In Solitude - Sister

In Solitude - Sister
Hard Rock
erschienen am 27.09.2013 bei Metal Blade Records
dauert 46:05 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. He Comes
2. Death Knows Where
3. A Buried Sun
4. Pallid Hands
5. Lavender
6. Sister
7. Horses In The Ground
8. Inmost Nigredo

Die Bloodchamber meint:

Eine klarere Sicht auf die Dinge und ein besonderes, tiefer denn je in die Eingeweide reichendes Gefühl verbinden IN SOLITUDE laut Sänger Pelle Åhman mit ihrem dritten Album „Sister“ und dem dazugehörigen Entstehungsprozess. Interessanterweise lesen sich trotz dieser gewohnt eigenwillig formulierten Botschaft die mir bisher unter die Augen gekommenen Interviews mit Pelle zum Neuling in der Diskographie wesentlich irdischer als üblich, während die Musik sich in vergleichbarem Ausmaß auf Wege jenseits des mit einem normalen Verstand Fassbaren begibt.

Aber weg von kryptischen Formulierungen und hin zur Musik, denn die Unterschiede zwischen „The World. The Flesh. The Devil.“ und „Sister“ sind so groß, dass der Begriff Weiterentwicklung zu kurz greift und man besser von einem Wandel spricht. Die Old School Metal Härte ist fast vollständig einer älter wirkenden Rock Geschmeidigkeit gewichen, deren Dunkelheit weniger überwältigend obskur als bewusst wohltemperiert erscheint. Die nachhallenden Riffs werden freier geschleudert, die Soli klingen klassischer und das Schlagzeug ist häufig eher ein behutsam schiebendes Begleitzeug, was einen ganz eigenen Reiz entwickeln kann („A Buried Sun“). Obwohl Pelle seine Intensität sehr gut den unterschiedlichen Liedcharakteren anpasst - „He Comes“ oder „A Buried Sun“ stehen in deutlichem Kontrast zu „Lavender“ -, vergrößert das die Bedeutung seines Gesangs, nicht immer zum Guten. Kaum ausschlaggebend für diesen Eindruck ist das Mätzchen mit der Unterwasserstimme in „Pallid Hands“, sehr wohl eine Rolle spielt aber das von dem massivem Nachhall, der dem Gitarrenklang in nichts nachsteht, verstärkte Gefühl, er ließe sich weit weit weg in ätherische Gefilde abtreiben. Dabei mag es ungerecht sein, es an ihm festzumachen, dass das Album einigermaßen diffus rüberkommt, weil er als Sänger letztlich nur ein Teil von Fünfen ist, aber durch seine Präsenz in und neben der Musik bietet er auch die größte Reibungsfläche.

„Death Knows Where“ und „Sister“ sowie, mit kleinen Einschränkungen, „Pallid Hands“ und „Lavender“ sind die vier Anker des Albums im für die meisten noch nachvollziehbaren Hier und Jetzt. Die andere Hälfte der Lieder dagegen bleibt (für mich) auch im achten Anlauf zu abgehoben oder, anders gesagt, so vom Bauchgefühl der Band geprägt, dass es anderen Bäuchen schwer fällt, ihnen zu folgen oder sie nachzuvollziehen. Mein Bauch jedenfalls war lange Zeit nicht vergleichbar ratlos und empfiehlt daher auch eingefleischten IN SOLITUDianern ein Probehören vor dem Kauf, denn die Meinungen zu „Sister“ werden selbst in diesem Lager weit auseinandergehen.
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