Silentium Noctis - Propheten Des Untergangs

Silentium Noctis - Propheten Des Untergangs
Dark Metal
erschienen in 2006 als Eigenproduktion
dauert 34:12 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Intro
2. Neuerwachen
3. Mein Käfig
4. Mehr davon
5. Propheten des Untergangs
6. Melancholie
7. Das Licht
8. Auge um Auge - Zahn um Zahn
9. Allein '06

Die Bloodchamber meint:

SILENTIUM NOCTIS aus Südtirol legen mit “Propheten des Untergangs” eine Eigenproduktion vor, die das Fenster in die 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts weit aufstößt. Das fängt beim unterkühlt-verspielten Design des Booklets an, spricht aus dem in wohlbekannter Ruritania gesetzten Logo ebenso, wie aus dem Bandfoto und der mit Engelsschwingen versehenen Eva: Was immer nun kommt, es wird mit mindestens einem Fuß im Gothic Metal stehen.

Umso seltsamer ist da zunächst das Intro, welches durch mittelalterliche Instrumentierung etwas an alte Camelot-Filme erinnert und ab dem zweiten Durchlauf gnadenlos der Schere weichen muß.
Mit “Neuerwachen” dagegen erwischt die Band anschließend einen Einstieg nach Maß: treibende, fast thrashige Riffs treffen auf die erwarteten Flächenkeys, und über dem galloppierenden Schlagwerk thront Pippo mit wirklich abgrundtiefen Grunzereien. Da stört es wenig, daß auch der obligatorische Spinettsound (90er, ihr wißt schon) nicht weit ist – der Opener ist ein Paradebeispiel für gelungenen Düstermetal der alten Schule.
“Mein Käfig” senkt zunächst die Geschwindigkeit, vermag allerdings vor allem durch diverse Keyboardarrangements die Spannung aufrecht zu erhalten, bevor mit “Mehr davon” das erste Mal etwas Beliebigkeit Einzug hält – hier suhlt man sich für meine Begriffe zu ausgiebig in einem nicht perfekten Lead und verpaßt zudem das sich mittig anbietende Break hin zu mehr Härte. In Verbindung mit der sich häufenden Kreischerei wäre hier sicher mehr zu holen gewesen.
Der Titelsong, eine Absage an jede Form der Diktatur, ist ein gelungener Stampfer mit schön gesetzten Sprachsamples, der zum Mitsingen animiert, bevor das als Fadeout bekannte Ausblendmanöver einen leicht bitteren Schlußpunkt setzt – klassische Popsitte, mit der ich im harten Bereich noch nie etwas anfangen konnte.
Gleichsam als Entschädigung folgt mit dem instrumental gehaltenen “Melancholie” einer der schönsten Songs auf dem Fuße. Der von Violine und gezupften Gitarren begleitete Spannungsaufbau bis hin zum aufwühlenden Schlußteil mit E-Gitarre macht wirklich Spaß und sorgt dafür, daß man dieses stimmungsvolle Kleinod auch beim zehnten Mal nicht überspringen wird – sehr stark.
“Das Licht” bricht danach wieder konventionell durch dicke Synthwolken, vermag jedoch durch leicht verzerrten Klargesang und kurze (sehr kurze) Ausbrüche durchaus Akzente zu setzen. Das ändert allerdings wenig daran, daß es – wie auch das etwas ziellose “Auge um Auge...” - wenig Neues auf den Tisch bringt, bevor das Album mit einer Neuaufnahme des 2003 erschienenen “Allein” ausklingt, einem (passend zum Eichendorff'schen Text) sanft einsteigenden Track, der sich mit recht harten Gitarren und mächtigem Gekreisch verabschiedet.

Wie ihr vielleicht gemerkt habt, liefern SN hier eine Scheibe ab, bei der man trotz hörbar ambitionierter Herangehensweise desöfteren auf das kleine Wörtchen “aber” zurückfällt. Ursache sind meist Kleinigkeiten, die vor allem deswegen ins Kontor schlagen, weil die “Propheten...” ein Feld beackern, auf welchem viele Dinge bereits gesagt wurden – vergleichbar vielleicht mit dem Death Metal in jüngerer Zeit.
Darüber zu verschweigen, daß die auf dem Album verewigten Songs durchweg angenehm zu hören sind, wäre indes vermessen – nach anfänglicher Skepsis fügen sich alle Teile zu einem recht nostalgischen Bild, welches durch deutsche Texte und gitarrenorientierte Produktion dann doch mehr Eigenheit gewinnt als man zunächst glauben mochte.
Und genau deswegen empfehle ich diese Scheibe all jenen, die auf grundsoliden dunklen Metal zwischen fiesem Gesang und schmeichelnden Keyboards stehen.

Auf der Homepage findet ihr "Das Licht" übrigens als vollwertigen Download.
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