17. Barther Metal Open Air

17. Barther Metal Open Air

AgallochAhnengrabAngantyrAtomwinterBetalmandBifröstBurning CrossCravingCrownDemonicalDysangeliumEndstilleGehennaGernotshagenHamarsheimtHordakHornaKommandoKrateinNarbelethNivlhelObscurityRimrunaSabiendasSelbstentleibungThormesisWaldschrat
Barth, Freilichtbühne
13.08.2015

Donnerstag

Es ist mal wieder soweit. Das Barther Metal Open Air öffnet seine Pforten und das bereits zum 17. Mal. Bewusst etwas früher losgefahren, stelle ich schnell fest, dass der Zeltplatz gegen Mittag schon sehr gut gefüllt ist. Kein Wunder, denn dieses Jahr gibt es mal wieder ein Novum auf dem Festival. Erstmals spielen Bands schon am Donnerstag.
Zelt aufgebaut, obligatorisches „Einlaufbier“ und dann erstmal eine Runde drehen, um die Begrüßungsorgie zu starten. Und wirklich, viele, die sonst erst am Freitag aufschlugen, sind in diesem Jahr schon einen Tag früher anwesend.

Pünktlich um 18.00 Uhr betreten HAMARSHEIMT die Bühne, um das Festival zu eröffnen. Aber die Berliner scheinen noch etwas müde zu sein. Etwas unbeweglich bringen sie ihren Viking Death Metal rüber. Aber spätestens als HAMARSHEIMT „Pursuit Of Vikings“ von Amon Amarth covern, finden dennoch ein paar Leute den Weg direkt vor die Bühne.

Ganz anders BETALMAND. Die Brandenburger machen von Anfang an keine Gefangenen und haben hier auf dem Gelände eine nicht unerhebliche Zahl an Fans dabei. Schwerpunkt legen die Brandenburger auf ihr Demo von 2012, aber haben auch eine Menge neuer Tracks im Gepäck. So reisen sie als „Zombie“ vom „Wüstenplanet“ in die „Panzerwelt“, um dort als „Sturmsoldat“ im „Opferkessel“ „Vollgas“ zu geben. Ja, diese Band macht einfach Spaß. Guter Death Metal mit irgendwie abgehackten Growls, vermischt sich mit Humor. Und als Clou hat die Band noch ein Tablett Schnäpse für den Moshpit mit.

Arconarum Astrum aus Russland mussten kurzfristig absagen, da sie kein Visum erhielten. So wurden kurzerhand die Greifswalder von BURNING CROSS verpflichtet, die nun die Bühne betreten. Bereits 2007 gegründet, aber mir völlig unbekannt, zelebrieren sie ihren recht puristischen Black Metal. Shouter Axel bezieht das anwesende Publikum mit ein und spielt mit reichlich Blut herum, sodass die erste Reihe auch etwas davon hat.

Trve Black Metal von der Insel Kuba? Na, ob das dem Fidel Castro gefällt? Das ist aber NARBELETH egal und sie entern nun im Licht der Dämmerung die Bühne. Und unbekannt scheinen die Kubaner nicht zu sein, denn vor der Bühne wird es eng. Und sie machen ihre Sache wirklich gut, was ich nicht erwartet hätte, da Bandkopf Dakkar, Leute aus Spanien recht kurzfristig für Gigs rekrutiert hatte. Aber es passt alles und die Fans bedanken sich ehrfürchtig.

Nun eine Band, auf die ich mich besonders freue: DEMONICAL. Die Schweden zeigen von Beginn an, was eine Oldschool-Harke ist. Bühnenlicht und Nebel tut der Band zusätzlich gut und so wirkt die Band noch intensiver, als bei manch einem vergangenen Gig bei Tageslicht. Sverker ruft zum Mitbangen auf und die Fans gehorchen. DEMONICAL sind einfach eine Bank, egal ob auf Scheibe oder live. Klasse Abschluss des ersten Festivaltages.

Der Donnerstag wird noch durch einzelne kleine Parties auf dem Campground abgerundet. Hier ein Pils, da einen Schnaps, nette Gespräche und viel Lachen. Passt!

Freitag

Nach einem ausgiebigen Frühstück beim Bäcker in der Innenstadt geht es zurück auf das Gelände. Die ersten Musiker sind bereits eingetroffen und bereiten sich vor. Ein Pläuschchen hier und da, das erste Bier und es geht langsam los. Da die Jungs von C R O W N ein paar Kilometer vor Barth im Stau stehen, verschieben sich die Spielzeiten um jeweils fünfzehn Minuten. Klappt gut und durch die Disziplin der einzelnen Bands ist die Verzögerung auch schon bald aufgehoben. .

KOMMANDO stehen in den Startlöchern und es erklingt ein saugeiles Intro, welches nicht wenige schmunzeln lässt. Doch die Ruhe währt nicht lange. KOMMANDO machen ihren Namen alle Ehre. Laut, aggressiv und äußerst spielfreudig präsentieren sich die Kieler dem Barther Publikum. Die Fuck-Off-Attitüde in Verbindung mit einer Mischung aus Punk, Grind, Death und Black ist einfach nur zu geil. Viele kennen KOMMANDO im Vorfeld nicht, aber die Sprotten erspielen sich ihre Fans. Von Song zu Song wird es vor der Bühne voller. Geiler Tagesauftakt.

Das volle musikalische Gegenteil bieten nun die Franzosen von C R O W N. Mit Drumcomputer und schwerem Doom Metal überzeugt das Trio nicht wenige. Stageacting ist hier fehl am Platze. Einzig und allein der langhaarige Schweizer Frederyk, schüttelt hin und wieder seine Mähne. Aber das alles passt zu der Musik. Die Franzosen verkaufen auf jeden Fall eine Menge an Tonträgern nach dem Konzert an ihrem Stand.

Für drei Leute von Kommando heißt es nun erneut ‚Bühne frei‘. Dieses Mal allerdings mit ihrer Hauptband DYSANGELIUM. Und auch die hat es in sich. Hauptaugenmerk legen die Kieler auf ihr aktuelles Album „Thánatos Áskēsis“. Shouter Sektarist Null growlt und keift, was das Zeug hält und mit seiner kranken Mimik erinnert er mich nicht selten an den ein oder anderen Betlehem-Sänger. DYSANGELIUM sollte man sich auf jeden Fall merken.

THORMESIS beehren das BMOA bereits zum zweiten Mal und enttäuschen nicht. Ihr Pagan/Black Metal strotzt nur so vor Melodien, die aber die Wucht der Musik nicht mindern. Die ersten drei Songs sehe ich und mir gefällt der charismatische Auftritt der Bayern richtig gut. Dann gibt es allerdings einen Zwischenfall im privaten Sektor meinerseits und ich verpasse den Rest des Auftritts. Manchmal muss man halt Prioritäten setzen.

WALDSCHRAT und HORDAK kann ich dadurch auch nicht sehen, aber vom Hören/Sagen her, sollen die Auftritte, besonders von WALDSCHRAT, geil gewesen sein.

Pünktlich zu OBSCURITY kann ich dann wieder dabei sein und werde Zeuge einer energiegeladenen Show. Können die Westfalen überhaupt enttäuschen? Ich habe es bisher noch nicht erlebt. Sänger Agalaz ist ein wahrer Frontmann, der es immer wieder schafft, die Fans mit einzubeziehen und zu beeindrucken. Das immer wieder laut geforderte „Bergischer Hammer“ gibt es dann zum Schluss mit Agalaz‘ Worten: „Ach, sagt ihn euch doch selbst an!“. Tolle Stimmung, geiler Auftritt.

Düsterer und garstiger geht es nun aber weiter mit ANGANTYR. Und es ist definitiv der beste Auftritt, den ich jemals von den Dänen gesehen habe. Ynleborgaz, etwas fülliger geworden, keift dominant ins Mikro und wird von einem Vrede unterstützt, der bösartig gestikuliert, dass es eine wahre Freude ist, der Band zuzuschauen. Geiler Auftritt, der mir viel zu kurz vorkommt.

Zur folgenden Band füllt es sich noch mehr vor der Bühne. Alle sind gespannt auf AGALLOCH. Für viele wohl DAS Highlight auf diesem Festival, wird die Bühne von Nebel umschlungen. Die Amis legen los und ich begebe mich hoch zum Bierwagen, um den Auftritt von oben ungestört genießen zu können. Und ja, es ist ein wahrer Genuss, den Amis zuzuhören und zuzuschauen. Kaum eine andere Band versteht es, eine solch depressive Stimmung wunderschön rüberzubringen. Top!

ENDSTILLE polarisieren ja immer etwas. Ich persönlich mag sie, seitdem Zingultus bei den Norddeutschen am Mikro steht und darum freue ich mich, diese Band wieder live zu sehen. Und zu Recht. Endstille liefern wieder einen geilen Auftritt ab. Zingultus springt direkt vor dem Moshpit hin und her, Wachtfels steht einfach nur cool rum, Cruor und B.Killed sind agil wie immer und Mayhemic Destructor gibt hinter der Schießbude sichtlich alles. Als Zugabe gibt es dann noch das lautstark gewünschte „Frühlingserwachen“ und alle sind zufrieden. Der Sound ist übrigens der beste in Barth seit 17 Jahren. Kaum Schwachstellen. Warum er allerdings bei Endstille relativ drucklos und leise ist, bleibt mir ein Rätsel.

Den Abschluss bilden RIMRUNA aus Berlin, die ihr Album „Frostbann“ im Gepäck haben. Auch wenn diese Band nur ein Duo ist; es ist erstaunlich, was für eine geniale Atmosphäre Wintergrimm und Hiverfroid erzeugen. Trotz der fortgeschrittenen Stunde bleibt es vor der Bühne bis zum letzten Ton voll und das hat sich die Band wirklich verdient.

Samstag

Nach dem obligatorischen Frühstück in der Innenstadt, geht es nun wieder auf das Gelände. Einige Besucher sehen schon oder noch reichlich mitgenommen aus, aber das schreckt KRATEIN nicht ab, einen beeindruckenden Auftritt zu hinterlegen. Trotz der glühenden Mittagssonne und drückender Hitze sind die Süddeutschen agil und haben ihr Set extra für das BMOA zusammengestellt. Depressiv, melancholisch und melodisch ist dieser Auftritt von KRATEIN, der beim Publikum gut ankommt.

Das volle Kontrastprogramm zu Kratein liefern nun CRAVING aus Oldenburg ab. Sänger Ivan gibt nicht eher Ruhe, bevor nicht jeder mitklatscht, mitbangt oder die Fäuste reckt. Er schafft es wirklich, auch die Leute auf den Rängen zu animieren. Mit dieser Rückendeckung haben die Jungs lockeres Spiel, ihren Melodic Black/Death Metal an den Fan zu bringen. Besonders an CRAVING ist auch, dass die Saitenfraktion ausschließlich aus Linkshändern besteht, was schon recht imposant auf der Bühne rüberkommt. Ivan sagt dann noch den Song „Wolfsherz“ an, der „von einem notgeilen Wolf“ handelt, wo wohl nicht nur mir ein peinliches Grinsen im Gesicht steht. Aber ansonsten ein sehr solider Auftritt.

Nach einem Tag Pause ist nun wieder Zeit für Oldschool Death Metal. Diesmal in Form von SABIENDAS, die viele Leute vor die Bühne locken können. Die Band um Bandkopf Alexandra Rutkowski zeigt dem Barther Publikum auch von Beginn an, was eine Death Metal-Harke ist. Shouter Jan ist immer präsent und sucht stets die Nähe zu den Fans, was die Band noch zusätzlich sympathisch macht. Ein geiler Gig mit agiler Bühnenshow. SABIENDAS feiern nach ihrem Gig noch ordentlich vor dem Backstage-Eingang, wo sie noch Fotos mit Fans machen. Top!

Bei AHNENGRAB bleibt es vor der Bühne gut gefüllt. Zu Recht, denn die Brandenburger haben sich in der Pagan Metal-Szene schon einen Namen erspielt. Und, dass sie es drauf haben, beweisen sie heute mal wieder. Einen Querschnitt aus ihren beiden Alben, mit gestreckten Fäusten animierend und einem wütenden Christoph am Mikro, hat das Quintett aus Frankfurt/Oder mitgebracht. Auch, dass Gitarristen Tibor die Saiten gerissen sind, überspielen sie sehr kurzweilig.

Oldschool Death Metal Pt. II. ATOMWINTER spielen zum Tanze. Und sie klingen heute noch räudiger und dunkler, als die Vorgänger Sabiendas. Dazu kommt die Mimik und Gestik von Frontmann Oliver, die eine wahre Freude ist. Der Todesmetal, der meist schleppend oder im Midtempo-Bereich angesiedelt ist, kommt sogar bei den eingefleischten Black Metalern gut an. Klasse Show!

Aufgrund eines Interviews verpasse ich nun leider den Auftritt der Österreicher BIFRÖST.

Pünktlich zu den Recken von GERNOTSHAGEN bin ich aber wieder vor Ort und kann wieder bestaunen, was die Thüringer auf der Bühne abliefern. Sänger Askan mit Axt im gedämmten Licht ist schon eine imposante Erscheinung. Und wenn er singt, dann bekommen selbst Musikerkollegen den Mund nicht zu. Er beherrscht einfach alles. Ob Klargesang, ob Growls, ob Screams … der Askan macht das mit Perfektion. Und doch stellt er die Band nicht in den Schatten. Diese ist spielfreudig, agil und immer freundlich zu den Fans. Sei es auf, hinter oder abseits der Bühne. Am Ende huldigen Band und Publikum den „Schlachtenbruder“ und alle sind begeistert. Kurzum; ein wirklich überzeugender Auftritt von GERNOTSHAGEN, bei dem Franziska (Ex-Eisregen, Ex-Riger) an den Keyboards aushilft.

Es ist mittlerweile dunkel. Zeit für eine SELBSTENTLEIBUNG. Der Name ist nicht optisches Programm, denn die Jungs müssen sich nicht öffentlich zerstümmeln, wie so einige skandinavische Kollegen. Die Österreicher können mit ihrer Musik und Charisma überzeugen. Im Bühnenlicht, das besonders dunkel gehalten wird, wirkt Sänger Tötung verzweifelt, wütend … passend zum Genre. Hauptsächlich werden Songs vom letzten Album „Null/Negativ“ gespielt; ohne aber die anderen Alben zu vernachlässigen. Beeindruckend.

Vor der Bühne füllt es sich noch mehr. Kein Wunder, denn nun sind HORNA an der Reihe und betreten die Bühne. Nebelschwaden, Feuersäulen und fünf finnischen Hünen gehört nun die nächste Dreiviertelstunde. Und sie enttäuschen nicht. Sänger Spellgoth bleibt heute mal angezogen und steht da, mit seiner Kutte samt Pentagramm und umgedrehten Kreuzen. Sein okkultes Auftreten und das bösartige Stageacting von Shatraug und Co., lassen die Band wirklich derbe erscheinen und das ist auch gut so. Die Songauswahl ist top, auch wenn mir ein Kracher, wie z.B. „Black Metal Sodomy“ fehlt. HORNA überziehen ihre Spielzeit etwas, was aber geduldet wird.

GEHENNA sind für mich mit die nettesten und sympathischsten Musiker der norwegischen Metal-Szene. Schon am Freitag liefen sie lächelnd und freundlich über das Gelände und tranken mit dem ein oder anderen ein Bierchen. Sänger Sanrabb läuft noch kurz vor ihrem Gig mit deutlicher Schlagseite zwischen den Fans rum, umso erstaunlicher, wie gerade er plötzlich auf der Bühne mit seiner Gitarre steht und einen perfekten Gig spielt. GEHENNA sind düster, GEHENNA sind bühnenerfahren und das merkt man ihnen zu jedem Zeitpunkt an. Wieder zurück zu reinem Black Metal, mit Henker von Eminenz an den Keys, spielen die Norweger eine beeindruckende Show, die leider vier Minuten früher endet, als von den Jungs geplant. Die Zeit, die Horna zuviel hatten, wird bei GEHENNA gekürzt. Sanrabb und Byting sind sichtlich angepisst. Byting knallt seinen Bass auf den Boden und sie verlassen die Bühne. Einzig und allein Drummer Slatarinn und Gitarrist Skindød bleiben gelassen. Frontmann und Basser beruhigen sich hinter der Bühne aber ganz schnell und schenken Veranstalter Heiko noch eine Flasche mit einem heimischen Getränk. Sie sind halt wirklich nett.

Ein Geheimtipp ist NIVLHEL nicht mehr wirklich; sind die Mitglieder doch auch bei Istapp aktiv. Und heute Nacht spielen sie ihr Album „Nivlhel“ live. Der Sänger sieht zwar mit seiner Kapuze etwas deplatziert aus, aber das schmälert nicht sein kraftvolles Gekeife. Und wenn der Basser mit seinem Clean-Gesang einsetzt, sieht man selige Gesichter bei den Fans. Mit „Vrede I“ schaffen es die Schweden sogar, mir einen tagelang anhaltenden Ohrwurm mitzugeben. Geile Band, die man sich merken muss.

Das 17. Barther Metal Open Air hat sich mal wieder gesteigert. Dank der Technik von Shop2Rock, wo unter anderem Flo von Strydegor die Regler bediente, stimmte diesmal der Sound von Anfang an, das Bühnenlicht war ideal und mit Nebel und Pyros gab es noch das I-Tüpfelchen. Einziger Minuspunkt war der Stagemanager am Freitag, der ständig auf der Bühne rumlief und somit das Bühnenbild mancher Band versaute. Am Samstag hielt er sich allerdings zurück. Essen war top, Getränkeauswahl top und mit moderaten Preisen und auch die Dixis wurden immer zeitnah abgepumpt. Und auch dieses Mal gab es wieder einen Toilettenwagen, der ständig gereinigt wird. Heiko und seine Crew haben mal wieder einen Top-Job gemacht und so kann man sich schon auf das nächste Jahr freuen, in das Boddenstädtchen Barth zu fahren, um eine feine Metal-Party mit Live-Musik zu feiern.
Ein besonderer Dank gilt dieses Jahr für Sam, Biggi, Fiete, Arne, Maik und Heiko, die am Freitag bei dem Zwischenfall tolle Arbeit leisteten, aber natürlich auch an den anderen Tagen. Auch Kati, Christian, die Felixe, Karina, Stefan, Eric, Danilo, Daniel, Felix, Ariane, Timmy, Tom und und und sollen als Crew nicht unerwähnt bleiben. Ohne Euch wäre dieses Wochenende nicht möglich! Daumen hoch!
Vielen Dank auch an Oliver Göhlke, der der Blutkammer Bilder zur Verfügung stellte.

Bildergalerie

-