Deftones - Around The Fur

Deftones - Around The Fur
Modern Metal
erschienen am 27.10.1997
dauert 1:14:03 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. My Own Summer (Shove It)
2. Lhabia
3. Mascara
4. Around The Fur
5. Rickets
6. Be Quiet And Drive (Far Away)
7. Lotion
8. Dai The Flu
9. Headup
10. MX/Damone

Die Bloodchamber meint:

Wer schon einmal einer Metal-/Alternative-Disco beigewohnt hat, kennt ihn bestimmt: den New-Metal-Übersong „My Own Summer (Shove It)“. Das markante Riff, die aufwühlende Laut-Leise-Dynamik, das vokalistische Wechsel von Aggression und Depression, mit der Chino Moreno die Sonne zu vertreiben versucht – der DEFTONES-Klassiker ist ein Musterbeispiel für das Genre, wenn nicht gar das Beste, was man darin finden kann. Mit einem einzigen Song stecken DEFTONES ganze KORN- und LIMP BIZKIT-Alben in die Tasche. In Sachen Intensität, Glaubwürdigkeit und songschreiberischer Finesse sind die Genre-Pioniere aus Sacramento ihren Kollegen und Nacheiferern bereits 1997 meilenweit voraus. Gleichzeitig deutet sich mit „Around The Fur“ phasenweise schon eine Abgrenzung von der Schublade an, die auf dem Nachfolger „White Pony“ endgültig vollzogen wird.

„Around The Fur“ ist noch ein ordentlicher Wutklumpen, der es sich aber an den richtigen Stellen erlaubt, seine verletzliche, melodische Seite zu zeigen. Fulminant eingeleitet vom erwähnten Überflieger „My Own Summer (Shove It)“, der einen schier atemlos zurück lässt, entfaltet sich hier eine Mischung aus groovender Härte, Hardcore-, Alternative- und Hip-Hop-Einflüssen und progressiver Experimentierfreudigkeit, mit der DEFTONES ihren einzigartigen (und bis heute charakteristischen Sound) perfektioniert haben. Chino Moreno singt, flüstert, wimmert, fleht, keift und schreit sich dazu durch sämtliche emotionalen Zustände. Untermalt von einfallsreichen Riffs ist seine Stimme das unverwechselbare Trademark der Band. Die Sahne auf der Torte ist die Produktion von Terry Date, die sowohl die Gitarren- und Rhythmusfraktion auftrumpfen lässt als auch jeden Hauch in Morenos Stimme einfängt.

Im Gegensatz zum übrigen New-Metal-Volk legen es DEFTONES nicht auf Mainstream-Tauglichkeit an. Dafür ist „Around The Fur“ über weite Strecken nicht schnell genug zu erschließen. Auch wenn man etwas Geduld benötigt, bis sich alle Perlen in ihrem vollen Glanz entfalten, zeigen einige Songs doch genug Hitpotential, um sogleich und unwiderruflich zu zünden. Neben dem Opener sind das vor allem intensive Titelsong und das melodische „Be Quiet And Drive (Far Away)“, die beide ebenfalls zu unsterblichen Klassikern der-Band-Diskografie geworden sind. „Be Quiet And Drive (Far Away)“ ist ein wahrer Diamant von einem Song – stetig dahin fließend und gleichzeitig von melancholischer Stimmung zu vertonter Verzweiflung wachsend. Auch das von Max Cavalera unterstütze straighte „Headup“ hat Tanzflächenfüller-Potential. Fliege in der Suppe ist nur der Hidden Track, der fast eine halbe Stunde nach dem letzten Song platziert wurde.

„Around The Fur“ ist nicht einfach nur ein Klassiker des vielfältig beeinflussten modernen Metals, sondern das beste New-Metal-Album überhaupt, perfekt und intensiv in der Umsetzung der typischen Genre-Charakteristika, erfrischend ungewöhnlich mit seinem Blick über den Tellerrand und immer noch zeitgemäß klingend. Damit ist es auch das wichtigste DEFTONES-Album, mit dem die Band ihren unverwechselbaren Stil ausformte, so emotional wie nie wieder danach agierte und unsterbliche Hits schuf, die Fans und Bands bis heute beeindrucken und beeinflussen.
-