Insomnium - One For Sorrow (Boxset)

Insomnium - One For Sorrow (Boxset)
Melodic Death Metal
erschienen am 14.10.2011 bei Century Media
dauert 53:04 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Inertia
2. Through The Shadows
3. Song Of The Blackest Bird
4. Only One Who Waits
5. Unsung
6. Every Hour Wounds
7. Decoherence
8. Lay The Ghost To Rest
9. Regain The Fire
10. One For Sorrow

Die Bloodchamber meint:

Die Rezension hätte auch deutlich direkter ausfallen können: Fünftes Album für INSOMNIUM. So gut wie keine Experimente, von der bekannten Linie wird keinen Deut abgewichen. Die Kompositionen befinden sich auf einem ähnlich hochwertigen Niveau wie auf den Vorgängern. "One For Sorrow" enthält zehn melancholische, epische und schwelgerische Melodic Death Songs. Kaufbefehl für alle Fans, Anspielpflicht für jeden Freund hochwertiger Musik. Und aus.

Tja, aber leider machen es uns die Finnen nicht ganz so leicht. Denn trotz des starken instrumentalen Intros mit seiner sich langsam steigernden Intensität und der schön bassigen Akustikgitarre, welche die Nackenhaare schon zu Beginn aufhorchen lässt, stellt sich schon bald eine Art Ernüchterung ein. Sicherlich eine auf recht hohem Niveau, aber bei den hervorragenden Vorgängern dürfte das auch nicht verwerflich sein. Denn was uns INSOMNIUM hier abliefern, hat zwar alles Hand und Fuß und ist recht geschickt komponiert und arrangiert. Nüchtern betrachtet ist "One For Sorrow" mit seiner Null-Experiment-Strategie aber auch nur ein Aufguss seiner Vorgängertitel.

Selbst dies wäre für den Fan noch akzeptabel, da bei der Band das Gesamtwerk stets wichtiger als einzelne Highlights ist. Das schwelgerische Verlieren und Eintauchen in eine Dreiviertelstunde finnische Gitarrengeschichten gehört quasi zum INSOMNIUM-Ritual dazu wie der Latte zum Macchiato. Hier aber kommt das aktuelle Album mit einem einfach nicht mehr zeitgemäßen Sound daher. Schlecht oder matschig wäre sicher deutlich übertrieben, aber gerade wenn Schlagzeug, Bass, Rhythmus- und Melodiegitarre sowie Gesang gleichzeitig agieren, wurden im Studio scheinbar spontan alle Synonyme von "differenziert" aus dem Fenster geworfen. Die Growls und auch die Background Vocals sind nur schwer zu lokalisieren und verlieren dadurch stark an Intensität. Echten Druck verspürt man nur äußerst selten. Und auch das Suchen nach Details ist eine Aufgabe, der man nur ungern nachgeht - was sich dann wiederum negativ auf den Wunsch nach erneuter Auseinandersetzung mit dem Material auswirkt.

Ja, das dürfte klar sein, ich bin irgendwie enttäuscht von meinen Finnen. Der Mangel an Abwechslung fällt dabei aber deutlich weniger ins Gewicht als der verwaschene Sound. Denn nachwievor beeindruckt die Band mit einem geschickten Händchen für gute Momente. Sei es die großartige Dynamik und das geschickte Aufgreifen des Intros im abschließenden Titelsong oder der Fähigkeit, aus dem faden Standard-Schweden-Melo-Death Riff in "Every Hour Wounds" am Ende noch was richtig Großes zu machen. Richtig böse bin ich nicht, nur ein kleines bisschen wehleidig.
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