Anaal Nathrakh - Passion

Anaal Nathrakh - Passion
Death Black Metal / Grindcore
erschienen am 20.05.2011 bei Candlelight Records
dauert 36:05 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Volenti non fit Iniuria
2. Drug-Fucking Abomination
3. Post Traumatic Stress Euphoria
4. Le Diabolique Est L'ami Du Simple
5. Locus of Damnation
6. Tod huetet Uebel
7. Paragon Pariah
8. Who thinks of the Executioner?
9. Ashes Screaming Silence
10. Portrait of the Artist

Die Bloodchamber meint:

Es ist immer wieder schön zu sehen, wie es feste Institutionen des Unkonventionellen im Musikgewerbe immer wieder aufs Neue fertig bringen, ihr Level zu halten und sich trotz hohen Bekanntheitsgrades in ihrer Szene ständig weiterzuentwickeln. Zu solchen Bands kann man nicht nur NEGURA BUNGET oder DORNENREICH zählen, sondern auch die seit 1998 agierenden ANAAL NATHRAKH. Seit jeher stehen die Briten für Qualität, kompromisslose Härte und Gänsehaut verschaffende Klargesangs-Einlagen der Extraklasse.
Mit ihrem mittlerweile sechsten Studioalbum wird nun jedoch ein wenig am Stil des Zweimann-Projektes herumgefeilt.

Was das nun heißt, ist dass der Fokus gefühlt ein wenig von den epochalen Gesangseinlagen hinweggelenkt wurde. In „Volenti non fit Iniuria“ und in “Ashes Screaming Silence”, auch teils in „Le Diabolique Est L'ami Du Simple“ setzt man zwar noch auf die wohltrainierten Stimmbänder Dave Hunts, ansonsten nimmt der Singsang eher eine Nebenrolle auf „Passion“ ein. Das typisch verzerrte Noise-Gekreische bleibt der nicht nur durch den Dampframmen-Sound alles zerstörenden Musik der Truppe jedoch natürlich erhalten. Vielmehr wandert der Schwerpunkt mit dieser Scheibe in Richtung Gitarrenarbeit, genauer gesagt auf höhere rifftechnische Abwechslung, als sie vorher der Fall war. So prügelt man sich mit gefühlten 240 BPM und roher Grindcore-Saitengewalt durch die einen, mit filigran-pfriemeligen Schwarzmetall-Licks durch die anderen und mit unheimlich düsteren Melodien durch die nächsten Songs, nur um letztendlich in doomigen Geschwindigkeiten mit schweren, beinharten Riffs die Batterien wieder aufzuladen. Der Abwechslung ist also schon mal absolut zur Genüge getan.
Doch gibt es sogar bei solch abartiger und hassender Musik noch Stücke, die herausstechen. Wenn man in „Volenti non fit Iniuria“ oder „Post Traumatic Stress Euphoria“ nicht gerade einen Vorschlaghammer auf das Fressbrett bekommt, vernimmt man in „Tod huetet Uebel“ auch mal die kranke Stimme des Ex-Sängers von BETHLEHEM, Rainer Landfermann. Wie die klingt, sollte allgemein bekannt sein. So verwandelt sich der überwiegend im Deutschen verfasste Titel im Refrain kurzzeitig in ein von Kreischen zersägten DSBM-Teil, während ansonsten die gesamte Bandbreite von brutalem Grindcore-Riffing und schwedischem Black Metal an der Gitarre abgearbeitet wird.
Sehr intelligent platziert ist auch das vor dem überwiegend aus FX-Effekten bestehenden Outro platzierte „Ashes Screaming Silence“. Als würdiger Abschluss dieses Werkes besteht die erste Hälfte aus langsamem, schädelspaltenden Todesmetall-Gestampfe, um sich in der zweiten Hälfte zu einer Hochgeschwindigkeits-Granate mit dem üblichen, majestätischen Klargesang zu vermischen. Das darauf folgende Outro kann man getrost ignorieren.

Was der Trupp aus England der Hörerschaft hier serviert, reiht sich als logische, wenn auch eher marginale Weiterentwicklung gut in die bisherige Diskografie ein. Lässt man die eine oder andere Änderung jedoch außer acht, bleibt grundlegend auf jeden Fall gleich, dass diejenigen, die vorher nichts mit ANAAL NATHRAKH anfangen konnten es auch weiterhin nicht werden, während die, die sie bisher wunderbar fanden, auch diese Veröffentlichung schnell im Plattenschrank stehen haben werden. Wie immer werden hier Grenzen des Konventionellen gesprengt und sich bei allerhand Genres bedient, diesmal sogar mit Gastauftritt vom BETHLEHEM-Sänger.
Kurzum: Ich bin zufrieden.
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