Dropkick Murphys Against Me! & Deadly Sins

Dropkick Murphys, Against Me! & Deadly Sins

Against Me!Dropkick Murphys
Leipzig, Haus Auensee
05.04.2008
Das Haus Auensee liegt malerisch am Auensee in einem Naherholungsgebiet im Leipziger Osten, ganz in der Nähe ist ein Fußballplatz und eine kleine Dampflokomotive fährt vorbei. Der ideale Ort, um seinen Sonntag mit der Familie zu verbringen. Hier spielen demnächst Stars wie Achim Reichel oder auch Matthias Reim.
Doch hin und wieder kommt es vor, dass Horden betrunkener - vorzugsweise langhaariger - Anhänger von Subkulturen einfallen und ihren Musikgruppen, die auf so sonderbare Namen wie MOTÖRHEAD, KORN oder auch DROPKICK MURPHYS hören, huldigen wollen. Dann ergreifen die Familien die Flucht und das Haus Auensee wird in seinen Grundfesten erschüttert. Diese Subkulturen sind dann auch mit nichts zufrieden und beschweren sich den ganzen Tag über die hohen Bierpreise (0,4 l für 3€) und die wenigen Toiletten (3 Klos und 3 Pinkelbecken für die Kerle). Sie haben keinen Sinn für die mit Teppich ausgelegte Halle und den Verkaufsstand mit Donuts, Eis und anderen Köstlichkeiten. Nein, die 2500 Besucher im ausverkauften Haus Auensee möchten Bier aus den acht Zapfhähnen haben. Da kann auch niemand darauf vorbereitet sein.

Pünktlich zum Beginn der Tagesschau enterten DEADLY SINS die Bühne und präsentierten ihren ziemlich rotzigen Punk, der mit Sängerin Stephanie steht und fällt. Im noch relativ spärlich gefüllten Saal sind die Reaktion zwiespältig, nur wenige Leute hören genau hin; viele sind mit Bier trinken und quatschen beschäftigt. Mir hat Stephanies Ausstrahlung auf der Bühne zwischen lasziv sexy und aggressiv nicht besonders gefallen. Von den Songs konnte man sie sich schon angucken, obwohl die Bostoner erst eine EP veröffentlicht haben, die sie übrigens nach dem Konzert versucht haben, auf dem Parkplatz für 2€ zu verkaufen.

Bei AGAINST ME! wurde es dann schon voller, und mehr Leute schienen sich für die Band zu interessieren. Schließlich haben die vier Jungs aus Florida schon vier Studioalben veröffentlicht und waren gerade im Oktober auf Headliner Tour durch Deutschland. Trotzdem wollte ihr folkiger Punk Rock nicht so recht zum bunt gemixten Publikum der DROPKICK MURPHYS passen. Den Stinos gefielen sie; Punks, Skins und die Langhaarfraktion konnten weniger mit anfangen. Schubladendenken ist zwar nicht toll, aber hier funktioniert es wohl, denn AGAINST ME! wurden sogar mit „Let’s go Murphys“-Chören begrüßt. Die DROPKICK MURPHYS waren wohl eine der wenigen Bands, auf die sich dieses Publikum einigen konnte.

Um kurz vor 22 Uhr kam dann die Stimme von SINEAD O’CONNOR durch die Lautsprecher und ihre Interpretation von „Foggy Dew“ zusammen mit THE CHIEFTAINS läutete das Konzert ein. MIt drei Liedern vom aktuellen „The meanest of times“ Album stiegen die DROPKICK MURPHYS ein und meine Befürchtungen wurden war, denn der Sound war genauso unklar wie letztes Jahr, und die einzelnen Instrumente waren gar nicht richtig zu vernehmen, glücklicherweise änderte sich das aber nach zwei oder drei Songs und Al hatte auch schon das Publikum auf deutsch begrüßt, er sprach bis auf ein oder zwei Ansagen alle auf Deutsch.
Was soll man zu einem DROPKICK MURPHYS Konzert noch groß schreiben? Wer diese intensiver Liveband noch nicht gesehen hat, dem ist auch nicht zu helfen. Das Publikum tanzte und sang, niemand konnte still stehen und am nächsten Tag werden einige unfreiwillig wenig geredet haben.
Die Setlist war mal wieder zu den Konzerten eine Woche vorher in Deutschland bunt durchgeschüttelt worden und so kam z.B. „Boys on the docks“ schon relativ früh. Bei „The dirty glass“ kam dann DEADLY SINs Stephanie auf die Bühne um das Lied zusammen mit Al und Ken zu singen. Letzter kam auch auf „The meanest of times“ noch häufiger als Leadsänger zum Einsatz als vorher und auch das tat dem Konzert ganz gut, dass Al zwischendurch seine Stimme etwas schonen konnte.
„Kiss me I’m shitfaced“ beendete dann den regulären Teil des Konzertes, und die Damen im Publikum durften ausgelassen auf der Bühne tanzen. Während sie sich danach wieder von nur einem Ordner dirigiert nach unten begaben, verschwand die Band kurz zum zweiten Zugabenteil, und es hallten immer wieder „Let’s go Murphys“-Gesänge durch das Haus Auensee.
Mit „I’m shipping up to Boston“ gab es den Hit aus dem Film „The Deaprted“, mit „Shattered“ ein hartes neues Stück und „Barroom Hero“ ist der erste Song überhaupt der Band. „Skinhead on the MTBA“ ist dann schon fast traditionell einer der letzten Songs, und die Band verschwindet immer in einem Gewühl von Menschen auf der Bühne, so auch in Leipzig, wo es aber so gesittet zuging, dass nur ein Ordner nach vorne sichern musste. Auch nach dem finalen „Citizen CIA“ gingen alle wieder friedlich durch den Ordner geleitet von der Bühne, und es hat sich niemand gelangweilt, obwohl DROPKICK MURPHYS es gewagt haben 90 Minuten zu spielen und nicht wie mittlerweile andere Bands aus den USA nach 60 Minuten kommentarlos verschwinden.

Setlist DROPKICK MURPHYS:

Famous For Nothing
The State of Massachusetts
Johnny, I hardly knew ya
Black Velvet Band
God willing
Finnegan’s wake
Echoes on „A“ Street
Vices and virtues
Fields of Athenry
Tomorrow’s industry
Caught in a jar
?
Upstarts and broken hearts
Boys on the docks
The wild rover
Curse of a fallen soul
Flannigan’s Ball
Loyal to no one
Which side are you on?
The Dirty glass
Fairmont hill
Workers Song
Captain Kelly’s Kitchen
Kiss me I’m shitfaced
I’m shipping up to Boston
Shattered
Barroom hero
Skinhead on the MTBA
Citizen CIA

Bei dem Fragezeichen hatte ich mir „Neighbour“ notiert, weiß aber nicht mehr, welcher Song das gewesen sein könnte.
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