen fitten Eindruck. [pb]

In der heißen Mittagszeit war für mich dann Düster-Metal made in Portugal angesagt. Und ich muss sagen; MOONSPELL haben mich derartig umgehauen, dass ich gleich Mal liegen blieb und meine Siesta hielt. Ich weiß nicht, aber vielleicht lag es auch an der Tageszeit, aber das Quintett aus Brandoa langweilte mich beinahe zu Tode! Keiner der Songs schaffte es mich zu begeistern, und da der Sound auch sehr basslastig matschig war, hielt ich es für ratsamer das Experiment abzubrechen. Was sollte man um die Zeit denn auch schon anderes machen!? [ts]

Trotz einer schicken, nicht übertriebenen Bühnengestaltung konnten MOONSPELL auch mich überhaupt nicht überzeugen. Der Klang war etwas leer, nicht gerade druckvoll und auch die Songs kamen ziemlich lieblos. Langweilig ist eigentlich genau der richtige Ausdruck, um diesem Stimmungsbolzen gerecht zu werden. [pb]

Den größten Circle Pit des Wochenendes konnten HEAVEN SHALL BURN auf der Party Stage für sich verbuchen. Das Publikum nutzte hierfür die gesamte Fläche vor der Bühne, um den Mischpultturm und einige Bierstände herum und an einer Döner-Bude vorbei, was Sänger Marcus Bischoff dazu veranlasste, einen Döner mit Tzatziki zu bestellen. Ob er ihn bekommen hat, bleibt ein Rätsel. Bekommen hat er auf jeden Fall jede Menge Applaus für einen starken Auftritt, der mit „Counterweight“, „Voice of the Voiceless“ und „No One Will Shed A Tear“ einige Kracher parat hielt. [bg]

Was soll man zu dieser Band noch sagen? Sie scheint nie einen schlechten Tag zu haben oder einen ansatzweise missratenden Gig hinzulegen. HEAVEN SHALL BURN geben auch in Wacken alles, was sie an positiver Energie haben, um dem Publikum ein unvergessliches Erlebnis zu bescheren. Das gipfelt in einer gigantischen Wall of Death und dem bereits erwähnten Döner-Circlepit, den das Festival im Laufe seiner Geschichte in dieser Form bestimmt noch nicht gesehen hat. Wacken platt gewalzt! Danach kam leider nichts mehr, das ein annähernd hohes Energielevel erreichen konnte. [yb]

Bei STRATOVARIUS hielt ich es leider nicht sehr lange aus, da die Band mit „Hunting High and Low“ bereits mein persönliches Highlight als Opener verfeuert hatte. Im Nachhinein wäre ich besser länger geblieben, denn Gerüchten zu Folge haben die Jungs um Timo Tolkki einen richtig starken Auftritt hingelegt.

Aus sicherer Entfernung fand meine persönliche Beschallung mit DIR EN GREY statt. Die abgedrehte Musik der Japaner mag einigen Extrem-Fans zu guter Laune verhelfen, die meisten suchten allerdings zuflucht an Bierständen, kauften Metalshirts oder wälzten sich im Heu herum. Über die Qualität der Band mag man gerne streiten, fest steht allerdings, dass die Fernostfraktion auf dieser Bühne und um diese Zeit völlig deplaziert waren. [bg]

DIR EN GREY sind einfach merkwürdig. Nicht nur, dass sie auf der Wackener Black Stage dezent fehl am Platze wirkten und mit ihrer undefinierbaren Mischung aus Emo, Geschrei und Keyboard-Sülze sämtliche Geschmacksnerven gefährlich betäubten. Richtig hübsch war vor allem, dass man dem Frontmann der abgedrehten Japaner eine Rasierklinge zum Spielen gegeben hatte, mit der er demonstrierte, was passiert, wenn man ein solches Gerät unvorsichtig handhabt. Wenn das ein Idol für minderjährige Gothics und Emos ist, dann Mahlzeit! [yb]

Nachdem ich an DIR EN GREY sehr schnell die Lust verlor und der Auftritt beinahe unbeachtet an mir vorüber ging, machte ich mich auf den Weg zur W.E.T.-Stage, denn Samstag, das stand für mich von Anfang an fest, wird Zelttag! Nicht wegen des angenehmen Sonnenschutzes oder der netten Atmosphäre, da das Zelt am Vortag wirklich nur aus Schlamm bestand, sondern wegen der ausgezeichneten Bandabfolge, wobei es in meinen Augen eine Schande war, dass Bands wie MOONSORROW im Zelt spielen mussten.
Los ging es mit einem beinahe gleichwertigen Kracher aus Deutschland. SECRETS OF THE MOON konnten mich in der Vergangenheit beglücken und genau so sollte es auch dieses Mal wieder sein. Obwohl von frühen, ur-schwarzen Krachern nichts zu hören war, konnte die Band fast ausschließlich mit dem Material des neuen Albums in der knappen halben Stunde überzeugen. Das Publikum schien diesen Pfad der neuen Schwärze ebenfalls zu würdigen und man gelangte zum überragenden Abschluss mit dem Überlied „Lucifer Speaks“. [pb]

Viktor Smolski hatte seiner Band RAGE für diesen Auftritt gleich mal ein Orchester aus Minsk mitgebracht. Die pompöse Mischung sorgte für reges Interesse vor der Bühne und enttäuschte die Besucher glücklicherweise nicht. Das Trio spielte erfrischenden Power Metal, der dank der Violinenklänge, Bläsern und allerlei Orchesterspielereien eine besonders angenehme Stimmung erzeugte. Mit „Higher than the Sky“ bescherte man dem Hörer ordentliche Gänsehaut und ließ sich sogar zu einer Zugabe überreden. Ganz starke Leistung! [bg]

Im verhältnismäßig flotten Wechsel ging es im Zelt weiter mit THE VISION BLEAK, was natürlich ebenfalls massig Zuschauer lockte. Auch meine persönlich gesehen zweite Sichtung der Band widerlegte sämtliche kursierenden Gerüchte, dass diese Band live nicht überzeugen könne. Ein Riesen-Gequetsche der begeisterten Fans begleitete den gelungenen Auftritt, der einzig und allein durch die weniger kraftvollen Vocals gedämpft wurde, die allerdings auch schwer umzusetzen sind. Besonders interessant war auch das neue Lied „By Our Brotherhood With Seth“. Alles in allem ein gelungener, wenn auch viel zu kurzer Auftritt im Zelt.

Unglaublich aber wahr: im Zelt stand schon wieder der nächste halbstündige auditive Genuss an. Die derzeitigen Überflieger im progressiveren sowie etwas sanfteren Doombereich SWALLOW THE SUN aus Finnland rockten lässig die Stage. Bei Songs wie „Swallow“ und der aktuellen Single „Don’t Fall Asleep“ kam eine unbeschreibliche Stimmung auf, die auch durch das gemäßigte, aber sehr angetane Publikum getragen wurde. [pb]

Gegen frühen Abend zog es mich dann wieder rüber zur Party Stage auf der die zu unrecht als COB-Klon geltenden NORTHER ihren Auftritt hatten. Auch wenn der eine oder andere Song mit im Set war, der noch aus der Zeit stammte, in der die Band nicht wie sie klang, so kamen alle Stücke kräftig und eigenständig rüber. Die Meute vor der Bühne bekam eine quicklebendige Performance der Finnen geboten, die zu jeder Zeit packend war und der Platz in den vorderen Reihen mit zunehmender Spielzeit immer enger wurde. Klasse!
Zeitgleich mit NORTHER, aber länger, prügelten sich DESTRUCTION über die Black Stage. Und da war wieder mein Problem. Ich kann mit dieser Art Musik beim besten Willen nicht warm werden. Der Sound war heftig und laut und auch vor der Bühne tobte der Mob, aber um keinen zu beleidigen, erwähne ich nur, dass ich die Herren um Schmier gesehen habe. [ts]

Anschließend standen dann die Dauerbrenner von TURISAS an. Mir persönlich gehen die Auftritte inzwischen zwar ein bisschen auf den Sack, weil man ständig auf Crowdsurver sowie verrückte Pogowütige aufpassen muss und gerade vorne Angst hat, erdrückt zu werden, aber das spricht ja eigentlich für eine gute Stimmung. Gespielt wurden größtenteils Lieder des neuen Albums, die auch sehr gut ankamen. Persönlich habe ich einige Klassiker des ersten Albums vermisst, aber in einer halben Stunde bekommt man eben nicht so viel unter. Gute Show im üblich mit Kunstblut befleckten Style.

Um mir den Platz in der ersten Reihe auch rein fototechnisch zu erhalten, musste ich mir dann wohl oder übel auch noch BENEDICTUM anschauen. Mit einer wahrscheinlich nicht ganz echten, brutal aufgemotzten und schreienden Front-Uschi in Pornostiefeln, die bis zu den Oberschenkeln reichten, hat man dann ziemlich standardisierte Heavyrock-Songs nach allen Klischees abgelassen. Hier gab es eben echtes Entertainment im amerikanischen Stil. Manche Leute fanden das wohl ganz geil – ich nicht. [pb]

Da hat man TYPE O NEGATIVE gar nicht mehr auf der Rechnung und dann das: einer der unterhaltsamsten und musikalisch wertvollsten Auftritte des gesamten Festivals. Wer sich TYPE O anschaut, darf keine gewöhnliche Metalband und keine Standard-Show erwarten. Ihrer Unberechenbarkeit wurde die Band in Wacken wieder mehr als gerecht. Das gesamte Ensemble sichtbar rattenstraff - allen voran Fronthühne Pete Steele, der wieder allerlei geistreiche Getränke neben sich auf der Bühne stehen hatte, die er im Laufe des Gigs äußerst professionell vernichtete - stets augenzwinkernd übertrieben pathetisch den sich berauschend dahinschleppenden Sound darbietend. Das ist Rock n Roll! Mr. Steele braucht zwar mal einen guten Zahnarzt, und bestimmt auch einen kleinen Aufenthalt in einer speziellen Klinik, singt und seufzt aber immer noch, als wären die Jahre des Exzesses spurlos an seiner markanten Stimme vorüber gegangen. Höhepunkt: Die Weihung des Publikums mit Rotwein bei „Christian Woman“. Tiefpunkte: Drei lange unnötige Pausen, in die zusammengenommen noch ein Song gepasst hätte. Dennoch ganz großes Kino! [yb]

Mit MOONSORROW standen dann leider mit Überschneidungen zu IMMORTAL echte Götter auf der Bühne. Was diese Jungs zur Zeit auf natürliche Weise ohne große Show an Atmosquäre produzieren ist einfach nur überwältigend. Da sich mit der Zeit im Zelt aber von Auftritt zu Auftritt immer größere Verspätungen anbahnten, begannen MOONSORROW letztendlich fast zeitgleich mit den Sons of Northern Darkness. Obwohl ich am liebsten geblieben wäre, hatten IMMORTAL schon alleine wegen der Reunion natürlich Priorität. [pb]

Je später der Abend, desto trver die Gäste. Es wurde langsam dämmerig, und deswegen war es an der Zeit für den heiß ersehnten Bühnengang von Abbath Naidoo und seinen Söhnen Bergens. IMMORTAL sind einfach ein Publikumsmagnet. Und so wurde es eng in den vorderen Reihen, aber das nimmt man für die Qualität gerne in Kauf (von dem wieder Mal zu leisen Sound mal abgesehen). Als seien sie niemals weg gewesen boten die Chef-Pandabären ein wahres Feuerwerk an Hits, sei es ''One By One'', ''Battles Of The North'' oder ''Blashyrkh''. Geboten wurde, was verlangt wurde. Wer sucht wird sicher wieder was finden, was fehlt, aber alles kann man in 75 Minuten nicht unterbringen. Um es auf einen Punkt zu bringen: IMMORTAL; viel Posen, viel Feuer, viel Geil! [ts]

Wegen IMMORTAL auf MOONSORROW zu verzichten stellte sich als Reinfall heraus. Horgh hat zwar erstklassiges Geballer abgeliefert und der Rest war auch nicht gerade zu verachten, aber wirklich mitgerissen hat das nicht gerade. Der Sound war auch nicht gerade der allerbeste, obwohl er für IMMORTAL doch recht typisch war. Bei den Liedern hat man sich wie schon erwähnt nicht lumpen lassen und die Show war auch angemessen. Wenn ich allerdings bedenke, dass ich hauptsächlich wegen IMMORTAL nach Wacken gekommen bin, mir dann aber während des Auftritts sogar etwas zu Essen geholt habe, dann kann man in etwa abschätzen, wie blasting der Auftritt wirklich war. [pb]

IMMORTAL sind zwar trve und haben feine Songs auf Lager, auf einer so großen Bühne, mit einem pupsleisen, drucklosen, fast nur auf Drumgeballer und Abbaths Krächzen reduzierten Sound war allerdings nullkommanix von Blast, Frost und Spirit zu spüren. Am besten gleich wieder auflösen und Kult bleiben! [yb]

Nach so viel düsterer Prügelkost war nun die Zeit des modernen melodischen Todes in Persona von IN FLAMES Auch hier gab es wieder viel Feuerwerk (im wahrsten Sinne des Wortes) zu sehen. Spielfreude pur und eine hervorragenden Interaktion zwischen Band und Publikum sorgte für ausgelassenen Stimmung an allen Ecken und Kanten. Gut, es hätten sicher noch zwei Songs mehr gespielt werden können, da die Ansagen von Anders, insbesondere die Lobhudelei an das Label Nuclear Blast, ein wenig auf die Nerven gingen. Man sollte einem Schweden eben nicht zu viel deutsches Bier geben! Aber dennoch machte die Leistung der Band Spaß. [ts]

Ich muss zugeben, dass ich kein großer Fan der neuen IN FLAMES-Platte bin und auf diese griffen die Schweden leider doch sehr häufig an diesem Abend zurück. Dass man bei einem zugegebenermaßen recht kommerziellen Metal-Festival auf diese Zutaten zurückgreift, mag irgendwo nicht verwundern. ICED EARTH hatten aber am Vorabend bewiesen, dass man ein Publikum auch mit alten Brechern verzücken kann. Aber ich muss zugeben, dass es auch mir bei der herzerweichende Ballade „Come Clarity“ und der dazugehörigen Lichtershow kalt den Rücken runterlief. Gepaart mit einem Feuerwerk entwickelte sich der Auftritt zu einer sehr familiären Angelegenheit, die vor allem von guter Stimmung und einem gemeinsamen Feiern der Wackenbesucher unter dem großen Banner Heavy Metal lebte. [bg]

Für mich war es das erste Mal IN FLAMES, weil es früher wohl einfach nicht hatte sein sollen. Gefallen hat es im Grunde sehr gut, obwohl ich auf Grund der übermäßigen Menschenflut und meinem geplanten Abstecher ins Zelt zu 1349 fast nur die Lightshow und eben das auf der Videowand übertragene betrachten konnte. Doch der Sound war dennoch auch in den hintersten Reihen noch ausgezeichnet. Auch die moderneren und gerade die ruhigeren Songs kamen ausgesprochen gut an. Der riesige, stimmungsvoll an die Lichteffekte angepasste IN FLAMES Schriftzug machte neben dem schon erwähnten Feuerwerk ordentlich Eindruck. [pb]

Trotz praller Lichtshow, den tollen Songs, die IN FLAMES im Laufe ihrer Laufbahn angehäuft haben und dem unglaublich mitgehenden Publikum hat dieses Konzert nicht wirklich Spaß gemacht, da sich dank ungünstiger Position der Soundcheck von CANNIBAL CORPSE mit dem, wieder mal zu leise, vorgetragenen Liedgut der Schweden vermischte. Leider nicht wirklich tolle Klangcollage. [yb]

Zu Beginn der IN FLAMES-Zugabe hieß es für mich einmal mehr an diesem Tag: ab ins Zelt! Dort sollten eigentlich gleich 1349 spielen, aber inzwischen hatten sich die Zeiten komplett verschoben, weshalb UNHEILIG ihren Auftritt gerade erst begonnen hatten. Da mir dies zu jenem Zeitpunkt nicht bewusst war, konnte ich nicht auf CANNIBAL CORPSE ausweichen, die eigentlich zeitgleich mit 1349 spielen sollten. Dies entpuppte sich bald aber als halb so schlimm, denn was UNHEILIG ablieferten erwies sich auch nicht als schlecht. Etwas theatralisch und übertrieben vielleicht, aber begeistertes Publikum gab es wirklich genug, was eine gewisse Existenzberechtigung auch auf diesem Festival beweist. [pb]

Auch wenn es schon fast peinlich klingt: Ich hatte es bisher noch nie geschafft, mir CANNIBAL CORPSE live in Action anzusehen. Ich mach es kurz: Ich bleibe lieber bei der Musik von der Konserve! Auch wenn wieder Songs mit auf der Playlist standen, die bis vor kurzen noch nicht in Deutschland gespielt werden durften und die technisch musikalische Darbietung einwandfrei war, so kann ich mir echt was Besseres vorstellen, als mir nachts um halb zwei eine Band anzusehen, die fünf Minuten Musik macht und sich dann gute zwei Minuten lang wortlos abtrocknet. Mein Hals schwoll dann auch innerhalb kürzester Zeit an, wie der vom Corpsegrinder, und ich war echt kurz davor, das Handtuch zu schmeißen. Schade, dass der Schluss des Festivals so ernüchternd ausfiel. [ts]

Kuriose Szenen auf der Party Stage, auf der sich zu später Stunde die Münchener HAGGARD eingefunden hatten. Je nach Windrichtung und musikalischer Stimmung, konnte man von drüben den Corpsegrinder bei seiner Arbeit hören, was dann doch sehr seltsam klang. Gegrunzt wurde hier allerdings auch, vor allem zum Album „Eppur Si Muove“. Die mit zahlreichen Musikern ausgestattete Band wirkte auf der Bühne doch etwas eingeengt, was der Spielfreude allerdings keinen Abbruch tat. Die Vorstellung aller einzelnen Mitglieder hätte man sich allerdings sparen können. Neben zwei neuen Titeln mit den einfallsreichen Namen „Prolog“ und „Introitus“ lieferte die Bagage vor allem mit dem Schlusssong „Awakening The Centuries“ noch mal enormes Mitsingpotential. [bg]

Das schlimmste folgt zum Schluss. Hätte ich gleich vernommen, wie gut CANNIBAL CORPSE inklusive „Hammer Smashed Face“ abgeräumt hatten, wäre ich noch angepisster gewesen. Zunächst hatten 1349 riesige Probleme mit einem ihrer Verstärker, was zu einer ewigen Stehstrapaze führte, die glücklicherweise durch Frosts ausgiebigen Soundcheck überbrückt wurde, wobei er das Zelt scheinbar ganz alleine auseinander zu nehmen versuchte. Als die Show endgültig begann waren CANNIBAL CORPSE fertig und ein ungeheuerlicher Gebrauch der Nebelmaschine nahm einem jegliche Sicht.
Die Performance, beziehungsweise den produzierten Klang hatte ich von früheren Shows besser in Erinnerung. Völlig vorbei war es dann, als ein glatzköpfiger Idiot angefangen hat rumzuschubsen. Das wurde zwar zunächst noch von eingeschnappten Headbangern unterbunden, die ihn fast aus dem Zelt geprügelt hätten, aber die Stimmung hatte schon so etwas Hochaggressives an sich. Vom Status einer der besten Livebands, die ich je gesehen habe, sind 1349 kurz darauf unendlich tief gefallen, als der Sänger dazu aufgerufen hat, sich ordentlich durch die Gegend zu schubsen. Das ist einfach kein Black Metal mehr – Schluss, aus, basta.
Damit war für mich der Abend beendet und ich habe mich lieber mit den Klängen von SUBWAY TO SALLY im Rücken schönen Zeltplatzimpressionen hingegeben. [pb]

Gemeinsam mit guten Freunden und ein paar Bier genehmigte man sich anschließend noch ein wenig SUBWAY TO SALLY. Die Musik stand hier allerdings eher im Hintergrund, da man vielmehr die letzten Stunden des Festivals genießen wollte. Als Hintergrundbeschallung dienten Songs wie „Sieben“ allerdings ganz gut und so konnten Frau Schmitt und Co. auch noch einige Besucher für sich gewinnen. [bg]

Vielleicht lag es ja an der eigenen verbrauchten Energie und der damit verbundenen erlahmten Begeisterungsfähigkeit, aber SUBWAY TO SALLY waren auch mal besser. Eine solche Ansammlung langweiliger Songs der neueren Platten lässt einen doch spontan rücklings ins Koma fallen. Drei, vier ältere Stücke zögerten den verdienten Erschöpfungsschlaf dann doch noch ein paar Minuten hinaus. [yb]


FAZIT

Für mich persönlich gibt es wenig zu meckern, auch wenn das Billing an Tag 3 doch recht mager und enttäuschend war. Nach der Schlammwüste am ersten Tag spielte die restliche Zeit die Sonne wieder mit, sodass ich mir wenigstens meinen obligatorischen Sonnenbrand mit nach Hause nehmen durfte. Ansonsten kann man wieder Mal nur die Helfer vor Ort loben, die sehr professionell und unauffällig ihre Arbeit taten. Was die Toilettenverhältnisse angeht, war es dieses Jahr (aus männlicher Sicht) wieder ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Leider haben wir es wieder nicht geschafft im Vorweg ein Usertreff zu organisieren, aber das machen wir dann am 31.07.2008., oder?
Was auf jeden Fall gut gelöst war, ist die Verlegung der Party Stage, so dass nun Soundüberschneidungen mit der Black Stage Vergangenheit sind. Alllerdings muss man sich da jetzt noch was mit dem Weg zur Stage einfallen lassen, da es bedingt durch die Lage doch sehr viel menschliche Engpässe gibt.
Das Wacken Open Air hat sich auch dieses Jahr wieder als großer Publikumsmagnet erwiesen, selbst wenn es dieses Jahr meiner Meinung nach nicht an die Qualität des Vorjahres herankam. Laut Veranstalter ist mit den 72000 Menschen jetzt auch das Ende der Fahnenstange erreicht. Aber auch diese Menge wird das 2008er Event wohl wieder besuchen, wenn man die paar Namen, die bisher feststehen, liest. Also, wir sehen uns! [ts]

Als ''Die Hard Redakteur“ hatte ich mich dazu entschlossen, das Festival aus der Sicht des gemeinen Pöbels zu erleben. Während die Kollegen in Saus und Braus im Backstagebereich abhingen, hatte ich es mir auf einem Maisacker einige Kilometer vom Festivalgelände entfernt gemütlich gemacht. Die Nächte waren sehr hart, die Schweden neben uns hörten fiese Scheiße, aber trotzdem war es ein sehr gelungenes Wochenende. Tolle Bandauswahl, eine sehr engagierte Organisation und gute Auftritte ließen die Zeit wie im Fluge vergehen. Vorsicht Wacken! Ich werde wahrscheinlich wiederkommen. [bg]

Eigentlich wollte ich nie nach Wacken: Zu groß, zu überladen, zu viel Hype drumherum. Jeder, der ein Lied mit harter Gitarre kennt, fährt nach Wacken. Viele Leute meckern immer wieder, das wäre jetzt in letztes Mal Wacken gewesen, um nächstes Jahr wieder dort aufzukreuzen. Schon jetzt stehen Bands für das nächste Jahr fest, und es werden sich darüber schon wieder die Köpfe heiß geredet. Was für ein Affenzirkus! Nie wollte ich dahin. Nur dieses Jahr wollte es der Zufall, dass ich doch plötzlich auf dem großen Gelände im Norden stand und mich selbst überzeugen konnte, ob meine Vorurteile erfüllt würden. Leider wurden sie es zu einem großen Teil.

1. Es ist einfach definitiv zu voll!! Schon zum Vormittag war das Festival-Gelände knackevoll; abends konnte man dann kaum noch treten, stolperte ständig über am Boden Sitzende oder Liegende, brauchte ewig, um von einem Ende des Geländes zum anderen zu kommen. Eine derartige Drängelei geht auf Kosten des relaxten Festival-Genusses. Die Veranstalter meinen zwar, das Fass wäre damit definitiv voll, wenn man sich jedoch die bestätigten Acts für das nächste Jahr ansieht, weiß man: Weniger wird’s auf keinen Fall.
2. Vier Bühnen und massenhaft hochkarätige Bands, von denen man sowieso nur wenige zu sehen schafft. Das bringt zwar Abwechslung und für jeden Geschmack etwas, aber wäre das Festival mit zwei Bühnen und der Hälfte der Bands weniger schön? Für die Besucher sicher entspannter, für die Veranstalter wohl aber zu wenig Einnahmen. Nicht wenig bringen bestimmt auch die zwischen den Shows auf der True und Black Stage eingespielten Cola- und Bierwerbespots sowie der Verkauf von Festival-Merchandise wie dem Wacken-Vibrator.

3. Definitiv arbeiten muss man auch an den Bedürfnisanstalten auf dem Konzert-Gelände. Im Bereich der Party Stage gab es zwar Pissrinnen, aber nicht eine einzige Toilette, im vorderen Bereich feste Wassertoiletten mit kilometerlangen Schlangen davor. Dieser Umstand veranlasste einige Festival-Besucherinnen ebenfalls die den Männern vorbehaltenen Rinnen zu nutzen und die männlichen Metalheads überall, wo es ihnen gefiel ihre Notdurft zu verrichten. Sehr appetitlich!
4. Schlecht war aber nun wirklich nicht alles: Respekt vor den Veranstaltern, dass sie die unpässliche Situation mit den durchweichten Böden so schnell in den Griff bekommen haben und dass sie ein Event von dieser Größe nahezu unfallfrei organisieren können. Lob auch an die abwechslungsreiche Musikauswahl, die wirklich für jeden Geschmack etwas geboten hat.
Wenn das Wacken-Festival aber noch weiter wächst, läuft es Gefahr ein gesichtsloses Massen-Event zu werden, ein Rock-am-Ring für Harte, und das ist doch nicht wirklich im Sinne eines qualitätsbewussten, relaxt feiern wollenden Metalheads. [yb]

Für mich stand dieses Jahr ziemlich schnell fest, dass mir das Wacken-Open-Air in Zukunft gestohlen bleiben kann. Was sich letztes Jahr noch im gerade erträglichen Rahmen abspielte, nahm ziemlich offensichtlich perverse Ausmaße an. Schon im vergangenen Jahr erschien alles zu voll, zu ungemütlich, zu gezwungen, und ich hatte eigentlich beschlossen, nicht mehr nach Wacken zu fahren. Doch wie das so ist, füllte sich das Billing, meine Augen wurden groß, und ich war, ehe ich mich versah, wieder bei den X-Mas-Tickets dabei. Auch wenn die Preise im kommenden Jahr selbst bei den Frühtickets die 100-Euro-Marke sprengen werden, waren knappe 65 Euro zugegebenermaßen total in Ordnung bei diesem Aufgebot, auch wenn sich zu diesen noch 20 Euro für Müll und der eher als Trost anzusehenden „Full Metal Bag“ hinzugesellten.
Als ich vor der Anreise hörte, dass wegen sechs Tagen Dauerregens Parken und Zelten getrennt würden und man versuchte, das Gelände mit Helikoptern irgendwie zu trocknen, war die Stimmung natürlich ziemlich im Keller, aber im Grunde war ich ja – uncool wie ich bin – sowieso hauptsächlich wegen der Bands dort. Obwohl das Wetter dann sogar wirklich grandios hielt und man den Matsch großflächig mit Rindenmulch und Stroh abgedeckt und versetzt hatte, blieb die unverklemmt angenehme Festivalatmosphäre fast gänzlich aus.

Wie Yvonne schon bemerkt hat, bestand das Hauptproblem darin, dass inzwischen wirklich jeder auf Grund der Reputation nach Wacken fährt und dass das Gelände ab früh um 11 Uhr - einer Zeit, bei der man bei anderen Festivals unter Umständen schon komisch angeschaut wird, wenn man nur den Kopf aus dem Zelt steckt - bis nachts um 3 Uhr völlig überfüllt war.
Ich gehe sogar so weit, zu behaupten, dass obwohl weniger auf dem Campground los war als in der Vergangenheit, man kaum alle Leute auf das Gelände gelassen hätte, wenn diese Situation wirklich eingetreten wäre. Während der Hauptgruppen am Samstag war das Gelände nicht nur im Sichtbereich der jeweils aktuellen Hauptbühne im Grashalmstil bevölkert, sondern das ganze Gelände in sämtliche Richtungen bis an die Stände. Trotz der großzügigen Einlass- und Ausgangsbereiche kam es immer wieder zu Menschenengpässen und Drängeleien.
Ebenfalls ein traditionell fetter Minuspunkt an Wacken war einmal mehr die Toilettensituation. Ich sehe hier keinen Schritt in die richtige Richtung, da diese meinem Eindruck nach gerade auf dem Festivalgelände im letzten Jahr noch besser, wenn auch ebenfalls ungenügend war. Im direkten Vergleich zu anderen Festivals war der Anblick von Dixies wirklich eine Seltenheit und deren Standort zudem unausreichend gekennzeichnet. Ein äußerst unangenehmer Zustand. Über die Essens- und Getränkepreise darf man bei Wacken gar nicht reden, denn hier handelt es sich nun mal um einen Massenevent und in einem Fußballstadion kommt man heutzutage auch kaum billiger weg.

Positiv aufgefallen ist mir dafür der Sound des Festivals. Für mich persönlich haben eigentlich sämtliche Bands eine brauchbare bis sehr gute Performance abgeliefert, die auch klangtechnisch im Grunde ausnahmslos sehr gut umgesetzt wurde. Im Gegensatz zum Vorjahr verzichtete man glücklicherweise auf die großen zweiten Beschallungsanlagen auf Höhe der Türme, die den hinteren Bereich unerträglich laut beschallt hatten. Dennoch war der Klang bis in die letzten Ecken durchaus laut und kräftig zu vernehmen. Unterhaltung fiel dadurch zwar flach, aber dafür waren die Auftritte gerade nachts auch aus großer Entfernung eindrucksvoll.
Von musikalischer Seite aus hatte man also ein tolles Festival, das aber leider unter akuter Herz- und Seelenlosigkeit litt. [pb]


Persönliche Top 3

1. Ganz klar die Veranstalter, die es allen Witterungen zum Trotz hinbekommen haben, das Festival über die Bühne gehen zu lassen.
2. Die Bandauswahl, die unterm Strich für jeden was geboten hat.
3. Die argentinische Wurst im Backstagebereich, einfach nur lecker! [ts]

1. SPIDERSCHWEIN!!!
2. Volbeat, Iced Earth, Blind Guardian und Suidakra
3. Natürlich die Veranstalter! Ein ganz, ganz dickes Lob! Sowie die coole BC-Redaktion, auch wenn ich Phil gar nicht gesehen habe. [bg]

1. Straßennamen auf dem Zeltplatz waren wirklich eine sinnvolle Idee. Ich habe beispielsweise ganz unverhofft in der Immortal Street residiert.
2. Disillusion und Samael haben echt überrascht.
3. Anregende Strohschlachten - ach, ein Bett im abgemähten Kornfeld. [pb]

1. Das Wetter, das es größtenteils sehr gut mit uns meinte.
2. Volbeat, Type O Negative, The Black Dahlia Murder und Heaven Shall Burn
3. Die Anwohner Wackens und der umliegenden Dörfer, die uns bei der Heimfahrt vom Straßenrand aus mit zünftigen Horns verabschiedet haben. [yb]


Persönliche Flop 3

1. Die männliche Intelligenz, die es immer wieder schafft quer über das Gelände zu pissen und die Ränder in stinkende Jauchegruben zu verwandeln, obwohl rechts und links etliche Meter Pinkelbecken frei sind!
2. Der im Allgemeinen zu leise Sound.
3. Der Wechsel von Hasseröder zu Becks! Den Tag mit gekautem Hopfen zu beginnen ist echt Mal igitt! Abgesehen davon ist es zu teuer. 0,4l für 3 Euro? Andere Festivals können das Bier doch auch für 2 Euro verkaufen. [ts]

1. Harter Maisboden und 25 Minuten Fußmarsch zum Festivalgelände
2. J.B.O.
3. Extrem langsame und genervte Shirt-Verkäufer, die selbst nicht wussten, welche Preise sie haben. [bg]

1. Das Festival an sich - völlig überfüllt und außerdem ohne jeglichen Charme - Rock im Park bloß für Metaller.
2. Die auf dem Festival anwesenden Menschen - Ellbogen hier, asoziales Verhalten da, aber von Metal keine Ahnung
3. 1349 - total in Ungnade gefallen bei mir, die Band! Hat den ganzen Festivalbeschluss versaut. [pb]

1. Das überfüllte Festival: Drängelei, ewige Warterei und nervige Über-Leute-Stolperei.
2. Die schlechte Toilettensituation und die ekelhaft stinkenden Pissgruben auf dem Festivalgelände.
3. Zu lascher Sound und unvorteilhafte Klangcollagen an den Hauptbühnen. [yb]


Leider muss der Bericht ohne großartige Bandfotos auskommen, da wir nicht zu den 90 wichtigsten Magazinen der Welt gehören und deshalb keine Genehmigung erhielten von der Pit aus zu fotografieren. Aber wir arbeiten dran! Ein paar fotografische Eindrücke gibt es trotzdem, und zwar mal wieder von Yvonne. Die Fotos von Enslaved, 1349, Moonsorrow, Swallow the Sun, Secrets of the Moon, The Vision Bleak, Turisas, Benedictum und Immortal hat Philipp beigesteuert.
Meerschweinchen Abbath wohnt in Hagenbeck's Tierpark.

Bildergalerie

Band-Profile

1349

1349

Black Metal aus Norwegen
All That Remains

All That Remains

Modern Metal / Metalcore aus USA
Amorphis

Amorphis

Gothic Metal aus Finnland
Benedictum

Benedictum

Heavy Metal aus USA
Blind Guardian

Blind Guardian

Progressive Power Metal aus Deutschland
Blitzkrieg

Blitzkrieg

Heavy Metal aus Großbritannien
Cannibal Corpse

Cannibal Corpse

Death Metal aus USA
Destruction

Destruction

Thrash Metal aus Deutschland
Dimmu Borgir

Dimmu Borgir

Melodic Symphonic Black Metal aus Norwegen
Dir En Grey

Dir En Grey

Japan
Disillusion

Disillusion

Progressive Metal aus Deutschland
Enslaved

Enslaved

Progressive Black Metal aus Norwegen
Hatesphere

Hatesphere

Death Thrash Metal aus Dänemark
Heaven Shall Burn

Heaven Shall Burn

Melodic Death Metal aus Deutschland
Iced Earth

Iced Earth

Power Metal aus USA
Immortal

Immortal

Black Metal aus Norwegen
In Flames

In Flames

Metal aus Schweden
J.B.O.

J.B.O.

Rock / Fun aus Deutschland
Lacuna Coil

Lacuna Coil

Gothic Rock aus Italien
Moonsorrow

Moonsorrow

Black Pagan Metal aus Finnland
Moonspell

Moonspell

Dark Metal aus Portugal
Napalm Death

Napalm Death

Grindcore aus Großbritannien
Neaera

Neaera

Melodic Death Metal aus Deutschland
Norther

Norther

Melodic Death Metal aus Finnland
Possessed

Possessed

Death Metal aus USA
Rage

Rage

Heavy Metal aus Deutschland
Rose Tattoo

Rose Tattoo

Hard Rock aus Australien
Sacred Reich

Sacred Reich

Thrash Metal aus USA
Samael

Samael

Metal / Industrial aus Schweiz
Saxon

Saxon

Heavy Metal aus Großbritannien
Secrets Of The Moon

Secrets Of The Moon

Black Metal aus Deutschland
Sodom

Sodom

Thrash Metal aus Deutschland
Sonic Syndicate

Sonic Syndicate

Modern Metal / Elektro aus Schweden
Stratovarius

Stratovarius

Melodic Power Metal aus Finnland
Subway To Sally

Subway To Sally

Folk Metal aus Deutschland
Suidakra

Suidakra

Melodic Death Folk Metal aus Deutschland
Swallow The Sun

Swallow The Sun

Melodic Death Doom Metal aus Finnland
The Black Dahlia Murder

The Black Dahlia Murder

Death Metal aus USA
The Sorrow

The Sorrow

Metalcore aus Österreich
The Vision Bleak

The Vision Bleak

Gothic Metal aus Deutschland
Turbonegro

Turbonegro

Hard Rock aus Norwegen
Turisas

Turisas

Symphonic Folk Metal aus Finnland
Type O Negative

Type O Negative

Gothic Metal aus USA
Volbeat

Volbeat

Rock aus Dänemark
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