A Day To Remember Azriel You Me At Six We Butter The Bread With Butter & Exposed To Noise

A Day To Remember, Azriel, You Me At Six, We Butter The Bread With Butter & Exposed To Noise

A Day To RememberExposed To NoiseWe Butter The Bread With Butter
Bochum, Matrix
08.06.2009
Es sollte ein langer Abend werden in der Bochumer Matrix, als wir pünktlich zur ersten Band die Kellerräume betreten, wo später das Spektakel stattfindet. Langhaarige Metaller mit Halsschmuck, dicke straight-edge Anhänger mit Tunneln in den Ohren, so groß wie eine mittlere Nummer 26 von Layain’s Pizzastand vor der Matrix und Hardcorekids im beinahe einstelligen Altersbereich tummeln sich vor dem Schuppen und tun zwei Sachen: Rauchen und trinken.

Zwecks Interview mit dem Headliner verpasse ich die Dortmunder Metalcore-Truppe EXPOSED TO NOISE leider fast vollständig. Was ich in zwei verbleibenden Songs mitkriege, haut mich zwar nicht kompromisslos vom Hocker, aber enttäuschen tut es mich auch nicht. Die Jungs spielen zwar irgendwie Standfußball auf der Bühne, auf der anderen Seite ist die Musik gut. An der Show könnten sie wahrhaftig feilen, aber das scheint keinen zu interessieren. Denn obwohl noch nicht besonders viel los ist, gibt’s reichlich Applaus aus dem sehr jungen Publikum. Nach EXPOSED TO NOISE geht der Abend richtig los…

Ein bisschen ulkig sieht es schon aus, wie Marci und Tobi, besser bekannt als WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER, zu zweit auf der Bühne stehen und ihre Show abziehen. Und damit ist noch lange nicht Schluss mit lustig. Denn mit Titeln wie „Sabine die Zeitmaschine“, „Mein Baumhaus“ und den bekannteren Kinderlied-Covern „Alle meine Entchen“ und „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“ bringen WBTBWB die gesamte Matrix zum Lachen. Vorgetragen in 1A Pigsqueals hört sich das Produkt der beiden Ausnahmemusiker unglaublich lustig und trotzdem souverän an. Denn wer nicht wüsste, was der Junge im lila Hemd da vorne von sich gibt („Meine Zeitmaschine, die heißt Sabine“), könnte die beiden fast für eine ordentliche Downbeat-Kombo halten. Fast allerdings auch nur, denn es fehlt wie immer ein waschechter Schlagzeuger im Team. Vom Gitarristen selbst eingespielt wummern Doublebass und krachende Breakdowns nebst elektronischen Samples vom Band und begleiten die Chaoten in ihrem Wahn. Das hat auch noch den positiven Nebeneffekt, dass die Soundqualität super ist. Ein angekündigtes und ebenfalls eingespieltes Drumsolo bringt die sich füllende Matrix erneut zum Schmunzeln. Außerdem startet der Sänger kurz vor dem Ende noch den "Wer kann am langsamsten moshen?"-Kontest, der für reichlich Spaß im Pit sorgt. Es ist ein lustiger Abend bisher.
Ganz nebenbei haben die Jungs natürlich auch tierisch gerockt und mit reichlich Moshpits die Matrix zum Kochen gebracht.

Vorband Numero 3 nennt sich YOU ME AT SIX und kommt aus England. Es handelt sich um melodischen, feucht-fröhlichen Pop-Punk und das müsste eigentlich perfekt die Adern der Fans treffen. Doch die Briten haben mit ihrer Musik zu kämpfen, ist die Luft doch noch immer noch von WBTBWBs schweren Breakdowns erfüllt. So richtig kann das eher seichte Geplänkel, dazu noch in eher mäßiger Soundqualität, nicht den Hammer auspacken. Für den weiteren Verlauf ist es wichtig, zu erwähnen, dass YOU ME AT SIX auf keinerlei Flyer oder Poster abgedruckt waren. Ihr Auftritt ist eine völlige Überraschung.
Mit zunehmender Spieldauer dann erweichen sich die Herzen der Fans und mit einem gelungenen Cover von LADY GAGAs „Pokerface“ ziehen die Herren aus Großbritannien doch noch einige Leute auf ihre Seite. Hätte YOU ME AT SIX mehr Zeit gehabt, sie wären als reine Gewinner von der Bühne gegangen.

Was dann passiert, nimmt mir ein wenig den Spaß des Abends, denn nach drei Vorbands habe ich richtig Bock auf den Hauptact. Als die Lichter ausgehen und der Fünfer die Bühne betritt ist noch alles in Ordnung. Erst als das erste Lied nach knapp 7 Minuten immer noch aus den Boxen röhrt, wird den meisten klar: Das hier ist eine weitere Vorband, die lustigerweise den Jungens aus Florida erstaunlich ähnlich sieht. Allerdings gilt das nur für das äußere Erscheinungsbild. Die Musik ist allenfalls Gelegenheitshardcore, der mit einer Lautstärke von 740 Zillionen Dezibel in die Menge dröhnt. Die Ironie geht noch weiter, denn bis zum Ende des gesamten Konzerts weiß keiner, wer diese Band war. Letztendlich erfahren wir, dass es sich um AZRIEL handelt, die eigentlich als dritte Vorband vorgesehen waren und die durch den Überraschungsauftritt von YOU ME AT SIX nach hinten verschoben wurden.
Die Fans jedenfalls haben das ewige Vorgeplänkel langsam satt, was sich in abnehmender Motivation mitzumachen niederschlägt.

Dann soll es aber endlich soweit sein. Die wahren A DAY TO REMEMBER betreten geschlossen die Bühne und grölen wild drauflos. Der eingefleischte Fan erkennt „Downfall Of Us All“. Kleinere Startprobleme, wie beispielsweise das Versagen von Sänger Jeremys Stimme bei den ganz hohen Tönen überspielen A DAY TO REMEMBER souverän und routiniert und so wird es spätestens ab den Hits „NJ Legion Iced Tea“, „My Life For Hire“ und „I’m Made Of Wax Larry, What Are You Made Of?“ vom neuen Album ein richtig guter Abend.
Von Song zu Song scheint die Qualität sowohl der Band als auch des Sounds zuzunehmen und obwohl ich im eher hinteren Teil stehe, kommen ordentliche Druckwellen von vorne an. Der Circlepit tobt wie 12 Russen und es finden sich massenhaft Leute, die die Bühne erklimmen und aktives Stagediving betreiben. Das ganze eskaliert ein wenig, als die ersten Fans dem Sänger das Mikro aus der Hand reißen, um mitsingen zu können. Das geht der Band dann sichtlich auf die Nüsse und so werden nach und nach die Störenfriede von der Security zur Seite geholt.
Mit „Mr. Highway Is Thinking About The End“ und „Welcome To The Family” bringt man weitere zwei Kracher vom neuen Werk unter die Leute, wohingegen das etwas ruhigere „Have Faith In Me“ deutlich an die zahlreich erschienenen Mädchen gerichtet ist. Auch die alten Alben kommen unter anderem mit „Monument“ zum Tragen. Der Abend wird mit jeder Minute besser.
Es ist daher schade, dass die Floridianer nach bereits einer Stunde die Bühne verlassen und nur noch eine Zugabe spielen. Dass das allerdings ausgerechnet „The Plot To Bomb The Panhandle“ ist, zeugt von feinem Gespür für den Willen der Fans.

Alles in allem war es ein etwas langer Abend mit vier durchwachsenen Vorbands, von denen nur eine 100%ig überzeugen konnte. Doch für ihr Geld haben die jungen Besucher eine ordentliche Packung Rock ins Gesicht bekommen!
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