Distorted - Voices From Within

Distorted - Voices From Within
Gothic Metal
erschienen am 23.05.2008 bei Candlelight Records
dauert 52:54 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. One Last Breath
2. What Remains
3. Voices from Within
4. Fading
5. Soft Whisper
6. Reveal My Path
7. Escaping the Mind-Grid
8. Obscure
9. Tehom
10. Consistent Duality
11. Letting Go

Die Bloodchamber meint:

Auch wenn es uns als Europäer sicherlich logisch erscheint, jeder Band aus dem nahen Osten einfacherweise den Stempel „orientalisch“ aufzukleben, ist dies nicht immer zwingend zutreffend. Im Falle der aus Israel stammenden DISTORTED muss man das, was bei uns allgemein unter „orientalischen“ Elementen (z.B. Sitar, Flöte oder der typische Gesang) verstanden wird, beispielsweise komplett unter den Teppich kehren. Metal ist an der Tagesordnung, und den hat die bereits seit rund 12 Jahren aktive Band auf ihrem zweiten Album sehr geschickt arrangiert.

Es wäre falsch, die Band aufgrund ihrer weiblichen Front generell in die Gothic-Ecke zu schieben, denn auch wenn gelegentlich das „Beauty and the Beast“-Schema zum Tragen kommt, alte Schmalz-Kamellen sucht man hier ebenso wie sinfonische Bombast-Scheuklappen oder vordergründige Melodiehascherei. Komplexe Songstrukturen und partielle Unvorhersehbarkeit erwirken einen stark progressiven Touch, der unweigerlich Referenzen an Bands wie zum Beispiel THE PROVENANCE hervorruft. Knackige Gitarren, die gern auch einmal in Richtung Melodic Death abdriften, haben somit neben ruhigen Akustikparts ihren festen Platz. Keyboards wird man aber verzweifelt suchen.

Und somit passt auch kaum ein Stück ins übliche Strophe-Refrain-Schema, bleibt dafür aber von Anfang bis Ende ungemein spannend. Im Gegenzug bleiben aber auch die richtig markanten Stellen ein wenig Mangelware. Von starke Refrains wie beispielsweise in „Letting Go“ oder in „Fading“ kann man auch später noch zehren, die richtig eingängigen Parts sind aber meist schon vorbei, nach dem man entschieden hat, dass einem dies gerade gefallen hat. Nichstdestotrotz sind mir solche Alben mit Langzeitwirkung zehnmal lieber als die hundertste Scheibe nach Schema F.

Es lohnt sich also das Anhören von „Voices From Within“ auch zum wiederholten Male. Zum großen Teil dürfte das auch an der sehr angenehmen Stimme von Sängerin Miri liegen, die jenseits von opernhaft oder jammervoll die Songs zum Leben erweckt und jede Menge Ausdruck mit einbringt. Aber auch kleine Spielereien wie rückwärts abgespielte Riffs in „Consistent Duality“, diverse Gastbeiträge oder allgemein das gelungene gitarreske Hinundherpendeln zwischen Härte und Melodik sorgen für einen hohen Wiederspielbarkeitsfaktor. Wer also gern kitschfreien, anspruchsvolleren Metal mit vornehmlich weiblichem Gesang etwas abgewinnen kann, der sollte DISTORTED nicht außen vor lassen.
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