Slipknot - .5: The Gray Chapter

Slipknot - .5: The Gray Chapter
Modern Metal
erschienen am 17.10.2014 bei Roadrunner Records
dauert 39:46 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. XIX
2. Sarcastrophe
3. AOV
4. The Devil In I
5. Killpop
6. Skeptic
7. Lech
8. Goodbye
9. Nomadic
10. The One That Kills The Least
11. Custer
12. Be Prepared For Hell
13. The Negative One
14. If Rain Is What You Want

Die Bloodchamber meint:

SLIPKNOT sind zurück mit neuen Masken und einem neuen Album. Natürlich ohne den 2010 verstorbenen Bassisten Paul Gray, dem auf „.5: The Gray Chapter“ ausgiebig gedacht und gehuldigt wird. Über weiter Strecken auch ohne den Biss, den frühere Alben mit sich brachten, dafür mit einigen kompositorischen Talfahrten, und ohne – und das wird am schmerzlichsten vermisst – Drummaschine Joey Jordison, der das Abrisskommando SLIPKNOT früher unermüdlich voran trieb.

Es mag vielleicht nach überzogenem Personenkult klingen, aber ohne Joey ist es einfach nicht dasselbe. Präzises Drumming und treibende Percussions sind einfach die Elemente, die den Sound der Maskierten aus Iowa ausmachten. Auf Album Nummer 5 hakt das Rhythmussystem an vielen Stellen und wirkt über weite Strecken beliebig. Abgesehen davon ist es auch noch merkwürdig matschig produziert, was den Songs gehörig den Drive nimmt. Im Vergleich mit einer beliebigen Uptempo-Nummer des „Iowa“-Albums zieht jeder Song des aktuellen Albums unter diesem Gesichtspunkt eindeutig den Schwarzen Peter.

Natürlich erkennt man den typischen SLIPKNOT-Sound sofort, auch wenn er nicht mehr so brutal ins Auge haut wie zu früheren Zeiten und überdeutlich die Spuren des Ablegers STONE SOUR trägt. Ironischerweise sind es genau diese Spuren, in denen Nummer 5 seine wahren Stärken zeigt. Doch fangen wir von vorn an: Wie so oft, ist das Intro (ein richtiger Song ist es eher nicht), hier „XIX“ genannt, eines SLIPKNOT-Albums zu vernachlässigen. „Sarcastrophe“ und „AOV“ sind die besten metallischen Uptempo-Songs des Albums. Besonders ersterer zeigt sich abwechslungsreich, während der zweite mit einer thrashigen Komponente und einem STONE SOUR-mäßigen Refrain auftrumpfen kann. Bei allen anderen ähnlich gelagerten Songs hat man immer das Gefühl, die Band würde sich selbst – meist mittelmäßig – kopieren. Besonders deutlich wird das an dem fast schon nervigen „Custer“ oder der schon vor Albumrelease präsentierten Austauschware „The Negative One“.

Die Vorab-Single „The Devil In I“ ist fast schon erschreckend simpel, besitzt aber ihren Reiz, vor allem wenn sie sich zum Schluss noch einmal härtetechnisch steigert. Das nahezu poppige „Killpop“ und das balladeske „Goodbye“ (das allerdings zu abrupt endet und dadurch ein bisschen amputiert wirkt) sind die spannendsten Songs von „.5. The Gray Chapter“. Beide profitieren in erster Linie von Corey Taylors fantastischem Gesang und einer angenehm dunklen Atmosphäre. Auch in den anderen Songs sind die melodischen Refrains die Höhepunkte und retten so manche Nummer trotz beliebiger Struktur und Deja-Vu-Riffs vor dem Mittelmaß.

„.5“ ist also bei weitem kein schlechtes Album, nur eines, das es mit der Energie guter alter Bandklassiker nicht aufnehmen kann. Die Band scheint ihre Stärke mittlerweile viel mehr in Schöpfung melodiöser Stücke gefunden zu haben und fusioniert so immer mehr mit ihrem Sidekick STONE SOUR. Auf der metallisch-aggressiven Seite agieren SLIPKNOT meist ideen-, lust- und zahnlos, was dem Abgang ihrer überragenden Rhythmusmaschinerie zu schulden ist, aber sicher auch einfach dem Herauswachsen aus diesem Klangbild.
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