Audrey Horne - Pure Heavy

Audrey Horne - Pure Heavy
Hard Rock
erschienen am 26.09.2014 bei Napalm Records
dauert 42:18 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Wolf In My Heart
2. Holy Roller
3. Out Of The City
4. Volcano Girl
5. Tales From The Crypt
6. Diamond
7. Into The Wild
8. Gravity
9. High And Dry
10. Waiting For The Night
11. Boy Wonder

Die Bloodchamber meint:

Trotz des starken Albums „Youngblood“, das rückschauend betrachtet vielleicht sogar noch einen halben Punkt mehr von mir verdient gehabt hätte, ist mein Bedauern über die Abkehr AUDREY HORNEs vom melancholischeren Sound ihrer ersten Alben hin zum Retro Rock nie ganz verflogen. Und dank des nur gute anderthalb Jahre nach „Youngblood“ erschienenen neuen Albums „Pure Heavy“ wird dieses Gefühl des Bedauerns auf unerfreuliche Weise wieder bestärkt.

Denn während das Vorgängeralbum mit einer ganzen Batterie unwiderstehlicher Hits zu überzeugen wusste, rockt „Pure Heavy“ größtenteils nur noch ganz gefällig vor sich hin. Dabei hat sich an der Songwriting-Formel AUDREY HORNEs wenig geändert, auch wenn die Norweger dieses Mal gefühlt eher den 80ern denn den 70ern huldigen. Was natürlich kein Problem wäre, wenn die Songs noch immer genau so schmissig wären. Aus irgendeinem Grund sind sie das aber nicht, sowohl die Refrains sind trotz der nicht von der Hand zu weisenden Eingängigkeit nicht so fesselnd und auch die Rhythmussektion lässt es am nötigen Biss vermissen. Ein wirklich schlechtes Lied findet man nur deshalb nicht auf „Pure Heavy“, weil die erneu gut funktionierenden THIN LIZZY-Gitarrenleads und -Soli so manchen Song vor der Belanglosigkeit retten. Das kann aber natürlich nicht der Anspruch einer Band wie AUDREY HORNE sein.

Mit „Holy Roller“ und dem „Volcano Girl“ stechen auf der ersten Albumhälfte immerhin zwei Songs leicht positiv hervor, auf wirklich mitreißende Momente muss man jedoch lange warten. In die Mitte des Albums hat das Quintett interessanterweise das Songfragment „Diamond“ platziert, das für kurze anderthalb melancholische Minuten Erinnerungen an leider vergangene „Le Fol“-Tage heraufbeschwört. Da hätte man gerne mehr draus machen können, es bleibt jedoch nur bei der guten Idee. Erst hinten raus können AUDREY HORNE tatsächlich punkten und verhindern mit dem guten „High And Dry“ und dem besten Song des Albums, „Waiting For The Night“, die totale Enttäuschung. Völlig verlernt haben sie das Schreiben von Hits also scheinbar doch nicht, mit dem Songwriting für das nächste Album sollte man sich aber womöglich etwas mehr Zeit lassen, damit die Hooks auch wieder serienmäßig sitzen.

Live hat die Band ja noch immer Arsch getreten, so dass zu hoffen ist, dass die neuen Songs auf der Bühne explosiver herüberkommen als auf Platte. Von einem Blindkauf von „Pure Heavy“ würde ich jedenfalls abraten, denn im direkten Vergleich mit „Youngblood“ stinkt dieses Werk doch einigermaßen ab. Da eine Rückkehr zu den Wurzeln für das Sechstwerk nicht zu erwarten ist, sollten AUDREY HORNE bis dahin wenigstens ihre Bissigkeit wiedergefunden haben.
-