Die Sache mit der Liebe


Interview mit Mortal Love
Gothic Metal aus Norwegen
Die norwegische Gothic Band MORTAL LOVE haben mit „I Have Lost“ einen mehr als anständigen Zweitling abgeliefert. Eingängige Melodien, ausgefeiltes Songwriting und die auffällige Stimme von Sängerin Cat machen das Album zu einem gleichsam spannenden wie emotionalen Erlebnis. Grund genug, um Bassist Lev mal ein paar Fragen über die Band und das lyrische Konzept des Silberlings zu stellen.

Zu Beginn eine Frage, die mir seit dem ersten Hören der Scheibe auf den Nägeln brennt. Welche Droge hatte Cat intus, als sie die ersten Zeilen von “Existence” eingesungen hat?


Norwegischer Aquavit.

All eure Song Titel bestehen aus einem einzigen Wort. In welchem Zusammenhang stehen sie zueinander und hat deren Reihenfolge eine bestimmte Bedeutung?

Darum geht es ja gerade: zu enträtseln, was es damit auf sich hat. Ich kann dir nur so viel sagen, dass man ungefähr die Idee hinter „I Have Lost“ versteht, wenn man den Albumtitel vor jeden Songtitel setzt. Allerdings steckt da noch einiges mehr dahinter, aber ich überlasse es dem CD-Käufer, alles selbst herauszubekommen.

Wie seid ihr zu dieser Art Musik gekommen? Seid ihr alle Opfer von gescheiterten Beziehungen?

Nein, wir sind kein depressiver Haufen, falls du das meinst. Es geht lediglich um eine wahre Liebesgeschichte, die wir alle nachvollziehen können. Jeder in der Band hat so etwas in irgendeiner Form schon einmal durchgemacht. Aber ich denke ebenfalls, dass jeder, der schon einmal in einer Liebes- oder auch Hass-Beziehung gewesen ist, einige der Gefühle in den Songs nachvollziehen kann. Ich rede mir immer ein, dass das Schreiben von Songs und Texten zu diesem Thema einem dabei hilft, es zu verarbeiten. Wie man hört, soll das ja eine gute Therapie sein.

Wie alt ist eigentlich eure Sängerin? Ist sie wirklich das zerbrechliche kleine Mädchen wie auf dem CD-Cover oder spielt ihr nur mit diesem Lolita-Image?

Lolita-Image??? Haha...Nein sie ist kein „kleines Mädchen“, allerdings ist sie schon zerbrechlich, wenn es um solche Themen geht. Aber sind wir das nicht alle, wenn die Liebe ins Spiel kommt? Das Bild auf dem Cover soll lediglich in Bezug zu dem Inhalt der CD stehen. Es wäre einfach falsch, eine fröhlich grinsende Band zu präsentieren, da dies einfach nicht zur Musik von „I Have Lost“ passen würde.

Euer erstes Album “All The Beauty” hatte einige deutlich Anleihen bei Theatre Of Tragedy & Co. Mittlerweile sind eure Songs viel einzigartiger geworden. Habt ihr erst eine gewisse Zeit gebraucht, um so etwas wie euren eigenen Stil zu finden?

Ich denke, du hast recht. Wir brauchten das erste Album, um herauszufinden, wohin wir eigentlich gehen wollten. Nicht unerheblich waren sicherlich auch die Veränderungen in der zugrundeliegenden Geschichte, der wir uns nun von ganz anderen Gesichtspunkten annähern konnten. Ebenso hat unser Gitarrist Rain6 viel mehr zum Songwriting beigetragen als auf „All The Beauty“. Ich würde sagen, dass wir uns als Komponisten, als Band und in der Zusammenarbeit mit den Produzenten insofern weiterentwickelt haben, dass man von einem „eigenen“ Stil sprechen kann.

Welche anderen Bands haben euch denn noch beeinflusst bzw. was hört ihr denn privat?

Auf “I Have Lost” wurden wir inspiriert von Bands wie The Gathering, 30 Seconds to Mars, Cradle of Filth, Dimmu Borgir, Type O Negative und Paradise Lost.
Aber im Grossen und Ganzen wurde die Band beeinflusst von Rush, AC/DC, Ozzy Osbourne, Tory Amos, Sonata Arctica, the Birthday Massacre, Jeff Buckley, Jerry Cantrell, Nirvana, Apocalyptica usw. Die Liste ist endlos.

Wer schreibt denn eure Songs?

Zu “I Have Lost” haben wir alle unseren Teil beigetragen, obwohl Rain6 die Hauptarbeit geleistet hat. Die Songs entstehen eigentlich immer erst im Studio und deren Entwicklungsprozess ist jedes Mal etwas anders. Manchmal ist ein Song vorher schon so gut wie fertig und ein anderes Mal gibt es vorher nur ein Riff und der Rest der Band muss versuchen, das Beste daraus zu machen.

Habt ihr mehr männliche oder weibliche Fans?

Das kann ich dir auch nicht genau sagen. Ich schätze mal, das dürfte sich ungefähr die Waage halten. Dieses Genre ist momentan viel offener als noch vor ein paar Jahren und scheinbar bemerken uns dadurch weitaus mehr Leute aus den unterschiedlichsten Interessengebieten.

Was ist eigentlich die Hauptaussage deiner Band? Wollt ihr, dass die Fans sich selbst bemitleiden und besseren Zeiten nachtrauern oder sich in Phantasiewelten flüchten? Oder wollt ihr Ihnen Hoffnung auf den Weg geben, dass es auch wieder bessere Zeiten geben wird?

Auf jeden Fall das Letztere. Wir erzählen zwar eine tragische Geschichte, aber das bedeutet nicht, dass sich die Leute auch danach richten sollen. Wenn man sich gerade in einem solchen Stadium befindet, kann man eh nichts machen. Da muss man dann einfach durch. Irgendwann kann man dann zurück schauen und merkt, dass man dadurch nur stärker geworden ist. Vielleicht helfen Musik und Songtexte den Leuten dabei, dass sie sich nicht ganz so „allein“ fühlen und erleichtern eventuell ein paar Dinge.

In der Massacre-Labelfamilie fallt ihr zwischen all den Power, Heavy und Thrash Metal Bands schon ein wenig auf. Wie habt ihr das Label dazu überreden können, euch unter Vertrag zu nehmen?

Tja, überredet haben wir eigentlich niemanden. Wir haben Ende 2001 einfach eine Demo verschickt und sie waren die Professionellsten, die uns geantwortet haben. Ich glaube, dass Massacre auch auf der Suche nach ein paar Bands waren, um ihr Repertoire zu erweitern. Zum Glück haben sie die Kraft und das musikalische Gespür, auch einmal Bands außerhalb ihres üblichen Kataloges aufzunehmen. In Norwegen zum Beispiel ist das echt ein Nachteil. Niemand hat dort den Mut, eine norwegische Gothic-Band zu signen. Das ist echt traurig, da sich dort in diesem Genre momentan sehr viel tut.

Wie sehen eure Zukunftspläne aus? Denkt ihr an eine europäische Tour?

Ich hoffe doch. Wir würden wirklich sehr gerne auf Tour gehen, da uns viele Fans regelrecht anbetteln, doch auch einmal in ihrem Land zu spielen. Massacre ist ein deutsches Label und wir hoffen dadurch, dass sich dadurch viele Gelegenheiten ergeben werden, bei euch und in den Nachbarländern aufzutreten.

Danke für dieses Interview. Die letzten Worte gehen an dich:

Bitte besorgt euch unsere letzte CD “I Have Lost”. Wir freuen uns wirklich sehr über die tollen Kritiken von den ausländischen Magazinen und Fans. Es bedeutet uns sehr viel und macht uns sehr stolz, dass ihr unsere Musik hört. Glaubt an euch selbst, denn nur ihr tragt die Antworten für ein gutes Leben in euch!
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