Blutsvente Festival

Blutsvente Festival

7 Minutes Of NauseaAccion MutanteAndrophagousBelching BeetBizarre XBoilerCynessF.U.B.A.R.Hilary DeathKeitzerMaggot ShoesNecromorphSchmandVon Bööm
Cottbus, Cellardoor
21.02.2009
Organisiert vom Berliner Kleinstlabel F.D.A. Rekotz zog das Blutsvente Festival aus der Hauptstadt ins eher beschauliche Cottbus. Da dort das Muggefug aber von Seiten der Stadt verboten bekommen hatte Konzerte zu veranstalten, ging es innerhalb der Hauptstadt der Gurkenbauern ins Cellardoor.
Im feinsten Plattenbaugebiet im Süden der Stadt, idyllisch zwischen Fitnessstudio und Bibelkreis, fand F.D.A. Rekotz schließlich das Cellardoor und nachdem auch immer wieder die eine oder andere Autobesatzung rechtsoffener Jugendlicher in der Nähe des Clubs gesichtet wurde, wurde Cottbus mehr und mehr unsympathisch.

Das änderte aber nichts daran, dass es mit 14 Bands (TINNER und TOXIC REVOLUTION hatten abgesagt) Quantität für günstige 15 Euro gab. Ob das Blutsvente Festival aber auch qualitativ überzeugen können würde, das hatten die Bands zu beweisen.

Den Anfang im noch relativ leeren Cellardoor machen schon recht zeitig HILARY DEATH und SCHMAND, gegen die allerdings der Anlasser unseres Autos etwas hatte, weshalb wir verspätet im zugeschneiten Club auftauchen. Für ostdeutsche Verhältnisse hohe Bierpreise von 2,50 den halben Liter Beck’s zwingen dann das Publikum auch noch zum Gang in den nahe gelegenen Plus, wo man in Ruhe noch das eine oder andere Bier vertilgt.

Wir bekommen dann nur noch die letzten Minuten von BOILER mit, bei denen der Sänger aber gleich zeigt, dass er ein wahrer Entertainer auf der Bühne ist. ANDROPHAGOUS und NECROMORPH rauschen dann an den mittlerweile vielleicht 50 zahlenden Nasen doch etwas vorbei, der Gang zum Plus muss angetreten werden, denn auch beim Thema Nahrungsaufnahme ist das Cellardoor nicht sehr zuvorkommend. Erst gibt es auf Nachfrage gar nichts zu essen, und später sieht man dann plötzlich doch Leute mit einem Teller Nudeln rumrennen.

Mit BIZARRE X gibt es dann Power Violence in Zwei-Mann-Besetzung auf die Ohren, doch die Sachsen haben mir in Chemnitz vor kurzer Zeit besser gefallen, und auch George Clooney am Mikrofon kann bei den wenigen Frauen nicht so recht punkten. Anschließend betreten die Nürnberger MAGGOT SHOES die Bühne und ich fliege erst mal aus dem Cellardoor; Wodka-Red Bull kann man kaufen, Red Bull alleine geht aber nicht und für einen mitgebrachten Energy Drink fliegt man raus.

Zu VON BÖÖM bin ich pünktlich wieder drin, und das Cellardoor hat mittlerweile zwei Damen darauf angesetzt die weniger als 100 Gäste vor der Bühne auf die Getränke zu kontrollieren. Es beginnt ein Katz und Maus Spiel der Getränke-Schmuggler und Umfüller mit den Kontrolleuren. Das dieses aber nicht eskaliert ist doch recht merkwürdig, ich selbst hätte mir nicht meine Bierflasche beim Trinken aus der Hand schlagen lassen...
Durst macht erfinderisch und über diesen scheinen VON BÖÖM schwedentypisch zu verfügen, Sänger Krabban kann sich gerade noch so auf den Beinen halten, und die Band verfügt über den schlechtesten Sound des Tages. Ihr punkiger Crust ist nur noch als Schlagzeuggeprügel wahrzunehmen, und wir entdecken, dass zwei der Bedienungen an der Theke im Konzertraum vollständig überfordert sind, eine Bestellung Kirsch-Schnaps entgegenzunehmen. Nach einer fachkundigen Unterrichtung unsererseits bekommen wir den Schnaps jetzt ab sofort in 0,2 l Becher statt in Schnapsgläsern.

Mit CYNESS gibt es dann endlich eine Band, die die Fans etwas aufwärmt und vor die Bühne lockt. Ein Punker am Gesang und ein Mädel an der Gitarre sind Blickfang der Band. Gitarristin Lisa sieht man aber nur, wenn man richtig steht, sogar auf der kleinen Bühne versteckt sie sich in einer Ecke und spielt ruhig ihr Spiel auf der Gitarre. Politischen Grindcore bieten die Potsdamer und kommen super beim Publikum an, was zum größten Teil am Sänger Loffi liegt. Gestik und Bewegungen machen aus ihm eine Rampensau.

KEITZER bestehen zu zwei Fünfteln aus den ANDROPHAGOUS Jungens, Sänger und Schlagzeuger spielen in beiden Bands, und die Ruhrpottler sollte man im Auge behalten: treibender, sofort ins Ohr gehender Death Metal wird geboten und ich ärgere mich beim Tippen dieser Zeilen mir keine CD zugelegt zu haben.

Von BELCHING BEET hatte ich die aktuelle CD zum Rezensieren bekommen und mich auch schon sehr auf den Liveauftritt gefreut. Die rülpsende Rübe sollte ihren Namen auch live bestätigen. Warum auch immer, aber Sänger Vöhri erinnert an eine Rübe und er rülpst den 08/15 Death Metal raus, der bestimmt nicht originell ist, aber live verdammt viel Spaß macht. Das sah man der Band auch an, dass sie Spaß hatten, und Vöhri verbrachte mehr Zeit vor als auf der sowieso nur 30 cm hohen Bühne.

Zwei dumme, eine Meinung: F.U.B.A.R.s Luc und ich sind uns spätestens beim zweiten Lied von ACCION MUTANTE einig darüber, dass wir es hier mit der deutschen Version von EXTREME NOISE TERROR zu tun haben. Und während Luc sich langsam für seinen Auftritt im Backstage vorbereitet, bekommt er nicht mit, dass mit der letzten schwäbischen Band auch das Publikum schwindet und so stehen bei F.U.B.A.R. nur noch ca. 20 Nasen vor der Bühne. Die Limburger ziehen ihre 40 Minuten aber dennoch professionell durch, aber gelohnt haben dürfte sich die Anreise für sie nicht.

Wegen des draußen tobenden Schneesturms und der mittlerweile geklauten Jacke des Mitfahrers entscheiden wir uns für ein Taxi für den Heimweg. Also schnell mal eins angerufen und im Vorraum noch ein kurzes Gespräch gehalten und schon hat man 7 MINUTES OF NAUSEA verpasst, deren Konzept es anscheinend ist, ihre Konzerte nie länger als sieben Minute dauern zu lassen. Fürs nächste Mal weiß ich jetzt Bescheid.

Das Fazit zum Blutsvente Festival fällt reichlich kurz aus. Das Cellardoor betrete ich bestimmt nicht noch einmal, aber auch das haben die Berliner Veranstalter gleich eingesehen und sich schon am nächsten Tag vom Club distanziert. Wäre man von Berlin anstatt nach Cottbus nach Dresden, Leipzig oder Chemnitz umgezogen, hätte man die ca. 70 zahlenden Gäste mindestens verdoppeln können. So bleibt zu hoffen, dass für nächstes Jahr ein vernünftiger Club in einer etwas angenehmeren Gegend gefunden wird.
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