Gedanken zum sozialen Miteinander


Interview mit Sacrificium
Death Metal aus Deutschland - Stuttgart
Nachdem ich die Möglichkeit hatte das 2005er Album "Escaping The Stupor" der Stuttgarter auseinanderzunehmen, aber nicht wirklich viel fand, was zu bemängeln wäre, gab es für mich nun die Chance ein kurzes Interview mit Sacrificium zu machen. Also nutzte ich die Gelegenheit die Band mal ein wenig über ihre Musik und ihren sozialen bzw. christlichen Hintergrund in Erfahrung zu bringen. Aber lest selbst.


Hallo und erst einmal herzlichen Dank, dass Ihr Euch die Zeit für ein kurzes Interview nehmt.

Kein Problem, machen wir doch gerne.

Wenn ich mir Eure aktuelle CD „Escaping The Stupor“ anhöre, fällt mir auf, dass Ihr zwischen den ganzen Death-Metal-Stilen Euren eigenen gefunden habt. Wie lange habt Ihr daran herumgebastelt, um „Euren“ Sound zu finden?

Eigentlich machen wir nur das, was wir selbst gerne hören möchten. Wir verarbeiten im Grunde das, was uns gefällt und wenn wir dann im Proberaum unsere Ideen zusammenwerfen kommt einfach Sacrificium dabei raus.

Bedenkt man, dass Ihr seit 1993 so einige Stile kommen und gehen sehen habt, bei welchem fühlt Ihr Euch denn am ehesten zu Hause?

Wohl am ehesten beim „old school“ Death Metal, wobei wir eigentlich jeder Stilrichtung innerhalb des Metal Genres etwas abgewinnen können. Wir laufen nicht mit Scheuklappen in der Gegend rum und versuchen uns von allem fern zu halten, was nicht Death Metal oder gar kein Metal ist. Es gibt viel gute Musik da draußen und Metal ist ein Teil davon.

Wenn ich mir Euer Line-Up ansehe fällt auf, dass Ihr mit Ulrike eine Gitarrenposition mit einer Frau besetzt habt. Das ist heut zu Tage zwar nicht mehr sonderlich außergewöhnlich, doch in wie Weit macht sich das im Songwriting bemerkbar, da man ja den Frauen allgemein mehr Gefühl unterstellt?

Eigentlich hat es keinen Einfluss auf unser Songwriting. Es ist eher eine Sache der Person und welche Einflüsse die oder derjenige in die Band mit einbringt. Unabhängig davon, ob Männchen oder Weibchen. Einfluss hatte es eher auf unser Verhalten. Weniger schmutzige Witze, kein Furzen mehr im Proberaum und solche Sachen. Aber das hat sich auch wieder gelegt. Ulrike hat es nicht immer einfach mit uns. Dafür kann sie aber gut contra geben.

Euch ist mit „Escaping The Stupor“ ein recht großer Wurf gelungen. Ich hatte es bereits in meinem Review angedeutet: Nachdem Ihr als Band nun schon weit mehr als 10 Jahre auf dem Buckel habt, kommt die CD nicht vielleicht ein bisschen spät für die Karriere?

Danke, aber wenn wir auf Karriere aus wären, dann machen wir wohl definitiv die falsche Musik ;-)
Aber besser spät als nie. Denn solange wir Spaß an der Sache haben und motiviert sind, was zur Zeit mehr denn je der Fall ist, dann ist das, zu mindestens für uns, kein Problem. Sicher sind 2 Alben innerhalb von 10 Jahre mehr als dürftig, aber manche Dinge brauchen einfach ein Weilchen länger als üblich. Und vielleicht hat es ja auch sein Gutes. Man wird sehen.

Wodurch versucht Ihr Euch mitzuteilen? Eher durch die Stimmung Eurer Musik oder durch die Aussagen in den Texten?

Beides. Musik und Texte sind gleichberechtigt.

Wie lassen sich Eure eigentlich positiven Texte mit der Aggression und Brutalität der Musik verbinden, letztendlich denkt man bei Death-Metal nicht an christliche Weltanschauung?

Nun, es stimmt zwar, dass unsere Texte einen positiven und auch von unserem Glauben beeinflussten Hintergrund haben, dennoch sind die Texte bzw. die Themen alles andere als positiv. Hier geht es nicht um „Friede-Freude-Eierkuchen“ sondern um Dinge, die evtl. keinen guten Ausgang haben oder Themen, die uns zu schaffen machen und die uns nahe gehen. Somit ist Brutalität und Aggression durchaus auch angebracht.

Bleiben wir mal eben bei Religion. Seht Ihr die Religiosität, gleich welchen Glaubens, innerhalb des Metal-Genres als unterentwickelt oder sind die Bands, die sich mit diesem Thema beschäftigen ausreichend, um die Klientel zu erreichen?

Im Grunde kümmert uns das eigentlich nicht. So lange Bands das was sie wiedergeben ernst meinen und ehrlich im Umgang mit Ihren Fans sind, oder zur Erheiterung beitragen, ist eigentlich alles in bester Ordnung. Bis auf die Braune Fraktion. Das geht unter keinen Umständen und ist nicht zu tolerieren.

Wenn Ihr die Möglichkeit hättet innerhalb des „Sozialstaates“ Deutschland eine Sache zu ändern, welche wäre das und warum?

Nur eine? Das ist sehr schwierig. Um in unserem „schönen“ Land etwas positiv zu verändern braucht man einen ganzen Katalog voll mit Änderungen. Von daher, wenn's denn bei einer einzigen Sache bleibt, dann gäbe es wohl Freibier für alle oder die Abschaffung der GEMA (was sowieso ein sehr dubioser Verein ist). Dann haben zumindestens die Biertrinker kurz ihren Spaß oder kleine Bands keinen Stress mit der GEMA nur weil diese Ihre Songs zum Download anbieten.
Aber eigentlich haben wir's doch gar nicht so schlecht oder? Klar, gibt es einige Sachen, die nicht so gut laufen, wie z.B. die Wahnsinns Bürokratie oder auch dieses oftmals alles so auf Formalitäten beschränkte Denken der Behörden, sowas könnte geändert werden.

Ich glaube nicht, dass man weit damit kommt, wenn man nur an einer Ecke was verändern kann. Ich denke aber, dass wir immer noch einen guten Sozialstaat haben. Klar, gibt es einige Sachen, die nicht so gut laufen, wie z.B. die Wahnsinns Bürokratie oder auch dieses oftmals alles so auf Formalitäten beschränkte Denken der Behörden. Was ich verändern würde, wäre eher unser Verständnis von uns als Deutschen. Ich bin in keiner Weise der Meinung, dass wir als Deutsche besser sind als andere. Trotzdem leben wir in einem super Land, haben schon unheimlich viel geschafft, wir haben zur Verbesserung der Welt beigetragen und vieles mehr. Auf jedem Fall ist in unserem Land schon viel Scheiße passiert und Sachen wegen denen man sich absolut schämen müsste Deutsche/r zu sein. Aber wir haben das nicht gemacht. Es liegt nicht in unserer Hand die Vergangenheit zu ändern, aber es liegt absolut in unserer Hand das Heute zu ändern und so zu gestalten, dass man guten Gewissens stolz darauf sein kann.

Wie sehen die Zukunftspläne von Sacrificium aus? Auf was dürfen wir gespannt sein?

So viel Konzerte wie nur möglich, noch so viele Alben wie möglich und Rocken bis die Knochen knarzen ;-)
Aber mal im Ernst: Wir möchten so schnell wie möglich touren und viel Live spielen. Wenn's von den Terminen her klappt, dann Ende 2006 wieder ins Studio. Zudem versuchen wir evtl. auf einem Festival einen Livemitschnitt zu machen. Mal sehen ob's klappt. Vielleicht gibt's demnächst auf unserer Homepage einen Clip von unserer Release Party zum Downloaden. Wir haben noch nicht alles Material durchgesehen, aber da sollte was dabei sein, um zu einem Song ein kleines Live Video zustande zu bringen.

So, das ist nun auch schon das Ende des Frage-Antwortspiels. Und deshalb gibt es jetzt für Euch die Möglichkeit noch etwas in eigener Sache loszuwerden.

Vielen Dank erstmal für das Interview!
Unsere Homepage wird gerade runderneuert, also schaut in nächster Zeit mal drauf. Geht zum CD Händler Eures Vertrauens und kauft „Escaping The Stupor“. Wenn Ihr möchtet, dass wir bei Euch in der Gegend auf einen Gig vorbeikommen, dann meldet Euch bei unserer Booking Agentur
(http://www.drock.org). Auf ein metallisches 2006!

Danke!
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