Undertow - In Deepest Silence

Undertow - In Deepest Silence
Modern Metal
erschienen am 06.12.2013 bei Supreme Chaos Records
dauert 47:10 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Barefaced (Intro)
2. Canvas Ghosts
3. Boxshapedheart
4. These Boots Are Made For Stalking
5. In Deepest Silence
6. Inside One
7. Slatesoul
8. Everember
9. The Strain
10. Now And Forever

Die Bloodchamber meint:

Wann immer ich ein Lied von UNDERTOW höre, was vergleichsweise häufig vorkommt, verspüre ich einen gewissen Drang, mich bei nächster Gelegenheit bei den Schwaben zu entschuldigen, weil sie in Gesprächen über Musik und Bands völlig ungerechtfertigt ein relatives Schattendasein führen. Die vergessene Lieblingsband, sozusagen. Mit Sicherheit kann ich nicht sagen, woran das liegt, eine mögliche Erklärung ist aber, dass das UNDERTOW-Rezept aus Groove, Gefühl und dem unglaublich unter die Haut gehenden Gesang von Joschi eine Saite anschlägt, die zu tief sitzt, um mit ihrem Klang hausieren gehen zu wollen. Perfekte Voraussetzungen für ein Review also…

Auch auf “In Deepest Silence“ ist der Band die Gratwanderung zwischen den (vermeintlichen) Paradoxa kraftvolle Zerbrechlichkeit und Muskelspiel mit Köpfchen ausnehmend gut gelungen. Die geschickte Positionierung der Lieder – das leicht zugängliche, gut fließende „Canvas Ghosts“ zuerst, die (größtenteils) akustische Ballade „Inside One“ nach dem schleppenden Titeltrack, vor dem der „These Boots Are Made For Stalking“ Brecher mit Mr. PRO-PAIN Gary Meskil steht, … - sorgt dafür, dass das Album vom Fleck weg sehr zu gefallen weiß und durch die nicht zu drastischen Übergänge zwischen Liedern mit unterschiedlicher Dynamik pausenlos interessant und faszinierend bleibt. Wie wenigen anderen Bands gelingt es UNDERTOW zudem, sich eindeutig innerhalb ihres eigenen Soundkosmos zu bewegen und dennoch kleine Überraschungen wie die fast schon frech aufblitzende Gitarre in „Slatesoul“ so zu integrieren, dass man den Eindruck gewinnen kann, ähnliche Ausbrüche gehörten schon seit Jahr und Tag zum Repertoire, obwohl es sich teilweise sogar um Bandpremieren handelt, wie das Trommelfeuer im von THE VERY END-Frontmonster Björn begleiteten „Everember“.

Im Gegensatz zum Vorgänger, bei dem ich die musikalische Unterscheidbarkeit der Lieder leicht kritisiert habe, verschaffen diese Ideen der Instrumentalfraktion eine willkommene Bedeutungsaufwertung gegenüber Joschis unvergleichlicher Stimme – selbst mit viel Nachdenken fällt mir nur ein Sänger mit einem ähnlich wirkenden Organ ein, Thorsten von den in letzter Zeit viel zu stillen BURDEN. Dieser Umstand hilft „In Deepest Silence“ dabei, im Duell mit „Don’t Pray To The Ashes“ die Nasenspitze vorn zu haben, außerdem wirkt der Abschluss mit dem Geheimtipp der Platte, „Now And Forever“, runder und gelungener. Gesondert herausheben sollte man von dem herausragenden Album aber eigentlich kein Lied, weil (fast) jedes auf seine Weise ein intensives, besonderes Etwas hat und daher einzig die persönlichen Präferenzen die Favoriten bestimmen. Keine Meinungsunterschied darf es dagegen zu dem Fakt geben, dass es ein großes Glück ist, dass es UNDERTOW gibt. Und in Zukunft werde ich auch öfter davon erzählen, versprochen!
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