Neurosis - Souls At Zero

Neurosis - Souls At Zero
Avantgarde Metal
erschienen in 1992 bei Neurot Recordings
dauert 76:42 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. To Crawl Under One's Skin
2. Souls At Zero
3. Zero
4. Flight
5. The Web
6. Sterile Vision
7. A Chronology For Survival
8. Stripped
9. Takeahnase
10. Empty
11. Souls (Demo Version)
12. Zero (Demo Version)
13. Cleanse III (Live in London)

Die Bloodchamber meint:

1992 zeigten sich Neurosis mit "Souls At Zero" auf dem Höhepunkt ihres Schaffens. Die noisigen Crustcore-Anteile der früheren Alben sind merklich zurückgegangen, dafür gewannen die langsameren, psychedelischen Parts deutlich an Gewicht. Auf "Souls At Zero" halten sich diese beiden Neurosis-Merkmale perfekt die Waage, und das auf technisch wie musikalisch höchsten Niveau.
Irrsinnige, krachige Gitarrenwände brechen Wellen gleich über dem Hörer zusammen, Scott Kelly's Stimme fleht, schreit und wimmert gegen alles Negative in der Welt... und im nächsten Moment kommt der Umbruch, leise Akustikgitarren geben den Ton an, irgendwo klingt eine Flöte durch den Flüstergesang und sogar Trompeten sind zu hören. Tribal-Einflüsse und Mantra-ähnliche Gesänge gibt es auch noch zu entdecken.
Neurosis verlangen dem geneigten Hörer durch ihre komplexen Soundstrukturen einiges ab, die sehr langen Lieder fordern fast schon Ausdauer, doch gibt die Musik ein Vielfaches zurück. Musik zu schaffen, auf die die Bezeichnung extrem ebenso passt wie experimentell, die gleichzeitig bösartig, neurotisch und wunderschön ist, verlangt nach einer ungeheuren Begabung. Selten durfte ich derart intensive Musik erleben, durch die man wie in einem Sog nach unten gezogen wird. Zu den apokalyptischen Texten entstehen wie von selbst Bilder von Untergang und Verfall - akut suizidgefährdeten Zeitgenossen sei von der CD abgeraten.
Allen anderen, die vor schwieriger Musik nicht zurückschrecken, sei "Souls At Zero" wärmstens empfohlen.
Anspieltipps zu geben ist unmöglich, wer die Musik durchstiegen hat, wird feststellen, dass "Souls At Zero" ein Gesamtkunstwerk, eine Collage aus Songs ist, die sich zu etwas Größerem zusammenfügen.

Der 2003 erschienene Re-Release enthält 2 Demoversionen sowie ein Livestück - auf die ersteren beiden kann man getrost verzichten, da sich beide Tracks in besserer Qualität schon auf der CD befinden. Der Livetrack hingegen weiß durch das Tribal-Getrommel durchaus zu faszinieren.

Am Ende bleibt nur die Frage, welchem Genre Neurosis am ehesten zuzuordnen sind. "Psychedelic Metal" beleuchtet nur einen zu kleinen Teil der Musik, in die einzelnen Progressive-Sparten will sich das Werk auch nicht einfügen. Bleibt Avantgarde-Metal, denn außergewöhnlich, eben avantgardistisch, sind Neurosis garantiert.
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