Mit "Hamburg Bay Area Thrash" auf dem Weg nach oben!


Interview mit Mad Doggin'
Modern Metal aus Deutschland - Hamburg
Hallo Mad Doggin’! Schön, dass Ihr euch einen Moment Zeit für die Fragen nehmt!

Mein nicht grade positives Review zu eurer Scheibe hat bei eurer Plattenfirma für einiges an Aufsehen gesorgt. Was haltet ihr selbst von meiner Kritik?

Hallo erstmal. Natürlich hätten wir uns über eine positivere Review mehr gefreut, aber es ist völlig in Ordnung, wenn Du die Platte so bewertest, denn es ist nun mal Deine Meinung. Wir freuen uns aber, dass Du trotzdem so offen bist und mit uns ein Interview machst.
Ausserdem ist es cool, wenn die Platte so kontrovers diskutiert wird. Nichts wäre schlimmer, als im wischi-waschi - Mittelmaß zu versinken, oder gar nicht wahrgenommen zu werden.

Vor allem die Tatsache, dass das Album erst in meiner persönlichen Top5 stand und dann ein solches Review bekam, stieß auf fragende Blicke bei eurem Label. Doch je länger ich mich mit „Isle of View“ beschäftigte, desto weniger erfreute mich die Scheibe. Das hat nichts persönliches mit euch zu tun, sondern ist meine eigene Meinung. Wie sehr nehmt ihr dennoch ein Interview oder ein Review mit einem Online Magazin ernst? Ich frage deshalb, weil ihr ja auch mit der „Metal Hammer“ zusammengearbeitet habt, was für euch sicherlich ein größerer Werbevorteil ist...

Ob die Review nun von einem Online-Mag oder einem Heft wie dem Metal Hammer stammt ist an sich Wurscht. Wir freuen uns über jede Plattform, die uns geboten wird und behandeln das alles gleich. Ein eventueller „Werbevorteil“ (falls es ihn denn tatsächlich gibt), ist dabei völlig nebensächlich. Wir nehmen ein Interview mit einem Online-Mag genauso ernst, wie eines mit dem Metal Hammer.

Wie sehr seid ihr selbst mit eurer Arbeit und dem Album zufrieden?

Wir sind mit der Platte absolut zufrieden und auch echt stolz auf das Ergebnis der harten Arbeit. Wenn es dann anderen Leuten auch gefällt, ist das natürlich super, aber man kann nicht erwarten, dass man es dabei allen recht macht. Gerade in dem musikalischen Feld, in dem wir uns bewegen.

Kannst du in einigen Worten erklären, wie die Arbeit an eurem Album war?

Die Arbeit war echt hart. Nachdem wir letzten November auf Tour waren, haben wir uns gleich danach im Proberaum verschanzt und mit der Vorproduktion für die ~Isle Of View~ angefangen. Dieses Frühjahr gings ab ins Studio und im Juni war sie fertig. Das war wirklich ein strammer Zeitplan und hat uns einiges abverlangt. Die Arbeit im Studio selber war verdammt anstrengend. Stundenlange Konzentration und diese Dauerbeschallung nagen schon übel an den Nerven. Auch die Zeit für Freunde, Freundin und Familie muss dabei immer hinten an stehen und macht es nicht einfacher. Wenn man dann allerdings mit der fertigen Scheibe aus dem Studio marschiert, fühlt man sich wie neu geboren. Das Gefühl ist wirklich unbeschreiblich. Und es wär ja auch langweilig, wenn alles so einfach wäre ;-)

Könnt ihr mal kurz die Geschichte von MAD DOGGIN’ skizzieren? Isle of View ist ja nun euer drittes Album und mit den ersten beiden Scheiben war euch der große Durchbruch nicht wirklich gelungen.

Gegründet wurde die Band 2002 und nach den obligatorischen Besetzungswechseln, kam 2004 recht zügig das erste Album F.O.A.D. raus. Gleich darauf gings mit SOULFLY ab auf Tour und das war mal wahrlich der Hammer! Im Herbst 2004 kam die ALONE raus und wir haben eine Headliner-Tour gespielt. Im Frühjahr 2005, quasi parallel zur Studioarbeit sind wir mit STUCK MOJO getourt und danach noch mal mit LIMBOGOTT und ADDICTION CREW. Alles in allem waren wir viel unterwegs und haben uns selber kaum eine Pause gegönnt. Wir hatten so viele Ideen und wollten die so schnell wie möglich umsetzen. Auch jetzt haben wir keineswegs vor, auf die Bremse zu treten.

Was ist der wahre Stil eurer Musik und wie würdet ihr ihn beschreiben?

Das ist echt immer so ne Frage. Wir stecken uns nur sehr ungern in diese Schubladen, weil wir uns damit selbst Grenzen auferlegen würden und das hat unserer Meinung nach bei Musik nichts verloren. Musik sollte frei von so was sein. Diese ganzen Pseudo-Genres wie „Metalcore“, „Nu-Metal“ oder weiß der Henker was, braucht doch kein Mensch. Das wird sowieso alles nach kurzer Zeit zum Schimpfwort. Uns hat man mal als „Hamburg Bay Area Thrash“ bezeichnet. Das fanden wir noch ganz witzig, weil es unseres Wissens nach bisher keine andere Band in diesem Genre gibt :-)
Am Ende des Tages machen wir einfach Metal, in den wir verschiedenste Sachen einfliessen lassen, so wie es uns gerade passt.

Wie seid ihr auf den Bandnamen MAD DOGGIN’ gekommen? Klingt ja im ersten Moment eher nach einer Hardcoreband.

Das war eher eine zufällige Geschichte. Den Begriff hat mal einer in einem Buch aufgeschnappt und die Mehrdeutigkeit hat uns gut gefallen. Tatsächlich steckt da jetzt aber keine großartige Rock ‚n Roll - Story hinter und auch keine wahnsinnig tiefschürfende Bedeutung. Die Band heisst nun mal so und jeder kann selbst entscheiden, was er in dem Namen sieht. Ob das nun nach Hardcore klingt, oder nicht, war uns immer völlig egal.

Wie waren die allgemeinen Reaktionen auf euer Album?

Die Reaktionen waren meist sehr positiv. Sowohl seitens der Presse, als auch von Freunden, Fans und anderen Leuten. Doch gerade die Meinungen der Leute, die die Platte nicht mögen, sind dabei das Salz in der Suppe. Das gibt einem die Möglichkeit, alle Pros und Contras mitzunehmen und es ist echt interessant, wie unterschiedlich ein und die selbe Platte von verschiedenen Menschen wahrgenommen wird. Gerade diese Tatsache, dass es dabei immer um die Art und Weise der Betrachtung geht, ist ja auch Bestandteil des Albumtitels.

Ihr verarbeitet in eurer Musik sehr ernste Themen, zum Beispiel beim Song „Team Deathmatch“ bei dem es darum geht, dass ein Familienmitglied eines Bandmembers beinahe an Leukämie gestorben wäre. Meine Aussage zu diesem Song lautete: „Niveaulos und uninspiriert“. Allerdings war dies nur auf Gesang und Gitarrenarbeit bezogen, nicht auf die Texte. Dennoch: würdet ihr im ersten Augenblick dem Autor nicht am liebsten mal ordentlich die Meinung sagen? Wenn ja: hier ist nun Platz dafür...

Das ist ein Punkt, wo es schnell nicht mehr um den Inhalt, als vielmehr um die Formulierung geht. Man ist schnell dabei, so was persönlich zu nehmen, anstatt sich die Mühe zu machen, die tatsächliche Aussage herauszulesen. Wir haben in dem Falle nun mal nicht deinen Musikgeschmack getroffen, was ja auch völlig in Ordnung ist. Deshalb gibt es ja auch gar keinen Grund, dich anzupöbeln oder so. Sicherlich hätte man die besagte Stelle anders oder eindeutiger Formulieren können, aber das steht dir ja vollkommen frei. In unseren Texten wird auch eine deutliche Sprache gesprochen und wenn da mal einer schlecht bei wegkommt, muss er ebenso damit leben. Das Leben ist zu kurz, um sich über solche Nebensächlichkeiten zu ärgern.

Was können Freunde eurer Musik in Zukunft von MAD DOGGIN’ erwarten?

In aller erster Linie arbeiten wir gerade daran, wieder auf Tour zu gehen. Die geneigten Hörer können also erwarten, dass sie die neue Platte bald live um die Ohren gepustet kriegen. Falls die Frage aber auf den nächsten Tonträger abzielen sollte: Keine Ahnung. Wir wissen noch gar nicht, wann die nächste Platte ansteht und wie sie klingen wird. Dafür ist es auch noch viel zu früh. Wir sind jetzt erst mal mit der ~Isle Of View~ unterwegs und werden uns erst in einigen Monaten wieder intensiv mit Songwriting beschäftigen. Ihr müsst euch also genauso überraschen lassen, wie wir.

Nicht alles auf „Isle of View“ hat mir missfallen. Mit dem deutschsprachigen „Still“ ist beispielsweise ein Song dabei, den ich richtig klasse fand. Wollt ihr in Zukunft vielleicht verstärkt mit deutschen Texten arbeiten?

„Still“ hat sich einfach so ergeben. Der Song hat einfach nach einem deutschen Text geschrieen und wir sind dem Ruf gefolgt. Für uns war das was ganz Neues und wir wollten das einfach mal machen. Das wird mit Sicherheit aber nicht die Regel werden. Wir haben nicht vor, auf den Deutsch-Rock Zug mit aufzuspringen.

Auf „Isle of View“ wird eine Menge Abwechslung geboten und auch die Spielzeit kann eine amtliche Länge vorweisen. Eine Stärke liegt sicherlich in der Variabilität der Bandmember. Die Songs enthalten mal etwas thrashige Passagen, kommen in Balladenform daher oder knallen straight und modern durch die Boxen. Wie genau würdet ihr euren Stil beschreiben und gibt es ein Genre, das ihr bevorzugt oder euch am besten liegt?

Wie vorher schon gesagt, nehmen wir ganz gerne den Begriff „Hamburg Bay Area Thrash“ an. Natürlich streiten wir alles ab und behaupten das Gegenteil, wenn dieser Begriff in Kürze zur Beleidigung mutiert! :-)
Und zur Abwechslung: Gibt es etwas öderes, als wenn jeder Song einer Platte gleich klingt?

Ich sprach im Review neben dem abwechslungsreichen Material auch die guten Songideen an, die aber meiner Meinung nach nicht völlig ausgeschöpft werden konnten. So hatte ich den Eindruck, dass nach zwei Minuten die Songs einem bösen Qualitätsverlust unterlagen und für eine Weiterverarbeitung der Ideen der nötige Überraschungsmoment oder die vielleicht angebrachte Innovationsfähigkeit fehlte. Die Länge der Songs schwankt (außer bei „Still“) immer um vier Minuten. Ist dies ein Anzeichen dafür, dass ihr was das Songwriting betrifft noch einiges verbessern könnt?

Das ist viel mehr ein deutliches Anzeichen dafür, dass Du offensichtlich auf andere Mucke abfährst, als wir. Vielleicht stehst Du mehr auf Gefrickel a la „Meshuggah“, „Mudvayne“ oder eventuell sogar „Dream Theater“? Damit können wir nicht dienen. Wir haben es lieber schön auf den Punkt und auf das Wesentliche konzentriert. Für uns sind die Songs rund, so wie sie sind. Du hättest gerne mehr Kanten und Spielereien, aber das sind eben nicht wir. Jedenfalls zur Zeit nicht.

Kritisch bin ich auch mit dem Gesang umgegangen, der mir vor allem in den melodischen Passagen gar nicht gefiel. Seid ihr da völlig anderer Meinung oder glaubt ihr auch, dass die härteren Vocals Sänger Ben besser zu Gesicht stehen?

Das ist genau wie alles andere reine Geschmackssache. Entweder man mag die Stimmfarbe, oder die Art und Weise des Gesangs, oder eben nicht. Mit Sicherheit liegt Ben’s Stärke im Abschreien, aber gerade der Wechsel zwischen seinen Arten zu singen, macht doch die Dynamik in der Musik aus und passt genau in unsere Songs. Wenn wir davon nicht überzeugt wären, hätten wir vermutlich einen anderen Sänger. Tatsache ist aber, dass alles so ist, wie es sein soll.

Wie kam es zu der Coverversion von „Sunglasses at Night?

Mit dem Cover von „Sunglasses“ wollten wir deutlich machen, dass wir unser Image, was uns lange angedichtet wurde, nie ernst genommen haben. Das war damals ein Witz, den aber wohl kaum jemand verstanden hat J. Tja und der Song ist unsere Art, damit umzugehen. Ausserdem ist das ein spitzen Track, den der gute Corey Hart damals gezaubert hat. Es hat echt enorm Spaß gemacht, den Song zu covern.

Wer sind eure musikalischen Vorbilder?

Aus dem Metal-Bereich definitiv Bands wie PANTERA, MACHINE HEAD, METALLICA, SEPULTURA, oder auch Sachen wie IRON MAIDEN und dergleichen. Dazu kommen aber noch diverse Einflüsse aus anderen Bereichen und die alle hier aufzuzählen, würde komplett den Rahmen sprengen.

Seid ihr auch in eurer Freizeit befreundet oder trennt ihr strikt zwischen Band und Privatleben?

Nein, eigentlich hassen wir uns und reden nur miteinander, wenn es sich überhaupt nicht vermeiden lässt :-)
Quatsch, klar sind wir befreundet. Wir verbringen mehr Zeit miteinander, als mit jedem anderen Menschen. Wenn´s da nicht auf der privaten Ebene laufen würde, könnte man doch gleich einpacken. Natürlich gibt es oft Spannungen und so, aber das bleibt bei einer derart intensiven Geschichte niemals aus. Wir können uns auch richtig ankreischen, ohne dass das einer dem anderen nachträgt. Das ist beinahe so, wie in einer Ehe....in guten und in schlechten Zeiten, bis dass der Tod uns scheidet!

Habt ihr eigentlich noch vernichtendere Kritik erhalten oder waren die meisten Reviews zu eurer Scheibe positiv? Im Grunde genommen liegt ihr ja auch bei uns noch bei 5 Punkten, was nach unseren Einstufungen dem Niveau von „Durchschnittsware“ entspricht. Falls das die schlechteste Bewertung war, so könnt ihr doch im Allgemeinen ganz zufrieden sein, oder?

Der Grundton war schon sehr positiv, aber es gab auch einige, die die Platte nicht mochten. Wie vorher aber schon erwähnt, gehört das absolut dazu und ist vollkommen in Ordnung, Daraus ergibt sich einfach ein viel detaillierteres Bild der Scheibe, weil jeder andere Aspekte bemängelt oder hervorhebt. Eine absolute Wahrheit kann es dabei einfach nicht geben, weil Musik etwas derart emotionales ist, dass sich jeder einfach sein eigenes Bild machen muss. Was dem einen gefällt, ist für den anderen total ungeil und umgekehrt. Unsere Musik ist exakt die Schnittmenge von dem, was wir vier jeweils für gut befinden, quasi unser gemeinsamer Nenner. Logisch, dass die Meinungen darüber auseinander gehen.

Und hier sind die drei Fragen, die garnichts mit dem Metal zu tun haben:

Mit wem würdet ihr gerne mal in die Badewanne steigen?


Dazu müsste man ja erst mal ne Badewanne haben!

Was ist der beschissenste Song aller Zeiten?

Wie soll man aus der schier unerschöpflichen Auswahl an musikalischen Durchfall, den es heutzutage gibt, einen einzelnen benennen? Jedes mal, wenn man MTV oder VIVA einschaltet, entdeckt man mindestens 12 neue Anwärter auf diesen Titel. Von „Tokio Hotel“, über den ganzen Plastik-R’n B- Schrott, bis zu „Schnappi“, prügelt sich jeder um diese Position.

Was nehmt ihr auf eine einsame Insel mit? (drei Dinge)

- ein Mädchenpensionat (zur Erhaltung der Art)
- eine Brauerei (zum Ertragen des Mädchenpensionats)
- Schwimmflügel (für den verzweifelten Fluchtversuch)

Okay, wir sind am Ende unseres Interviews! Habt ihr noch ein paar weise Worte für die Leute da draußen?

Weise Worte seien den Menschen überlassen, die mehr Grips haben, als wir. Was wir zu sagen haben, tun wir mit unserer Musik.

Ich wünsche euch alles gute für die Zukunft und hoffe, dass ihr mit eurer Platte noch ordentlich Erfolg habt. Zum Glück hört jeder Mensch mit anderen Ohren und sicherlich gibt es genug Leute da draußen, die sich an eurer Cd erfreuen können. In diesem Sinne: Lasst es rocken und habt Spaß an der Musik! Ciao!
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