Disbelief Debauchery Morphosys & Burn My Shadows

Disbelief, Debauchery, Morphosys & Burn My Shadows

Amplified HateBurn My ShadowsDebaucheryDisbeliefMorphosys
Cham, LA
01.10.2011
In Bayern sieht es mit den großen Metal Events ja eher mager aus. Klar gibt es die ein oder anderen Konzerte in Ingolstadt, Würzburg oder München, aber auf den ländlichen Gebieten sucht man vergebens nach harter Musik. Doch ab und zu gibt es auch dort mal Lichtblicke, z.B. wenn in der L.A. Bar in Cham DEBAUCHERY und DISBELIEF auflaufen. Da nimmt man dann auch gerne mal eine etwas längere Zugfahrt in Kauf, um sich zum besagten Ort zu begeben, und dort mit anderen metalhungrigen Landsleuten den Klassikern des Death Metals zu lauschen. Und wenn von einer längeren Zugfahrt die Rede ist, dann ist eine ordentliche Verspätung eigentlich schon selbstverständlich. Randalierende Passagiere haben einen Polizeieinsatz nötig gemacht, weswegen der Anschlusszug nicht mehr erreichbar ist und erstmal eine Stunde auf dem Bahnhof rumgammeln angesagt ist. Dankeschön an die betreffenden Personen, dank euch fällt die erste Band des Abends, AMPLIFIED HATE, erstmal flach.

Für mich beginnt das Konzert also mit BURN MY SHADOWS. Obwohl sich diese Band aus Musikern im Umkreis meiner alten Heimat zusammensetzt, muss ich gestehen, dass ich von ihnen noch nie etwas gehört habe. Der Anfang dieses Abends könnte typischer nicht sein. Noch eher verhalten wirkende Zuschauer die an ihrem Bierchen nippen, eine Band die aufbaut und die letzten Feinheiten im Soundcheck regelt, und ein gut gelaunter Sänger der bereits jetzt versucht etwas Kontakt zum Publikum herzustellen um die Laune etwas anzuheizen. Alles andere als typisch ist aber die Qualität mit der die Mannschaft hier zuschlägt. In der Besetzung Schlagzeug, Gesang, Keyboard, Bass und zwei Gitarren zeigen die Jungs sehr schnell die Vorzüge ihrer Musik. Innovativ ist wohl das erste Wort das einem dazu einfällt. Ein Mix aus Power Metal, Epic Metal und sehr viel Death Metal kann die stilistische Richtung einigermaßen eingrenzen, welche die Halle sehr schnell erhitzen lässt. Lange dauert es nicht bis ein großer Teil des Publikums Kamera und Handy zücken um Foto oder Filmmaterial zu ergattern. Spätestens bei „Devil behind the Mask“ ist auch bei mir der letzte Funke übergesprungen und bin vollends begeistert. Da lies sich BURN MY SHADOWS auch nach den sofort erschallenden Zugabe Rufen nicht lumpen und schmetterte noch einen Song hinterher. Das allgemeine Thema in der Raucherpause ist somit auch klar, und als ich in einer Diskussion mit anderen Begeisterten die Band an ihrem Auto erspähe nutze ich natürlich sofort die Gunst der Stunde für ein kurzes und spontanes Interview. Obwohl ziemlich überrumpelt gibt sich Sänger Eugen sehr gesprächig, doch dazu mehr in der Interview Section.

Jaja, bei so einem guten Gespräch verfliegt die Zeit ziemlich schnell, und so kriege ich auch von der nachfolgenden Band nicht mehr all zu viel mit. MORPHOSYS heißen sie und kommen aus dem benachbarten Regensburg, so viel ist schonmal klar. Ansonsten gibt es hier guten, doch relativ standardisierte Musik im Bereich Death und Thrash zu hören. Die Band ist voll dabei, und auch einige aus dem Publikum scheinen nun endlich ihre überflüssige Energie loswerden zu können. Es ist eben eine gute Musik zum abrocken und dergleichen, doch den Überflieger erlebe ich hier nicht.

Nun folgt mit DEBAUCHERY der erste namhafte Auftritt des Abends. Kurz vorher sieht man Thom Gurrath noch mächtig beschäftigt hin und her flitzen, da wäre der Lehrerjob wohl etwas geruhsamer. Doch ist jeder der hier Anwesenden froh, dass er sich für den richtigen Weg entschieden hat. Den Anfang gibt es mit „Blood Good Rising“ und „Zombie Blitzkrieg“, und was soll man sagen? Die Menge tobt. Schon kurz nach dem feierlichen Intro gibt es die ersten Mosphits, denn dieser dreckige Death 'n' Roll scheint wie gemacht zu sein für die kleine Location. Viel gibt es vom neuen Album zu hören, dafür fehlen mir ein paar Klassiker. Aber mit Songs wie „Torture Pit“ oder „Chainsaw Masturbation“ wird fast jeder Wunsch erfüllt, und scheinbar merkt auch die Band auf der publikumnahen Bühne, was sie ihren Zuhörern für einen Gefallen leisten. Ohne viel Worte zu verlieren wird so viel wie möglich von der Setlist runtergespielt, und mit einem begeisterten Gurrath die Halle gerockt. Bloodbabes gibt es zwar keine (wie erwartet), aber an diesem Abend ist die Musik alleine mehr als ausreichend.

Natürlich will ich hier DEBAUCHERY in keinster Weise unter Wert verkaufen, aber wenn als darauffolgende Band DISBELIEF angekündigt ist, dann spielt doch glatt eine ganz andere Liga auf der Bühne. Doch scheinbar sieht das der Großteil der Bevölkerung anders. Wie leergefegt ist auf einmal die Halle. Zumindest kein Vergleich mehr zu DEBAUCHERY. Mir ist das momentan aber völlig egal und genieße lieber Songs wie „A Place to Hide“, „Sick“, „The One“ (mein absoluter Favorit) oder „Navigator“. Probleme gibt es zwar mit dem Schlagzeugmikrofon, doch davon lasse ich mich nicht beirren. Mit viel Erfahrung und Professionalität machen die Musiker um Karsten Jäger alle Problemchen wieder wett. Mit ihrem brachialen Sound wissen sie einfach zu begeistern, doch ist diese Begeisterung deutlich einseitig. Leicht genervt von den Soundproblemen und den mickrigen Publikum gibt es nur noch ein kurzes „Macht es gut Leute“ nach dem Song „Misery“, und schon ist die Bühne wieder leer. Da möchte ich den Jungs auch gar keinen Vorwurf machen, sie haben ihr bestes Gegeben, und trotz der Probleme sehr feine Musik geliefert.
Ein krönender Abschluss eines Konzertes sieht natürlich anders aus, doch mache ich hier klar das Publikum verantwortlich. Denn ich schätze selbst bei manchen Probenarbeiten hat DISBELIEF mehr Zuhörer als heute in Cham.

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